Die Festung der Titanen
sind.« Sie sah hoch zu mir. »Ihr habt mir Hoffnung gegeben.« Sie lächelte. »Jetzt geht und sagt Ma’tar und Mahea, die draußen schon ungeduldig auf Euch lauern, dass Delgere und ich zu dem Treffen der Stammesführer kommen werden und das Volk der Kor noch heute geeint sein wird.«
»Hast du sie überzeugen können?«, fragte Serafine, kaum dass ich unser Zelt betrat.
»Es war nicht notwendig«, antwortete ich ihr. »Sie hat es schon selbst eingesehen. Ich habe es schon Ma’tar und Mahea erklärt, Delgere und Elsine werden noch heute vor den Stammesführern sprechen.« Ich sah zur alten Enke hin. »Ihr habt recht behalten, sie hat die ganze Nacht an den Tarn verschwendet.«
»Dann sollten zumindest wir jetzt nicht noch mehr Zeit verschwenden«, meinte Zokora entschlossen. »Wie geht es dem Bein?«
»Als wäre die Wunde schon eine Woche alt. Ich spüre sie noch, aber wenn ich sie nicht zu sehr belaste, kann ich sie ignorieren. Nur meine Hand …«
»Ragnar hat dir deine Finger nicht einfach nur gebrochen, sondern geradezu zertrümmert«, meinte sie ungerührt. »Es braucht dich nicht zu wundern, wenn es länger dauert, bis diese Verletzung heilt. Das Wichtigste ist, dass du imstande bist, zu reiten.«
»Das konnte ich schon gestern«, teilte ich ihr erhaben mit.
»Ja«, nickte sie. »Nur hast du Ragnars Axt nicht mehr. Sorge du nur dafür, dass du nicht aus dem Sattel fällst, und überlasse das Kämpfen mir, dann kommen wir alle bestens zurecht.«
Ich überlegte mir kurz, ob ich mich durch ihre knappen Worte in der Ehre gekränkt fühlen sollte, und entschied, es nicht zu sein. Ohne Seelenreißer war Zokora unter uns der beste Kämpfer, und ich hatte im Moment ohnedies genug von Blut und Tod.
13
Vorstoß in die Festung
»Es sieht fremdartig aus«, meinte Serafine etwas später mit Blick auf die Festung der Titanen. Wir hatten schon gut eine Kerzenlänge gebraucht, um das Lager der Kor hinter uns zu lassen, aber noch war es früh, und wir hofften das Plateau noch vor Mittag zu erreichen. Sie ließ mein Sehrohr sinken und reichte es mir zurück. »Es sind Ruinen von Gebäuden«, teilte sie mir mit. »Nur vermag ich kaum zu erkennen, welchem Zweck sie einst gedient haben. Eines jedoch scheint mir sicher, eine Festung war das nicht. Es gibt keine Mauer und keine Türme, und wo von den Ruinen noch die Wände stehen, besitzen sie zu viele Fenster. Es scheint mir eher eine Stadt zu sein.«
»Ich frage mich, ob sie so viel anders waren als wir«, dachte ich laut, während ich das Sehrohr wieder verstaute.
»Sie waren größer und ungeschlacht«, sagte Zokora. »Sonst unterschieden sie sich nicht sehr von euch.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Serafine neugierig.
»Ich fand eine zerbrochene Statue. Sie ähnelten in der Form mehr euch Menschen als uns Elfen, nicht schlank, sondern eher kräftig, doch vom Gesicht her erinnern sie mich an Zwerge. Wie mit einem Hammer grob aus dem Stein geschlagen.«
Was mich daran erinnerte, dass sie keine Zwerge mochte. »Wie groß war die Statue?«
»Die Größe einer Statue hat nichts zu sagen«, stellte sie fest. »Doch sie hinterließen Tunnel und Gänge, und hier und da kann man noch Türöffnungen finden. Ich denke, sie waren um die Hälfte größer, als du es bist, Havald.«
»Ich dachte, sie wären größer gewesen«, meinte die alte Enke überrascht.
»Du meinst die Riesen«, belehrte Zokora sie nachlässig. »Die kamen später. Das hier sind die Reste einer Stadt der Titanen.« Sie sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem fernen Hochplateau. »Von hier aus sieht man es nicht, aber auch dort oben liegt alles unter gut zwei Mannshöhen Erde und Sand begraben. Aber es gibt Wunder dort und seltsame Dinge, und ich wünschte mir, ich könnte sie unter besseren Umständen erforschen.«
»Was für
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