Die Festung der Titanen
beinahe aus dem Sattel zu werfen, es war schnell genug, um sich unter Ragnars Axt hindurchzuducken, doch nicht schnell genug für Zeus’ Horn, er durchbohrte das Tier und schleuderte ihn fast sieben Schritt weit durch die Luft. Der Barbar schrie gequält auf und stürmte mit erhobener Axt auf uns zu, nur um unter Zeus’ wirbelnden Hufen zu fallen.
Vielleicht wäre es auch ohne Ragnars Axt nicht anders gewesen, immer wieder prallten Klingen, Speere, Pfeile und in einem Fall auch Schleudersteine von unseren Rüstungen ab, aber Ragnars Axt, im Besonderen die Stärke, die er Zeus verlieh, gaben uns den Vorteil, gegen den meine Gegner nicht bestehen konnten.
Eingedenk Serafines Warnung ritt ich nun nicht mehr einfach nur davon, sondern verharrte einen Moment lang mit gesenktem Kopf vor meinen toten Gegnern, legte Ragnars Axt vor mir über den Sattel und grüßte die Gefallenen nach kaiserlicher Art mit der Faust über meinem Herzen. Vielleicht machte es einen Unterschied, vielleicht verstanden unsere Zuschauer auch, dass keiner von uns, die wir hier in den Ring ritten, noch eine Wahl besaß, jedenfalls kam es mir so vor, als wurde das Raunen leiser.
Mein letzter Gegner an diesem Tag war der Schamane Faraguar, der Lehrmeister von Delgere, der sie aus seinem Stamm vertrieben hatte.
Er stand nur da, selbst auf die Entfernung sah ich sein gehässiges und zuversichtliches Grinsen. Worauf wartete er, fragte ich mich, als ich langsam auf ihn zuritt.
»Ein großer kaiserlicher Krieger bist du«, rief er mir höhnisch zu, als ich nahe genug herangekommen war, um ihn zu verstehen. »Glaubst dich sicher hinter Stahl und Magie!«
Misstrauisch zügelte ich Zeus, Aselas Warnungen, die Magie der Schamanen nicht zu unterschätzen, klangen mir in den Ohren.
Faraguar war, wie viele der Kor, eher klein und sehnig. Außer dem Stab in seiner Hand, der in einem Bärenschädel endete, sah ich keine Waffen an ihm, und sein Lendenschurz mochte ihm wohl kaum als Rüstung dienen. Dafür gab es kaum eine Stelle seiner Haut, die nicht mit Tätowierungen versehen war. Seltsam, dachte ich, sie schienen sich unter seiner Haut zu bewegen, als ob sie von ihm unabhängig wären.
»Bist du immer siegreich gewesen?«, fragte er mit dem gleichen höhnischen Spott wie zuvor. »Hast du großer Krieger denn noch nie einen Kampf verloren?«
Doch, dachte ich träge, während die Muster seiner Tätowierungen sich auf seiner Haut wie Schlangen wanden, sich wieder und wieder zu neuen Formen zusammensetzten. Niemand, auch ich nicht, kann jeden Kampf gewinnen. Ich blinzelte, für einen Moment hatte ich in diesen pulsierenden Mustern ein anderes Bild gesehen, was war es, ein Wappen? Ein Helm mit einem Federbusch. Einem roten Federbusch. Das Wappen … ich kannte es. Das Dröhnen der Menschenmenge um mich herum veränderte sich, fast verstand ich, was sie riefen … ein Name, sie riefen ihn immer wieder, Fenton, Fenton, Fenton …
Posaunen ertönten, und auf den Rängen der Tribüne sprangen die Zuschauer auf und hielten rot-weiß gestreifte Tücher hoch, verwirrt blinzelte ich gegen die tiefstehende Sonne, sah hinter den hölzernen Tribünen die mächtigen Mauern Illians.
»Er ist auch nur ein Mensch«, sagte eine junge Stimme, und ich sah hinunter in das gezwungen zuversichtliche Gesicht Hamlins, meines Knappen. Kaum zwölf Jahre alt war er und stolz darauf, mir zur Seite stehen zu können. Fünfzehn Jahre später würde er an meiner Seite fallen, begraben unter einer Woge von Barbaren, und doch stand er hier und versuchte mich aufzumuntern, mir Zuversicht zu geben. »Ihr werdet ihn besiegen!«
Wen, wollte ich noch fragen, da ertönte ein Trommelwirbel, und ich sah ihn in die Schranken reiten, Baron
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