Die Festung der Titanen
kannte: den Wunsch zu brennen und zu verzehren.
Die Bestie kam über mich wie eine funkelnde Woge, umfasste und vereinnahmte mich in diesem Gespinst von Tausenden von Seelen und zog mich in diesen brodelnden Strudel hinab, bevor ich mehr tun konnte, als überrascht aufzuschreien.
Es war, als ob tausend Hände gleichzeitig nach mir greifen würden, meine arme Seele zwischen ihnen schon zu zerfetzen drohte, doch jetzt kämpfte ich dagegen an, hielt, was mir war, fest und tat dann das, was Ordun mich gelehrt hatte: Wie ich einst diesen Dämon gefressen hatte, fing ich nun an, den Verschlinger zu verschlingen.
In dem Moment, als stünde er wahrhaftig dort, sah ich mich Aleyte gegenüber und nickte grimmig, um in einem Meer aus Sternen zu vergehen, als die Bestie sich mir erneut entgegenwarf, mich mit dem zu überwältigen drohte, von dem sie im Überfluss besaß. Wie ein Strom, ein Sturm an leuchtenden Funken warf die Bestie mir ihre Kräfte entgegen, suchte mich damit zu erdrücken, zu ersticken, doch in diesem unwirklichen Kampf war ich nicht allein. In der wahren Welt baumelte Seelenreißer schlaff und nutzlos in meiner Hand, aber hier, in diesem unwirklichen Kampf, stand er mir zur Seite. Er wusste, wie man die Seelen trennte, wie man sie fing und gehen ließ, wie man sortierte, abwägte und entschied, dafür hatten die dunklen Elfen ihn einst geschmiedet: dass er Seelen von ihrem Leben trennte und dem Träger des Schwerts das zuführte, was sie nicht mehr brauchte.
Denn in einem hatte Aleyte nicht gelogen: Die Bestie hatte jedes ihrer Opfer sorgsam in sich aufbewahrt, jede Seele gehütet, die sie je gefressen hatte. In diesem Kampf, der nun schon endlos währte, hatte Zeit keine Bedeutung mehr für uns, dennoch schien es mir Ewigkeiten zu dauern, bis sie verstand, dass sie mich nicht erdrückte, sondern mich nur stärkte. Sie hielt inne, schien nicht zu begreifen, was ihr gerade geschah, auch war ihr der Gedanke an Flucht wohl fremd, so erstarrte sie nur wie ein Tier, eine Bestie, die etwas nicht verstand.
Ganz anders erging es mir, in diesem einen endlos langen Moment verstand ich zum ersten Mal die Rolle, die die Götter mir in Wahrheit zugedacht hatten. Für diesen einen, endlos langen Moment zögerten wir beide, er, weil er nicht verstand, ich, weil ich es endlich tat. Doch dann griff ich umso fester zu, entzog ihr die letzten ihrer Seelen und sah vor mir die wahre Bestie, das Wesen, das nicht hierher gehörte, die Schöpfung, die es an einen Ort verschlagen hatte, den sie nicht verstand und für den sie nicht bestimmt war.
Ehrfürchtig schaute ich auf das, was nun in meiner Hand flatterte wie ein zerbrechlicher Schmetterling und hob den Funken an, hinauf zu Soltars Tuch, das weitaus mehr war, als ich je zuvor verstanden hatte, und ließ das Wesen dorthin fliegen, wo es hingehörte, wo es richtig war, das Licht zu suchen, zu sammeln, zu horten und zu hüten, um es schließlich dorthin zu bringen, wo in der Dunkelheit noch die Schöpfung ihrer Entstehung harrte. Genauso ehrfürchtig und voller Demut wandte ich mich nun dem Mann zu, der, in Dunkelheit und Sterne gehüllt, in diesem Augenblick neben mir stand und dem Flug dieses Funkens zuschaute.
Wie lange? , fragte ich ungläubig. Wie lange währt dieser Kampf schon, wie lange habt Ihr diesen Moment vorhergesehen?
Es ist kein Kampf , gab er mir mit einem Lächeln Antwort. Es ist Schöpfung. Er sah dem Funken nach, bis er in der Dunkelheit verschwand, der er in ferner Zeit das Licht geben würde. Du verstehst es also, verstehst, was getan werden muss?
Ja , nickte ich. Nur wäre mir lieber, ich müsste es nicht vergessen.
Ich sah ihn lächeln. Es wird dir wieder einfallen.
»Ist es getan?«, fragte der Nekromantenkaiser, als ich mich mühsam aufrichtete, um ihn vor mir stehen zu sehen. Er
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