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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zu­erst ge­fun­den habt.
    Das grü­ne Glas der Tür war mir ein Spie­gel, und dort sah ich, zum ers­ten Mal seit lan­ger Zeit, wie­der mich selbst. Ver­gan­gen war der Jüng­ling, der ich nach mei­ner Auf­er­ste­hung ge­we­sen war. Ich hat­te wie­der Fal­ten, Nar­ben, selbst die grau­en Haa­re an der Schlä­fe wa­ren wie­der da. Ob­wohl sie im Kampf ge­gen die­se dunklen Fä­den auch ver­gan­gen war, trug ich wie­der mei­ne al­te Rüs­tung mit dem Riss an der lin­ken Sei­te, den ich nur un­ge­schickt hat­te fli­cken kön­nen, da mir die Ket­ten­glie­der aus­ge­gan­gen wa­ren. Die Haa­re stra­ßen­kö­ter­blond, die Au­gen, trotz des grü­nen Schim­mers die­ser Tür, von ei­nem hel­len Grau, die Na­se, die mir zu­min­dest zwei Mal ge­bro­chen war. Ei­ne Ra­sur war auch von­nö­ten, dach­te ich und sah mich in die­sem grü­nen Spie­gel grin­sen, als ich mir über die grau­en Stop­pel fuhr.
    Kein Lan­zen­ge­ne­ral, kein Held aus den Le­gen­den, kein En­gel ei­nes Got­tes, nur ein Wan­de­rer, der die Wel­ten­schei­be für sich er­forsch­te. Das und nur das woll­te ich sein, und mit sei­nem letz­ten Ge­schenk hat­te der Gott der Dun­kel­heit mir mich zu­rück­ge­ge­ben. Nicht schön, viel­leicht auch nicht zu häss­lich, mit ei­nem Ge­sicht, das die Spu­ren ei­nes Le­bens trug, so und nicht an­ders woll­te ich sein.
    Ge­formt nach mei­nem Wil­len und nicht nach dem, was an­de­re in mir zu se­hen glaub­ten.
    Ich zog mir den Um­hang zu­recht, zupf­te kurz an mei­nem Kra­gen, fuhr mir so­gar ei­tel noch ein­mal über die­ses sture Haar, das mir Bal­tha­sar in je­nem Tem­pel bis auf mein Le­ben hat­te stut­zen wol­len, und trat schließ­lich aus der Tür her­aus, Ko­laron ent­ge­gen.
    Er stand da und starr­te, die Ma­gie in sei­ner einen Hand ge­ballt, doch nur einen hal­b­en Lid­schlag lang, dann warf er den Zau­ber mir ent­ge­gen. Ich hob die Hand und fing ihn auf, ließ ihn, ei­nem Ta­schen­spie­ler gleich, durch mei­ne Fin­ger glei­ten und nahm den Zau­ber in mich auf.
    »Ei­ne hüb­sche Nar­be habt Ihr da«, grins­te ich und zog mein Schwert. »Sie steht Euch, wollt Ihr noch ei­ne wei­te­re ha­ben?«
    So häss­lich war ich nie ge­we­sen, dass es einen Grund für das Ent­set­zen gab, das Ko­laron nun zeig­te. »Nein!«, rief er und hob ab­weh­rend sei­ne Hand. »Das kann nicht sein! Ihr habt mir den Man­tel vor der Na­se weg­ge­stoh­len!«
    »Mir steht er bes­ser«, teil­te ich ihm zu­frie­den mit, viel­leicht war ich doch eit­ler, als ich dach­te.
    Ich tat einen Schritt wei­ter auf ihn zu.
    »Ihr könnt mich nicht be­sie­gen«, rief er, das hüb­sche Ge­sicht vor Hass ver­zerrt. »Ihr wisst es, die Pro­phe­zei­ung sagt, dass Ihr mir un­ter­lie­gen wer­det!«
    »Viel­leicht«, nick­te ich ge­las­sen. »Nur nicht die­ses ei­ne Mal.«
    Ich hob See­len­rei­ßer und schlug zu, doch der Schlag war nur ei­ne Fin­te, er schrie vor Ent­set­zen auf, als er be­merk­te, dass ich an sei­ner schwar­zen See­le zupf­te. In Angst und Schre­cken öff­ne­te er ein Tor und floh hin­durch, zu­rück in sei­ne Fes­tung, wo er sich ver­krie­chen konn­te. Viel­leicht war das, was die Ti­ta­nen hin­ter­las­sen hat­ten, nicht für uns be­stimmt, doch mit Si­cher­heit auch nicht für ihn. Der Bo­den groll­te un­ter mei­nen Fü­ßen, als das Gold in die­sen grü­nen Wän­den fun­kel­te und strahl­te, wäh­rend ich et­was in die­sem Raum ver­wob, das mehr war als nur Ma­gie. Ein Tor führ­te zu ei­nem Ort, den man gut kann­te, ver­än­der­te sich der Ort, führ­te auch das Tor nicht mehr dort­hin. So wie es jetzt war, wür­de so­gar Ko­laron den Weg hier­her nicht wie­der­fin­den. Ich sah mich um und nick­te zu­frie­den, für den Mo­ment zu­min­dest war das, was hin­ter die­ser Tür ver­bor­gen lag, nun si­cher vor sei­nen gie­ri­gen Hän­den. Vor sei­ner ver­blie­be­nen Hand, ver­bes­ser­te ich mich mit ei­nem har­ten Lä­cheln, als ich die Hand auf dem Bo­den lie­gen sah, die er dort zu­rück­ge­las­sen hat­te.
    Dann wand­te ich mich der Tür zum Grab des Got­tes zu und mus­ter­te das gol­de­ne Sie­gel. Ko­laron hat­te sich ge­täuscht, es war nicht die Macht der Göt­ter, die ihn ge­hin­dert hat­te, das Grab zu be­tre­ten. Es war

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