Die Festung der Titanen
zuerst gefunden habt.
Das grüne Glas der Tür war mir ein Spiegel, und dort sah ich, zum ersten Mal seit langer Zeit, wieder mich selbst. Vergangen war der Jüngling, der ich nach meiner Auferstehung gewesen war. Ich hatte wieder Falten, Narben, selbst die grauen Haare an der Schläfe waren wieder da. Obwohl sie im Kampf gegen diese dunklen Fäden auch vergangen war, trug ich wieder meine alte Rüstung mit dem Riss an der linken Seite, den ich nur ungeschickt hatte flicken können, da mir die Kettenglieder ausgegangen waren. Die Haare straßenköterblond, die Augen, trotz des grünen Schimmers dieser Tür, von einem hellen Grau, die Nase, die mir zumindest zwei Mal gebrochen war. Eine Rasur war auch vonnöten, dachte ich und sah mich in diesem grünen Spiegel grinsen, als ich mir über die grauen Stoppel fuhr.
Kein Lanzengeneral, kein Held aus den Legenden, kein Engel eines Gottes, nur ein Wanderer, der die Weltenscheibe für sich erforschte. Das und nur das wollte ich sein, und mit seinem letzten Geschenk hatte der Gott der Dunkelheit mir mich zurückgegeben. Nicht schön, vielleicht auch nicht zu hässlich, mit einem Gesicht, das die Spuren eines Lebens trug, so und nicht anders wollte ich sein.
Geformt nach meinem Willen und nicht nach dem, was andere in mir zu sehen glaubten.
Ich zog mir den Umhang zurecht, zupfte kurz an meinem Kragen, fuhr mir sogar eitel noch einmal über dieses sture Haar, das mir Balthasar in jenem Tempel bis auf mein Leben hatte stutzen wollen, und trat schließlich aus der Tür heraus, Kolaron entgegen.
Er stand da und starrte, die Magie in seiner einen Hand geballt, doch nur einen halben Lidschlag lang, dann warf er den Zauber mir entgegen. Ich hob die Hand und fing ihn auf, ließ ihn, einem Taschenspieler gleich, durch meine Finger gleiten und nahm den Zauber in mich auf.
»Eine hübsche Narbe habt Ihr da«, grinste ich und zog mein Schwert. »Sie steht Euch, wollt Ihr noch eine weitere haben?«
So hässlich war ich nie gewesen, dass es einen Grund für das Entsetzen gab, das Kolaron nun zeigte. »Nein!«, rief er und hob abwehrend seine Hand. »Das kann nicht sein! Ihr habt mir den Mantel vor der Nase weggestohlen!«
»Mir steht er besser«, teilte ich ihm zufrieden mit, vielleicht war ich doch eitler, als ich dachte.
Ich tat einen Schritt weiter auf ihn zu.
»Ihr könnt mich nicht besiegen«, rief er, das hübsche Gesicht vor Hass verzerrt. »Ihr wisst es, die Prophezeiung sagt, dass Ihr mir unterliegen werdet!«
»Vielleicht«, nickte ich gelassen. »Nur nicht dieses eine Mal.«
Ich hob Seelenreißer und schlug zu, doch der Schlag war nur eine Finte, er schrie vor Entsetzen auf, als er bemerkte, dass ich an seiner schwarzen Seele zupfte. In Angst und Schrecken öffnete er ein Tor und floh hindurch, zurück in seine Festung, wo er sich verkriechen konnte. Vielleicht war das, was die Titanen hinterlassen hatten, nicht für uns bestimmt, doch mit Sicherheit auch nicht für ihn. Der Boden grollte unter meinen Füßen, als das Gold in diesen grünen Wänden funkelte und strahlte, während ich etwas in diesem Raum verwob, das mehr war als nur Magie. Ein Tor führte zu einem Ort, den man gut kannte, veränderte sich der Ort, führte auch das Tor nicht mehr dorthin. So wie es jetzt war, würde sogar Kolaron den Weg hierher nicht wiederfinden. Ich sah mich um und nickte zufrieden, für den Moment zumindest war das, was hinter dieser Tür verborgen lag, nun sicher vor seinen gierigen Händen. Vor seiner verbliebenen Hand, verbesserte ich mich mit einem harten Lächeln, als ich die Hand auf dem Boden liegen sah, die er dort zurückgelassen hatte.
Dann wandte ich mich der Tür zum Grab des Gottes zu und musterte das goldene Siegel. Kolaron hatte sich getäuscht, es war nicht die Macht der Götter, die ihn gehindert hatte, das Grab zu betreten. Es war
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