Die Festung der Titanen
Er schenkte mir, was ich mir bereits nahm, doch auch das hätte sein Leben nicht retten können … nur bewies er mir, dass es unklug von mir wäre, auf seinen scharfen Verstand zu verzichten.« Er lächelte und zeigte blendend weiße Zähne. »Er ist wahrhaftig ein gerissener Fuchs, all dies«, er tat eine Geste, die die Festung der Titanen einschloss, »ist allein sein Werk, er ist es, der Euch hierherführte, und es wäre in der Tat töricht, ihn nicht gewähren zu lassen. Nur mit einem kleinen Unterschied …«, fügte er grimmig hinzu, »der darin besteht, dass ich diesen Schädel nun halte und der Verschlinger nun mein Diener ist.« Er nickte zu Aleyte hin.
»Nur zu«, bat er den Verschlinger heiter. »Erzählt Eurem … Freund von Arkins Plan.«
»Er ist einfach«, sagte Aleyte tonlos. »Ich werde Euch verschlingen und in Eure Haut schlüpfen. Ihr werdet der Sieger sein, der Held, der den Verschlinger besiegte, doch in Wahrheit gebe ich nur Eure Rolle, während Arkin mir die Anweisungen gibt, die dazu führen werden, dass Ihr die Schlacht und den Krieg verliert.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Ihr seht, Ihr habt die einzige Möglichkeit vertan, Euch selbst zu retten. Hättet Ihr nur einen Moment früher …«
»Er hat nicht«, unterbrach ihn Kolaron kalt. »Wenn ich etwas lernte, dann das, dass es vergebens ist, verlorenen Gelegenheiten nachzutrauern.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Habt Ihr noch letzte Worte, Lanzengeneral? Ich würde es zu gerne wissen.« Er tat eine großmütige Geste. »Was habt Ihr noch zu sagen?«
Zumindest meinen Kopf konnte ich nun wieder bewegen.
»Nur, dass Ihr zu viel redet.«
Aleyte schnaubte, um hastig zur Seite wegzusehen. Einen Moment lang versteinerten die Züge des Nekromantenkaisers, dann schüttelte er erheitert den Kopf. »Ich genieße nur den Augenblick. Ich sage Euch auch gerne, warum: Sowohl Asela als auch Elsine sind mir durch Eure Hand entkommen, doch Ihr werdet sie mir wieder zuführen. Denn noch vertrauen sie Euch, aber solange sie leben und leiden, werden sie Euren Namen verfluchen, Lanzengeneral.« Er lachte zufrieden. »Nehmt diesen Gedanken mit in den Tod … Ich hoffe, er wird Eure Seele leiden lassen, solange Ihr in dem Verschlinger gefangen seid. Was, wie ich hörte, lange dauern kann!« Er wandte sich an den Verschlinger. »Nur zu, Hündchen«, lachte er. »Fass!«
»Er ist hilflos«, knurrte Aleyte.
»Ja«, nickte dieser falsche Jüngling. »Habt Ihr etwa auf einen gerechten Kampf gehofft? Darauf, dass es ihm doch irgendwie gelingen kann, sich mir entgegenzustellen? Dann muss ich Euch enttäuschen … ich habe meine Lektion gelernt. Ich halte ihn, und Ihr fresst ihn auf, so und nicht anders wird es geschehen, und das, mein Hündchen«, sagte er und hob den Schädelstein an, »ist ein Befehl.« Er grinste zu mir hinüber. »Euer Schwert werde ich mir nachher nehmen, es ist nett von Euch, dass Ihr mir die Suche danach erspartet.« Er griff den kristallenen Schädel fester, und selbst ich hörte die gequälte Seele darin schreien. Kolaron lachte wie vom Wahn besessen. »Fass, Hündchen, fass!«
Vor meinen Augen zerfaserte Aleyte wie Staub im Wind, doch in meiner Sicht der Magie offenbarte sich mir in diesem Augenblick zum ersten Mal das wahre Wesen des Verschlingers, ein violetter Strudel von Magie, eine gierige Leere, die es einzig darauf hintrieb, sich zu füllen, wo es nichts zu füllen gab. So schrecklich sie auch anzusehen war, dachte ich in diesem letzten einen Moment, band sie in sich auch eine unbegreifliche majestätische und erhabene Schönheit: die von lebender Magie, etwas, wie ich nun plötzlich verstand, das von der Schöpfung übrig geblieben war, ein Funken ohne Form und Verstand, der nur eines
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