Die Festung der Titanen
ein weiteres Wort trieb er sein Pferd an und ritt wieder vor.
»Hhm«, meinte Sivret mit einem breiten Grinsen. »Mir kam es vor, als wäre er ein wenig weiß um die Nase geworden.«
»Sein Lachen klang auch etwas gekünstelt«, fügte Serafine mit leicht erkennbarer Genugtuung hinzu, um dann leise zu fluchen, als das Packpferd unruhig wurde. »Sivret!«, herrschte sie den blonden Hünen an. »Halte Abstand von dem götterverfluchten Packpferd, bevor es mir noch durchgeht!«
»Entschuldigt«, meinte Sivret verlegen. »Doch es liegt nicht an mir, ich kann gar nicht so sehr nach Wolf riechen. Ich habe mich diese Woche schon gewaschen.«
»Erkläre das dem Pferd!«, knurrte Serafine, und Sivret, mit einem Blick zu dem Tier hin, nickte und ließ sein eigenes Pferd zurückfallen, während er etwas in seinen geflochtenen Bart grummelte.
»Was hat er gesagt?«, fragte ich Serafine leise.
»Etwas davon, dass er sich frisch den Bart gefettet hat und gut riechen würde.« Sie sah zu ihm zurück und seufzte. »Vielleicht hat er recht, und das Pferd riecht nicht den Wolf, sondern das Fett in seinem Bart!«
Der Kampfplatz war ein weites Feld, das von niedrigen Hügeln gesäumt war, einst hatten hier vielleicht Gebäude gestanden, doch ihre Geheimnisse lagen Mannslängen tief unter der Erde begraben, nur hier und da ragten mächtige behauene Steine aus dem Boden heraus. So groß das Feld auch war, es bot nicht Platz für alle, die die Kämpfe sehen wollten. Jeder Hügel, jeder verkrüppelte Baum, jeder freie Fußbreit war mit Trauben von Neugierigen gefüllt. Auf der linken Seite waren es die mit schwarzen Lederrüstungen gewappneten Soldaten der schwarzen Legionen, rechts der wilde Haufen der Kor, die ihre Kämpfer anfeuerten oder mit lautem Gegröle begrüßten. Die Tribüne selbst bestand aus einem mächtigen Steinblock, den man zum Teil aus einem Hügel ausgegraben hatte, um Platz für Kriegsfürst Arkin und sein Gefolge zu schaffen, auf dem Hügel selbst bewegten sich träge die beiden Flaggen der Legionen im leichten Wind.
Links und rechts des mit Steinen markierten Rings standen Zelte, elf auf unserer linken Seite, eines auf der rechten. Dorthin führte uns der Schwertmajor, um dann sein Pferd zu zügeln.
»Ihr werdet Hornsignale hören«, teilte er uns mit. »Das ist das Signal für die Kämpfer, gemeinsam zu der Tribüne dort vorne zu reiten und dem Kriegsfürst die Ehre zu erweisen. Die Kämpfe werden ausgelost, doch dies gilt nur für die Kor, die bereits ihre Tapferkeit in den vorangegangenen Kämpfen unter Beweis gestellt haben. Ich fürchte, Ihr werdet gegen jeden von ihnen antreten müssen. Erst wenn Ihr fallt, entscheidet das Los über den weiteren Verlauf des Wettstreits, aber das dürfte Euch dann nicht mehr berühren.« Mit diesen Worten zog er sein Pferd herum und ritt davon.
Wir sahen ihm nach.
»Was für ein freundlicher Zeitgenosse«, stellte Serafine fest und machte sich zusammen mit Enke daran, das Packpferd abzuladen. »Sehen wir zu, dass wir hier fertig werden, viel Zeit bleibt uns dafür nicht.«
»Beim Wolf, es ist lange her, dass ich einen solchen Anblick sah«, sagte die alte Enke fast ehrfürchtig, als sie und Konrad mich musterten. »Als wir das erste Mal kaiserliche Kavallerie gesehen haben, dachten wir zuerst, es wären mythische Wesen aus Fleisch und Stahl mit vier Beinen und zwei Köpfen. Die Erde bebte unter dem Ansturm ihrer Hufe, und nicht nur ich wähnte uns verloren.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Serafine. »Es ist ein erhabener Anblick, die schwere Reiterei in die Schlacht reiten zu sehen.«
»Zumindest, bis sie aus dem Sattel fallen«, nickte die alte Enke grimmig. »Oder man sie in einen Wald lockt, Baumstämme eignen sich gut dafür,
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