Die Festung der Titanen
noch Ragnarskrag gehalten habe.«
»Also kämpfte er doch mit einer Hand«, stellte Sivret fest und musterte mich mit neuem Respekt.
»Ja.« Ragnar war stolz, als wäre alles sein Verdienst gewesen. »Sogar mit der falschen, er führt seine Waffe meistens links.«
»Die Handverletzung habe ich ganz vergessen«, sagte Varosch stirnrunzelnd und sah auf meine linke Hand herab, die noch immer in meinem Plattenhandschuh steckte. »Ich fürchte, das wird jetzt schmerzhaft werden.«
Damit behielt er dann auch recht.
»Wo ist Zokora?«, fragte ich Varosch, als er mir vorsichtig die Finger schiente, sie waren blau angelaufen und angeschwollen wie schlecht gewordene Würste. Allein der Anblick tat schon weh. Dann tastete Varosch vorsichtig meine Finger ab, und ich lernte, dass es schlimmer ging.
»Sie verfolgt die drei Dunkelelfen, sie sagt, wir können ihnen Seelenreißer nicht so einfach überlassen.« Er sah von seinem Werk auf. »Wenn es dir um die Tränke geht, Zokora hat mir für dich und Ragnar welche dagelassen.«
Ich zog scharf die Luft ein, als Varosch etwas an meinem Zeigefinger ertasten wollte, für einen Moment hatte ich das Gefühl, die Welt bestände nur noch aus Dunkelheit und Schmerz. Mühsam riss ich mich zusammen. »Es wird auch so gehen«, versuchte ich, schwer atmend abzuwiegeln, was Serafine dazu veranlasste, sich vor mich zu beugen und mit ihrer Hand mein Gesicht zu ihr zu drehen.
»Ja«, sagte sie. »Ich weiß. Du bist ein Held. Deshalb steht dir auch der Schweiß auf der Stirn, nicht wahr? Du wirst diese Tränke trinken, hörst du?« Sie ließ mich los und wirbelte zu Ragnar herum, der den Fehler begangen hatte zu lachen. »Gleiches gilt auch für dich, Ragnar«, teilte sie ihm erhaben mit. »Wir brauchen keine Helden hier!« Sie funkelte uns beide an. »Habt ihr das verstanden?«
Wir nickten folgsam, schließlich kannten wir uns lange genug, dass ein Blick reichte, um uns zu verstehen. Heldenhaft oder nicht, keiner von uns hätte freiwillig auf Zokoras Trank verzichtet.
Ein wenig später saß ich auf einer kleinen Bank vor unserem Zelt und rauchte meine Pfeife und versuchte, mich zu sammeln. Mir war, als hätte ich den ganzen Tag wie in einem schlechten Traum verbracht. Nur dass ich meistens meine Träume nach der Nacht vergaß. Jetzt schloss ich meine Augen und sah noch immer den entsetzten Gesichtsausdruck meines ersten Gegners oder den hasserfüllten Blick Faraguars.
»Wie geht es dir?«, fragte eine leise Stimme.
Es war Ma’tar, in Wahrheit der Anführer des Stammes, für den ich heute in den Kampf gezogen war. Zehn Gegner hatte ich besiegt, nach den Ehrenregeln der Kor mussten sich die Stämme der Verlierer dem des siegreichen Kämpfers anschließen. Wenn sich die Kor daran hielten, dann führte Ma’tar jetzt den größten Stamm der Kor, den es jemals gegeben hatte. Ein Grund für ihn, zufrieden zu sein, doch danach sah er mir nicht aus.
»Es geht.« Ich hob meine verbundene Hand hoch. In Wahrheit waren die gebrochenen Finger mit am schmerzhaftesten. Während die anderen Wunden nur noch dumpf pochten, war ich scheinbar nicht imstande, mir zu merken, dass meine linke Hand empfindlich war. Ständig versuchte ich, damit nach etwas zu greifen, oder stieß sie mir an.
»Gut, dich auf den Beinen zu sehen«, sagte er zur Begrüßung und musterte den Stab, der neben mir an dem Stuhl lehnte. »Bist du unter die Maestros gegangen?«
Ich seufzte. »Nein. Warum fragt ein jeder danach?«
Er lachte leise. »Vielleicht, weil solche Stäbe nur von Magiekundigen verwendet werden.«
»Die Eulen Askirs verwenden keine Stäbe.«
»Tun sie nicht?«, fragte er überrascht. »Ich dachte, es wäre üblich. Wenn du kein Maestro bist, warum dann der Stab?«
Ich winkte ab. »Ich benutze ihn als Krücke, weiter nichts.«
Tatsächlich war ich
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