Die Festung der Titanen
vorwitzige Reiter aus dem Sattel zu fegen.«
»Ihr sprecht hier über einen Krieg, der seit Jahrhunderten vorbei ist«, erinnerte ich die beiden Seras, während ich mich nach vorne beugte, um Zeus am Hals zu tätscheln oder besser die schwere Pferderüstung, die er trug. Er verstand mich trotzdem und schwenkte seinen Kopf herum, um mich durch die Schlitze seiner Rossstirn anzusehen. Ein gut einen Fuß langes metallenes Horn glänzte bedrohlich auf seiner Stirn. Ich wusste, dass wir eine Pferderüstung mit uns führten, doch auch ich hatte sie zum ersten Mal gesehen, als Serafine mir Zeus eben zuführte. Wie meine eigene Rüstung auch, war seine Pferderüstung ein Meisterwerk kaiserlicher Schmiedekunst. Als ich Zeus derart gerüstet sah, hatte ich Serafine gefragt, wie sie es vollbracht hatte, eine Rüstung für ihn zu finden, die ihm so gut angepasst war.
»Stofisk«, hatte sie geseufzt. »Der Mann kann Wunder vollbringen.«
In der Tat.
Auch wenn es lange her war, dass Zeus einen solchen Rossharnisch getragen hatte, war dies nicht ungewohnt für ihn, überhaupt schien er gelassen und geduldig, was ihn allerdings nicht daran hinderte, mit seinen Zähnen zweimal die Satteldecke wegzuziehen, als Serafine ihn sattelte, oder für den Sattelgurt die Luft anzuhalten, um sich aufzublähen. Er hatte wissen müssen, dass er damit nicht durchkam, doch es lag in seiner Natur, es zu versuchen.
»Das mag sein«, nickte jetzt die alte Enke. »Vergessen ist der Krieg allerdings nicht, zumindest wir erinnern uns daran.« Sie schüttelte grimmig den Kopf. »Aber du hast recht, Havald, das war damals und heute ist heute.« Sie lächelte etwas angestrengt. »Auch wenn ich es kaum fassen kann, dass ich heute einem Bullen der zweiten Legion den Sieg wünsche.«
»Bist du sicher, dass du das wahrhaftig tun willst?«, fragte Serafine mich besorgt. »Noch ist es nicht zu spät.«
»Du hast doch Ragnar gehört, ich muss meine Legende aufpolieren«, lachte ich und versuchte, überzeugend zu klingen. Es gelang mir wohl nicht ganz, denn die Besorgnis wollte nicht aus ihrem Gesicht weichen.
»Wie geht es deinen Wunden?«
»Zusammen mit der straff angezogenen Rüstung und den Verbänden behindern sie mich kaum.« Ich klopfte auf meinen Beinpanzer. »Zokora sagt, ich muss vor allem auf mein Bein achten, damit die Ader mir nicht reißt. Auf der anderen Seite ist mir von den halben Dutzend Tränken, die sie mir eingeflößt hat, jetzt so schlecht, dass ich kaum noch Schmerzen spüre.« Ich sah dankend zur alten Enke hin. »Sie hat zudem noch den Winterwolf angerufen, um ihn um Heilung für mich zu bitten.«
Enke nickte. »Ich habe auch das Gefühl, er hätte mich erhört«, sagte sie. »Wie ist es, spürst du denn Linderung?«
Als ich diesmal lachte, war es nicht gespielt. »Wie soll ich das bei den ganzen Tränken sagen können? Aber ja, mir geht es besser.« Als hätte er es zum Anlass genommen, zog sich mein Magen so heftig zusammen, dass ich beinahe laut aufgestöhnt hätte. »Glaube ich«, fügte ich gepresst hinzu. Was nicht dazu beitrug, die beiden zu beruhigen.
Ein Hornsignal ertönte, und Serafine schluckte. »Es ist Zeit«, meinte sie leise.
Ich nickte und griff nach der Gesichtsmaske, die sie mir reichte. Sie war so sorgfältig gefertigt, dass sie anlag wie eine zweite Haut und dennoch Platz zum Atmen und zum Sprechen ließ, die Augenöffnungen lagen so dicht an, dass sie mich kaum behinderten, nur pfiff es leise, wenn ich durch die Nase atmete, und klang dumpf, wenn ich etwas sagte.
»Achte auf dich«, bat Serafine mich.
»Immer«, gab ich ihr Antwort und griff nach Ragnars Axt. Kaum hielt ich den stählernen Schaft in meiner Hand, spürte ich schon, wie ihre Magie mich durchströmte, die schwere Axt erschien mir auf einmal leicht wie eine
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