Die Festung der Titanen
Fenton, in fünf Kronturnieren ungeschlagen.
Die Sonne stand in seinem Rücken, ich konnte kaum mehr von ihm erkennen als den Federbusch, das Schild mit dem rot-weißen Balken und die Lanze, die er zum brausenden Beifall der Menge in die Höhe reckte.
»Der Götter Segen mit Euch«, rief mir Hamlin noch hastig zu und ließ Zeus, nein, Thors Zügel los, um sich hinter die Absperrung zu ducken.
All das war falsch, dachte ich, all das hatte ich schon einmal erlebt, irgendetwas …
Wieder ertönte ein Posaunenstoß, dann sah ich, wie Fentons Schlachtross Erdklumpen hinter sich aufwarf, als es aus dem Stand in vollen Galopp verfiel und sich die Lanze senkte. Unter mir spürte ich, wie sich Thors mächtige Muskeln spannten, als auch er in Galopp verfiel, das Gewicht meiner eigenen Lanze in meiner Hand, als ich sie senkte … dann verengte sich mein Blickfeld, bis ich nicht mehr sah als den Schild des Mannes, den ich hatte brechen wollen, der dann mich gebrochen hatte.
Ich wusste, wie es ausging, meine Lanze würde ihn verfehlen, seine Lanze würde auf meinem Schild zersplittern, davon abrutschen und mich mit dem gebrochenen Ende durchbohren …
Ich versuchte, etwas zu tun, etwas zu ändern, all das war falsch, nicht richtig, doch nicht einen Muskel konnte ich beherrschen, weiter ritten wir in mein Verderben, nur einen Lidschlag hatte es damals gedauert, jetzt war es wie eine Ewigkeit. Er war heran, so nah, dass ich seine Augen hinter den Schlitzen seines Visiers erkennen konnte, sah, wie er sich im Sattel versteifte, als seine Lanze mein Schild traf, sah, wie die Wucht des Aufpralls ihn fast selbst noch aus dem Sattel warf, er nur mit Mühe die Lanze gerade hielt … und dann das gesplitterte Ende ebendieser Lanze mich durchbohrte, aus dem Sattel hob und blutend und gebrochen auf die aufgewühlte Erde prallen ließ.
Wie schon einmal zuvor hielt er die Lanze fest und zog sie im Vorüberreiten aus mir heraus, während ich spürte, wie meine Kräfte mich verließen. Mühsam richtete ich mich auf einem Arm auf, der rechte wollte mir nicht gehorchen, dafür fühlte ich die warme Feuchtigkeit bereits, wie sie meinen Wams tränkte. Schwerfällig saß Fenton ab, diese Rüstungen waren nicht dafür gemacht, zu Fuß zu gehen, und griff nach seinem Morgenstern, der an seinem Sattel hing.
Wie schon einmal zuvor lag ich nur hilflos da, als er langsam näher kam, den Morgenstern zum Schlag erhoben. Beim letzten Mal war Eleonora aufgesprungen und hatte mit der Stimme eines Kindes »Genug!« gerufen.
Fenton, so wenig wie ich ihn leiden konnte, war ein Ehrenmann, der Befehl seiner zukünftigen Königin reichte aus, sein Schlag war nie erfolgt, vielmehr hatte er, mit einer knappen Verbeugung zu den Rängen hin, seinen Morgenstern fallen lassen und mir, zum Jubel der Massen, die Hand hingestreckt, um mir aufzuhelfen.
Diesmal erfolgte kein solcher Ruf, selbst Fenton zögerte und sah wie ich zur Tribüne hin, dort stand sie, meine Königin, noch ein Kind und ungebrochen von dem, was kommen würde, und sah mich nur verächtlich an.
Etwas brach in mir, als Fenton seinen Morgenstern erneut anhob, nicht einmal der Gedanke an Gegenwehr kam auf, ich hatte versagt, hatte sie enttäuscht, hatte …
Nein!
So war es nicht gewesen, all das war falsch! Ich hätte feuchte dunkle Erde riechen sollen, nicht trockenes Gras. Und dieses gackernde Lachen passte nicht zu dem Baron, Fenton war grimmig gewesen, nicht erheitert, und der Wind, der die prächtigen Banner wehen ließ, hatte den Geruch von Wald in sich getragen, nicht von sonnenverdorrter Erde.
»Du bist nicht echt«, teilte ich Baron Fenton mit und rollte mich zur Seite weg, was nicht nötig gewesen wäre, da er bereits verschwand wie das Trugbild, das er in Wahrheit gewesen war.
Ich lag auf
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