Die Festung der Titanen
musterte mich neugierig. »Es war wohl schwerer als gedacht?«
Offenbar wusste er nicht, wie mühelos der Verschlinger sonst seine Kämpfe gewonnen hatte. Also hatte ich nur diesen einen Lidschlag lang, um zu überlegen, was jetzt geschehen sollte. Stürzte ich mich auf ihn, war es das Beste, auf das ich hoffen konnte, dass er die Puppe verließ, er selbst saß ja feige in seiner Festung. Auf der anderen Seite kannte ich nun seine und auch Arkins Pläne und besaß zudem noch Aleytes Wissen. Es gab nur eine Möglichkeit, all dies zu unserem Vorteil zu wenden.
»Ja«, sagte ich also erschöpft. »Er wehrte sich überraschend heftig, doch es ist getan. Er ist nicht mehr.« In gewissem Sinne, fürchtete ich, entsprach dies auch der Wahrheit.
Er musterte mich mit gefurchten Brauen. »Müsste jetzt nicht eine ausgetrocknete Hülle dort liegen?«
»Nehme ich nur seine Form an, ist es nicht mehr als eine Illusion«, erklärte ich ihm. »Seine Freunde würden die Täuschung bald bemerken.«
»Hhm …« Er musterte mich prüfend. »Wer sagt mir, dass dieser verfluchte Lanzengeneral nicht doch gewonnen hat?«
Ich hob meine rechte Hand und ließ sie zu einer schwarz gepanzerten Klaue werden, von deren Zacken eine grüne Flüssigkeit tropfte, die sich brodelnd und zischend in das Glas zu meinen Füßen ätzte.
»Soviel ich weiß, konnte er das nicht«, teilte ich ihm grimmig mit. »Er hätte auch nicht gewusst, zu welcher Kreatur diese Klaue einst gehörte.«
»Ich auch nicht«, sagte er nachlässig. »Warum sollte ich es auch wissen wollen? Also gut, dieser Kerl hat mich lange genug verärgert. Gebe mir sein Schwert.« Die Art, wie er mich dabei musterte, sagte mir, dass er damit rechnete, dass ich ihm Seelenreißer verweigern würde. Vielleicht sah er es auch als eine letzte Prüfung. »Noch eines«, fügte er hinzu. »Arkin mag deine Unverschämtheit erheiternd finden, doch du wirst mich mit Herr ansprechen und mir nicht mehr in die Augen sehen, als wärest du jemand von Belang! Für mich bist du nicht mehr als ein Hündchen, das ich nach Belieben trete oder dem ich gelegentlich einen Knochen zuwerfe, hast du das verstanden, Hündchen?«
Schon Nataliya und Asela hatten berichtet, dass er es so sah. Er war wahrhaftig vom Wahn befallen, dieser Kaiser aller Nekromanten. Dennoch widerstand ich der Versuchung, ihm mit einem »Wuff« zu antworten, nur mit Mühe.
»Ja, Herr«, sagte ich und reichte ihm das Schwert.
22
Aleytes Opfer
Der Nekromantenkaiser wog das Schwert in seiner Hand, musterte mich und nickte. »Na also«, sagte er und ging zu der versiegelten Tür, um das Siegel dort genauer zu mustern. »Wo haben wir es denn«, murmelte er wie zu sich selbst, während er mit einer Hand die feinen Gravuren des Siegels abtastete. »Ah ja«, nickte er zufrieden. »Hier!«
Er setzte Seelenreißer an und stieß die Klinge langsam in das Siegel, offenbar gegen erheblichen Widerstand, denn es fiel ihm sichtlich schwer.
Dann legte er eine Hand auf Seelenreißers Griff und stand aufrecht da, als ob er auf etwas warten würde.
Als nichts geschah, fluchte er und erinnerte sich wohl zugleich daran, dass ich noch dort stand. »Was glotzt du so?«, fuhr er mich verärgert an. »Meinst du wahrhaftig, es wäre leicht, ein Grab zu öffnen, das die Götter selbst versiegelt haben? Verflucht. Irgendetwas habe ich übersehen!« Er musterte Schwert und Siegel mit einem grübelnden Gesichtsausdruck. »Vielleicht, weil ich eine Puppe reite«, überlegte er und seufzte. »Ich werde wohl wiederkommen müssen. Hier«, sagte er und zog Seelenreißer aus dem Siegel, um ihn mir achtlos vor die Füße zu werfen. »Nimm es, und achte darauf, dass es nicht verloren geht, bis ich es von dir fordere!«
Es fiel mir schwer, meine Erleichterung zu
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