Die Festung der Titanen
vorzubereiten. Zwar war es uns gelungen, immer wieder einen Achtungserfolg zu erringen, doch auch ich hatte meine Zweifel, ob das Kaiserreich auf lange Sicht dieser Übermacht standhalten konnte. Für jede Feindlegion, die unterging, standen bald zwei neue auf dem Feld.
Ich sah zur linken Seite hin, zu dem endlos erscheinenden Meer von schwarz gerüsteten Soldaten, scheinbar hatte Arkin heute den meisten seiner Legionäre frei gegeben, um dem Wettstreit beizuwohnen. Ich fragte mich, was sie von dem Ganzen halten mochten.
Arkin hatte sie über Tausende von Meilen marschieren lassen, eine unvorstellbare Distanz, alleine dies schon ein Meisterwerk der Strategie, aber es hatte ihnen auch einen hohen Blutzoll abverlangt. Wüste, schneebedeckte Gebirge, Hungersnöte, Seuchen, all dem hatten sie getrotzt, doch Zokora und Varosch hatten mir berichtet, dass viele dieser tapferen Soldaten bis auf die Knochen abgemagert waren und die Nachschublager bereits jetzt so gut wie leer waren.
Wenn Kriegsfürst Arkin so gerissen war, wie man es ihm nachsagte, warum, bei allen Göttern, ließ er seine Soldaten in dieser unwirtlichen Gegend so lange lagern? Gut, es gab in der Nähe einen Fluss mit frischem Wasser und auch Gras für die Pferde, vielleicht am Anfang auch noch Wild und Fische; ich bezweifelte allerdings, dass es im Moment noch einen einzigen Fisch im Fluss oder einen Hasen in der Ebene zu finden gab. Eine Armee von zwanzigtausend Mann brauchte unvorstellbare Mengen an Nahrung.
Spätestens morgen oder übermorgen würde Arkin erfahren, dass der Nachschub, den er so dringend benötigte, ausbleiben würde. Von der Festung der Titanen bis zur Feste Braunfels war es für eine Legion eine Strecke von sechs bis acht Tagesmärschen, acht Tage ohne Nachschub musste auch diese zähen Soldaten zermürben. Sie lagerten seit fast zehn Wochen hier, hätte er damals seine Legionen direkt gegen Braunfels geführt, hätten sie die Feste wahrscheinlich auch genommen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir ja nicht einmal gewusst, dass es dem Nekromantenkaiser gelungen war, so weit im Osten zwei Legionen aufmarschieren zu lassen.
Warum also ließ Arkin seine Legionen hier verhungern?
Laute Rufe der anderen Streiter in der Reihe ließen mich aus meinen Gedanken aufschrecken, offenbar hatte Arkin etwas gesagt. Zokora hatte mich davor gewarnt, dass die Wirkung der Tränke es mir schwerer machen würde, meine Gedanken zu sammeln, offenbar war auch diese Warnung ernst zu nehmen.
Ich sah hoch zu Arkin und stellte fest, dass sein Blick auf mir ruhte. Ich wusste, was er sah, und fragte mich, was er wohl dachte. Alles an mir, von der Rüstung bis zu meinem Umhang und der Kriegsmaske mit dem ausdruckslosen Gesicht, war schwarz, so schwarz, als ob ich das Licht verschlucken würde, Sivret hatte sich vorhin entsprechend dazu geäußert. Gleiches galt auch für Zeus und seine Rüstung, selbst die Blässe auf seiner Stirn war durch die Rossstirn verdeckt. War Arkin auch abergläubisch? Oder war sein nüchterner Blick unbeeinflusst von solchen Gedanken?
Dafür trug er die geprägte weiße Lederrüstung eines Kriegsfürsten des Nekromantenkaisers. Dass ich so ganz in Schwarz und er in Weiß angetan waren, erschien mir falsch. Kaum jemand hatte je mehr Unheil über die Weltenscheibe gebracht als der Nekromantenkaiser. Arkin so zu sehen, in Weiß, in der Farbe der Reinheit, kam mir vor wie ein Hohn. Auf der anderen Seite hätte mir die Farbe der Unschuld auch wenig gestanden.
»Im Namen Kolaron Malorbians, Gottkaiser von Thalak, heiße ich euch willkommen«, rief er nun in einer tragenden Stimme, die dennoch kaum jeden hier auf dem weiten Feld erreichen würde. »Die letzten
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