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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hier und da glim­men las­sen wür­de.
    Die Dun­kel­heit, die sich nun vor mir auf­tat, war in der Art, wie auch Zo­ko­ra sie her­auf­be­schwö­ren konn­te, jetzt, da ich ver­stand, wie sie es tat, war es ein Leich­tes, sie auf­zu­lö­sen. Ich hob den Stab, doch es war nicht nö­tig, et­was zu tun, sie ver­schwand von selbst und of­fen­bar­te mir einen von glä­ser­nen Säu­len ge­tra­ge­nen kreis­run­den Raum, an des­sen Wän­den in gol­de­nen Re­li­efs das Le­ben der Ti­ta­nen dar­ge­stellt wur­de. Mir ge­gen­über, auf der an­de­ren Sei­te, be­fand sich ein Tor, be­stimmt zehn Schritt breit und zwei Manns­län­gen hoch, das in der Mit­te, wo die bei­den Tor­hälf­ten in ei­ner hauch­fei­nen Li­nie auf­ein­an­der­tra­fen, ein gol­de­nes Sie­gel trug, das mir über­ra­schend be­kannt vor­kam.
    Ein sol­ches Sie­gel be­fand sich in der Thron­rats­kam­mer hin­ter dem Thron des Kai­sers, das letz­te Mal, als ich es ge­se­hen hat­te, war ge­ra­de der Dieb Wie­sel dar­an ver­zwei­felt.
    Was nur be­deu­ten konn­te, dass der ewi­ge Kai­ser die­sen Ort be­reits vor lan­ger Zeit ge­fun­den ha­ben muss­te. Göt­ter, fluch­te ich in Ge­dan­ken, wie vie­le Ge­heim­nis­se, die wir erst müh­sam lüf­ten muss­ten, hü­te­te die­ser ver­damm­te Mann, der mich mit sei­nem ver­fluch­ten Ring in die­ses Spiel ge­zwun­gen hat­te?
    Doch auch wenn die Lis­te der Fra­gen, die ich an ihn hat­te, mit je­dem Atem­zug nur län­ger wur­de, war jetzt nicht die Zeit, über ihn zu grü­beln, moch­te er sei­ne Ge­heim­nis­se ru­hig wei­ter hü­ten, jetzt stand mir ein an­de­rer ge­gen­über, der mich an­sah und da­bei trau­rig den Kopf schüt­tel­te.
    »Wisst Ihr, wie un­er­träg­lich es war, Ar­kin den Tee ein­zu­schen­ken und zu­se­hen zu müs­sen, wie Ihr die ein­zi­ge Ge­le­gen­heit ver­schwen­det habt, die sich mir in all den Jahr­tau­sen­den ge­bo­ten hat?«
    »Ihr soll­tet mir ver­trau­en, Aley­te«, gab ich ru­hig zu­rück. »Der Fluch wird Euch nicht mehr lan­ge bin­den.«
    »Es ist zu spät, Ha­vald«, sag­te er und schi­en es wahr­haf­tig zu be­dau­ern. »Ich weiß nicht, was ge­nau Ihr dem Ho­he­pries­ter an­ge­tan habt, doch es rief je­mand an­de­ren auf den Plan, je­mand, der be­gie­rig dar­auf ist, Euch wie­der­zu­se­hen.«
    Er sah zur Sei­te hin, wo nun die Luft schim­mer­te und ein Jüng­ling von un­ver­gleich­li­cher Schön­heit und grau­sa­men Au­gen aus dem Nichts her­vor­trat. Zu­gleich er­fass­te mich die­se Art von schreck­li­cher Läh­mung, die ich das ers­te Mal durch Or­dun er­fah­ren hat­te und die mich seit­dem in mei­nen Alb­träu­men ver­folg­te. Dass ich nun ver­stand, wie er es tat, än­der­te nichts dar­an, hilf­los muss­te ich zu­se­hen, wie mich un­ser schlimms­ter Feind nun spöt­tisch be­grüß­te.
    »Ha­vald, der Wan­de­rer. Oder auch Lan­zen­ge­ne­ral von Thur­gau, Strei­ter des Kai­ser­reichs, En­gel des To­des und ein im­mer­wäh­ren­der Dorn in mei­ner Sei­te«, sag­te er mit ei­nem schma­len Lä­cheln. »Es ist ei­ne Wei­le her, dass wir uns ge­se­hen ha­ben  … ich hof­fe, Ihr habt Euch gut von Eu­rem Tod er­holt?«
    Gab ich mir Mü­he, konn­te ich mit mei­ner neu­en Sicht der Ma­gie un­ter sei­ner Mas­ke die schlaf­fen Ge­sichts­zü­ge des Ho­he­pries­ters er­ken­nen, des­sen Klei­der er noch im­mer trug. Na­tür­lich, dach­te ich grim­mig. Was war ein­fa­cher für den Herrn der Pup­pen, als sich einen Pries­ter zu neh­men, des­sen See­le ich ver­nich­tet hat­te. Es war uns schon im­mer be­kannt ge­we­sen, dass die Pries­ter und der Ne­kro­man­ten­kai­ser über ei­ne Ver­bin­dung zu­ein­an­der ver­fü­gen muss­ten, wahr­schein­lich hat­te er das Schick­sal sei­nes Pries­ters be­merkt.
    Dann hat­te er sich den Kör­per als Pup­pe über­ge­zo­gen und am Ort des Ge­sche­hens aus­ge­rech­net das vor­ge­fun­den, was we­der Ar­kin noch wir in sei­nen Hän­den hat­ten se­hen wol­len: den kris­tal­le­nen Schä­del­stein, den er nun hoch­hob, um ihn be­wun­dernd zu be­trach­ten.
    »Be­müht Euch nicht, Ser Ro­de­rik«, mein­te er mit sei­ner wei­chen Stim­me. »Ar­kin hat mir be­reits al­les er­zählt, was sich zu­ge­tra­gen hat.

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