Die Festung der Titanen
Feder. Ich sah noch einmal zu Serafine zurück und wollte ihr beruhigend zulächeln, doch dann spürte ich das kalte Metall der Kriegsmaske an meinen Wangen. Also nickte ich ihr nur zu und ritt an.
Auch Zokora hatte sich darin versucht, mir mit heilender Magie zur Seite zu stehen, aber hier, in der Steppe, war sie von ihrem Glauben so weit entfernt, dass sie keine großen Wunder wirken konnte. Es war die alte Enke gewesen, die dann den Winterwolf angerufen hatte, ein alter Gott, dessen Glauben im Kaiserreich fast vergessen war, doch die Kor verehrten ihn noch immer, vielleicht auch deshalb besaßen ihre Gebete hier mehr Macht.
Hauptsächlich aber schrieb ich es Zokoras Tränken zu, dass ich hier im Sattel saß. Sie hatte mich davor gewarnt, mich nicht von ihrer Wirkung täuschen zu lassen.
»Du wirst dich fühlen, als ob dich nichts berühren kann«, hatte sie mir ernsthaft mitgeteilt. »Doch es ist eine Täuschung, du bist noch immer verletzt. Drei Finger deiner linken Hand sind gebrochen, Havald, auch wenn du den Schmerz nicht fühlst, du wirst mit ihr nicht fest zugreifen können, also habe acht davor, dass du dich für unbesiegbar hältst, du bist es nicht.«
Ihre Warnung klang mir in den Ohren, als ich auf Zeus zu der Tribüne ritt, wo Kriegsfürst Arkin Hof hielt. Er hatte sich einen bequemen Stuhl hinstellen lassen und war von einem Hofstaat von Offizieren umgeben, eine Rekrutin stand bereit, ihm von einem niedrigen Tisch hinter ihm Wein zu kredenzen oder Köstlichkeiten anzureichen. Arkin war ein eher drahtiger Mann von durchschnittlicher Größe und mit einem feuerroten Haar verflucht, das ihn auf hundert Schritt erkennbar machte. Er trug den Beinamen »der Fuchs«, und ich war mir sicher, dass er ihn sich auch verdient hatte.
Bis jetzt waren die meisten Kriegsfürsten, von denen wir Kenntnis erhalten hatten, sowohl Nekromanten gewesen als auch in irgendeiner Form mit Kolaron Malorbian verwandt. Nach dem zu schließen, was Varosch und Zokora in seinem Lager erfahren hatten, war Arkin beides nicht. Und das bedeutete, dass er außergewöhnlich fähig sein musste.
»Die vierzehnte Legion ist seine eigene Legion«, hatte Varosch erklärt, als ich mir hastig den Magen vollschlug, während er und Serafine mir geholfen hatten, meine Rüstung anzulegen. »Ihr kennt den Brauch, die Wappen der besiegten Feinde an die Legionsfahne anzunähen? So wie es aussieht, braucht er bald eine größere Flagge. Kolaron Malorbian hat ihm das Kommando über den Feldzug gegeben, er befehligt fünf Legionen und zwei andere Kriegsfürsten, alleine das sollte uns schon eine Warnung sein.«
»Was sagen seine Männer über ihn?«, hatte ich trotz des vollen Munds gefragt und hastig mit einem Schluck Dünnbier nachgespült. Nicht zu viel davon, es wäre ein dummer Fehler gewesen, mit einer vollen Blase in den Kampf zu ziehen, ein Fehler, der schon so manchem Kämpfer einen elenden Tod beschert hatte.
»Er gilt als hart, diszipliniert, aber gerecht. Er verzichtet auf Privilegien und isst mit seinen Männern zusammen, im Kampf ist er in der vordersten Reihe zu finden.« Varosch hatte bedauernd den Kopf geschüttelt. »Es ist zu schade, dass er nicht auf unserer Seite ist, jemanden wie ihn könnten wir gebrauchen.«
Ja, dachte ich, als ich nun langsam zu den anderen Kämpfern aufschloss, eine dünne Reihe, die sich nun auf breiter Front zu der Tribüne hinbewegte. Vor allem aber könnten wir mehr Legionen gebrauchen. Es war für mich noch immer schwer verständlich, wie es sein konnte, dass ein so mächtiges Reich wie das legendäre Askir solche Schwierigkeiten hatte, Armeen aufzustellen. Auf der anderen Seite hatte der Nekromantenkaiser Jahrhunderte Zeit gehabt, sich auf diesen Krieg
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