Die Festung der Titanen
Wunder?«, fragte ich.
Zokora schnaubte. »Seltsame und unerklärliche. Du wirst sie früh genug noch sehen.«
Je näher wir dem Plateau kamen, umso mehr ragten die steilen Felswände empor, bis man den Kopf in den Nacken legen musste, um den oberen Rand zu sehen.
»Seltsam«, meinte Serafine. »Seht ihr, dort?« Sie deutete hinauf zu der Kante. »Es sieht aus, als wäre das Gestein geschmolzen und die Felswand heruntergelaufen, bis es erstarrte.«
Zokora nickte. »Es ist nicht die einzige Stelle, die so geschmolzen ist. Hier waren mächtige Magien am Werk.«
»Wie kommen wir dort hinauf?«, fragte ich und dachte an meine Hand, damit konnte ich wohl kaum klettern, zum anderen mochte ich Höhen ohnehin nicht sehr.
»Es gibt einen Zugang hier unten«, sagte Zokora und führte uns um das Trümmerfeld herum, das am Fuß der Steilwand zu sehen war. Neben Brocken von Gestein, das im Lauf der Jahrtausende von der Steilwand gefallen war, fanden sich hier noch rostige Brocken aus verformtem Metall, deren ursprüngliche Form und Aufgabe sich mir nicht erschloss. Ich sah ein Rad, gut drei Mannslängen im Durchmesser und zwei Schritt breit, das zum größten Teil im Boden begraben war, es schien völlig unberührt von der Zeit und trug nicht einen Hauch von Rost. Seltsame rechteckige Gravuren waren darauf zu sehen, und es glänzte, als wäre es frisch poliert. Ich versuchte, mir den Wagen vorzustellen, zu dem es wohl gehört hatte, oder wie groß die Pferde hätten sein müssen, und scheiterte alleine bei dem Gedanken schon.
»Hier«, meinte Zokora und wies auf eine dunkle Tunnelöffnung, die von bröckelndem Graustein eingefasst war. »Dieser Tunnel führt in ein Netz von anderen Tunneln und Röhren, das letztlich zur Oberfläche führt.«
»Vielleicht waren sie doch größer«, murmelte Varosch und kratzte sich gedankenverloren am Hinterkopf. »Dieser Tunnel ist groß genug, dass man zehn Reiter aufeinander stellen könnte. Waren das mal Tore?«, fragte er und wies auf zwei verbogene Stücke aus Metall und Rost links und rechts des Tunnels, die so massiv waren, dass selbst die Zeit ihnen nicht viel hatte anhaben können. Mit etwas Phantasie konnte man sich vorstellen, dass diese massiven Blöcke aus Graustein einst den Angeln Halt geboten hatten und es tatsächlich Tore waren, nur welche Mächte nötig waren, um sie dann so zu verformen, sprengte meine Vorstellungskraft.
Zokora zuckte mit den Schultern.
»Es ist der Weg hinein.« Sie sah zu uns zurück und lachte. »Ihr seht aus, als wollte ich Euch in die Höllen des Namenlosen führen!«
»Es ist dunkel in dem Tunnel«, stellte ich das Offensichtliche fest.
»Ja«, sagte sie. »Für Euch. Seht es als einen Vorteil an, die Tunnel sind hoch genug, dass wir unsere Pferde reiten können. Ihr werdet dankbar dafür sein, es ist ein langer Weg hinauf.«
»Ich kann mit dem Licht aushelfen«, sagte die alte Enke und musterte dann mich und den Stab, den ich an meinem Sattel festgebunden hatte. »Und du vielleicht auch.« Sie ritt an mich heran und streckte die Hand nach dem Stab aus. »Darf ich?«, fragte sie höflich, und ich nickte.
Sie tippte einmal mit dem Finger gegen die schwarze Kugel am Ende des Stabes, was die Kugel fahl schimmern ließ. Besonders hell war das Licht, das die Kugel nun spendete, nicht, doch ich nickte dankend, ein wenig Licht war besser als gar keines.
»Es gibt Momente«, stellte Varosch fest, »in denen ich dankbar für meinen neuen Körper bin. Ich habe es früher gehasst, in der Dunkelheit nichts sehen zu können.« Er griff seine geliebte Armbrust fester.
Langsam ritten wir in die Tunnelöffnung hinein. Der Tunnel war kreisrund gestaltet, lediglich am Boden etwas aufgefüllt, sodass wir auf einer ebenen Fläche ritten, die gut sechs Schritt in
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