Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
kann­te: den Wunsch zu bren­nen und zu ver­zeh­ren.
    Die Bes­tie kam über mich wie ei­ne fun­keln­de Wo­ge, um­fass­te und ver­ein­nahm­te mich in die­sem Ge­spinst von Tau­sen­den von See­len und zog mich in die­sen bro­deln­den Stru­del hin­ab, be­vor ich mehr tun konn­te, als über­rascht auf­zu­schrei­en.
    Es war, als ob tau­send Hän­de gleich­zei­tig nach mir grei­fen wür­den, mei­ne ar­me See­le zwi­schen ih­nen schon zu zer­fet­zen droh­te, doch jetzt kämpf­te ich da­ge­gen an, hielt, was mir war, fest und tat dann das, was Or­dun mich ge­lehrt hat­te: Wie ich einst die­sen Dä­mon ge­fres­sen hat­te, fing ich nun an, den Ver­schlin­ger zu ver­schlin­gen.
    In dem Mo­ment, als stün­de er wahr­haf­tig dort, sah ich mich Aley­te ge­gen­über und nick­te grim­mig, um in ei­nem Meer aus Ster­nen zu ver­ge­hen, als die Bes­tie sich mir er­neut ent­ge­gen­warf, mich mit dem zu über­wäl­ti­gen droh­te, von dem sie im Über­fluss be­saß. Wie ein Strom, ein Sturm an leuch­ten­den Fun­ken warf die Bes­tie mir ih­re Kräf­te ent­ge­gen, such­te mich da­mit zu er­drücken, zu er­sti­cken, doch in die­sem un­wirk­li­chen Kampf war ich nicht al­lein. In der wah­ren Welt bau­mel­te See­len­rei­ßer schlaff und nutz­los in mei­ner Hand, aber hier, in die­sem un­wirk­li­chen Kampf, stand er mir zur Sei­te. Er wuss­te, wie man die See­len trenn­te, wie man sie fing und ge­hen ließ, wie man sor­tier­te, ab­wäg­te und ent­schied, da­für hat­ten die dunklen El­fen ihn einst ge­schmie­det: dass er See­len von ih­rem Le­ben trenn­te und dem Trä­ger des Schwerts das zu­führ­te, was sie nicht mehr brauch­te.
    Denn in ei­nem hat­te Aley­te nicht ge­lo­gen: Die Bes­tie hat­te je­des ih­rer Op­fer sorg­sam in sich auf­be­wahrt, je­de See­le ge­hü­tet, die sie je ge­fres­sen hat­te. In die­sem Kampf, der nun schon end­los währ­te, hat­te Zeit kei­ne Be­deu­tung mehr für uns, den­noch schi­en es mir Ewig­kei­ten zu dau­ern, bis sie ver­stand, dass sie mich nicht er­drück­te, son­dern mich nur stärk­te. Sie hielt in­ne, schi­en nicht zu be­grei­fen, was ihr ge­ra­de ge­sch­ah, auch war ihr der Ge­dan­ke an Flucht wohl fremd, so er­starr­te sie nur wie ein Tier, ei­ne Bes­tie, die et­was nicht ver­stand.
    Ganz an­ders er­ging es mir, in die­sem einen end­los lan­gen Mo­ment ver­stand ich zum ers­ten Mal die Rol­le, die die Göt­ter mir in Wahr­heit zu­ge­dacht hat­ten. Für die­sen einen, end­los lan­gen Mo­ment zö­ger­ten wir bei­de, er, weil er nicht ver­stand, ich, weil ich es end­lich tat. Doch dann griff ich um­so fes­ter zu, ent­zog ihr die letz­ten ih­rer See­len und sah vor mir die wah­re Bes­tie, das We­sen, das nicht hier­her ge­hör­te, die Schöp­fung, die es an einen Ort ver­schla­gen hat­te, den sie nicht ver­stand und für den sie nicht be­stimmt war.
    Ehr­fürch­tig schau­te ich auf das, was nun in mei­ner Hand flat­ter­te wie ein zer­brech­li­cher Schmet­ter­ling und hob den Fun­ken an, hin­auf zu Sol­tars Tuch, das weitaus mehr war, als ich je zu­vor ver­stan­den hat­te, und ließ das We­sen dort­hin flie­gen, wo es hin­ge­hör­te, wo es rich­tig war, das Licht zu su­chen, zu sam­meln, zu hor­ten und zu hü­ten, um es schließ­lich dort­hin zu brin­gen, wo in der Dun­kel­heit noch die Schöp­fung ih­rer Ent­ste­hung harr­te. Ge­nau­so ehr­fürch­tig und vol­ler De­mut wand­te ich mich nun dem Mann zu, der, in Dun­kel­heit und Ster­ne gehüllt, in die­sem Au­gen­blick ne­ben mir stand und dem Flug die­ses Fun­kens zu­schau­te.
    Wie lan­ge? , frag­te ich un­gläu­big. Wie lan­ge währt die­ser Kampf schon, wie lan­ge habt Ihr die­sen Mo­ment vor­her­ge­se­hen?
    Es ist kein Kampf , gab er mir mit ei­nem Lä­cheln Ant­wort. Es ist Schöp­fung. Er sah dem Fun­ken nach, bis er in der Dun­kel­heit ver­schwand, der er in fer­ner Zeit das Licht ge­ben wür­de. Du ver­stehst es al­so, ver­stehst, was ge­tan wer­den muss?
    Ja , nick­te ich. Nur wä­re mir lie­ber, ich müss­te es nicht ver­ges­sen.
    Ich sah ihn lä­cheln. Es wird dir wie­der ein­fal­len.
    »Ist es ge­tan?«, frag­te der Ne­kro­man­ten­kai­ser, als ich mich müh­sam auf­rich­te­te, um ihn vor mir ste­hen zu se­hen. Er

Weitere Kostenlose Bücher