Die Festung des Teufels
in Startposition gehen zu dürfen.
»Oh, mein Dad. Er macht sich Sorgen. Er hat mir das Fliegen beigebracht. Aber du weißt ja, wie Väter sind. Wollen einen um jeden Preis vor Fehlern bewahren.« Sie bemerkte den traurigen Ausdruck, der sich auf Max’ Gesicht legte. »Entschuldige, das war gedankenlos von mir. Unter den gegebenen Umständen.«
Max schüttelte den Kopf. »Ist schon okay. Ehrlich. Mein Dad ist genauso.«
Sie lächelte. »Dieser komische Spruch. Das ist eine Gedächtnisstütze. Eine … Wie heißt das gleich noch mal, wenn die Wörter einen an etwas erinnern sollen?«
»Eine Eselsbrücke.«
»Genau.« Sie zeigte auf die Großbuchstaben, jeder einzelne eine Gedächtnisstütze für einen Piloten. »F – Funkgerät anstellen, Fahrwerk kontrollieren. H – Höhenrudertrimmung kontrollieren. S – Seitenruder und Schubregler auf Start. Z – Zündmagneten an. T – Tankwahlschalter. K – Kraftstoffgemisch fett, Kurskreisel auf Kompass-Kurssteuerung, Klappen auf Start. L – Luken schließen. I – Instrumente kontrollieren. G – drei grüne Lämpchen.«
Max war schon jetzt klar, dass er Mühe haben würde, sich diese Eselsbrücke zu merken.
Mit monotoner Stimme antwortete Kallie jetzt auf die Anweisungen der Luftraumüberwachung, die sie per Kopfhörer erhielt. Die alte Cessna 185 klapperte wie ein Einkaufswagen voll leerer Dosen. Kallie ließ das Gas kommen, sah Max mit einem beruhigenden Lächeln an, und schon rollte die Maschine auf die Startbahn. Mit einem Mal rumpelten sie dem Horizont entgegen. Max verfolgte, wie der Geschwindigkeitsmesser von sechzig auf fünfundsechzig Meilen pro Stunde kletterte. Die Maschine war so alt, dass das Messgerät nicht mal Knoten anzeigte. Der Drehzahlmesser erreichte die Marke von zweitausendfünfhundertfünfzig, und Kallie zog die Maschine hoch in den Himmel, steuerte direkt auf die Berge zu, die für Max’ Geschmack viel zu dicht auf das Ende der Rollbahn folgten. Der lange allmähliche Aufstieg dauerte eine Ewigkeit, das Flugzeug wackelte und bebte.
Kallie lächelte ihm zu. »Bei dieser Hitze kann es in der Luft manchmal heikel werden.« Sie war anscheinend sicher, dass sieden Bergen, die nun in Windeseile auf sie zurasten, ausweichen konnte.
»Würdest du bitte nach vorn sehen«, murmelte Max.
Eine halbe Stunde später konnte er kaum noch seinen eigenen Gedanken folgen. Das Motorengeräusch war ohrenbetäubend, so als hielte man einen benzinbetriebenen Rasenmäher auf dem Schoß. Zudem gab es nur ein einziges Paar Kopfhörer, und das bedeckte Kallies Ohren. Sie flogen mit einer Geschwindigkeit von hundertdreißig Meilen pro Stunde. Durch das weite Land unter ihnen schlängelte sich eine Straße wie ein endloses Band. Max versuchte, sich auf die Berge zu konzentrieren, die jetzt rechts von ihnen in Schatten und Dunst gehüllt waren. Aber er fühlte sich elend.
»Es dauert nicht mehr lange!«, rief Kallie ihm zu. »Nur noch zwei Stunden!«
Max saß unbequem. Sein Rücken tat ihm weh. Die alten Sitze waren wie die altmodischen Stühle, die in der Aula seiner Schule standen. Außerdem konnte er kaum über die Instrumententafel hinausblicken. Wie sollte man landen, ohne den Boden zu sehen?
Die Maschine schaukelte sacht, ihre Nase mit dem Propeller, der kaum mehr als ein verschwommener Fleck war, über den Horizont gereckt. Der Höhenmesser hatte eine Skala nach Fuß, und die Nadel ging leicht über die Marke zwei hinaus. Etwas mehr als zweitausend Fuß also. Dann fiel die Cessna urplötzlich in ein Luftloch. Der Motor brummte schrecklich. Max’ Magen hob sich.
»Turbulenzen!«, rief Kallie. »Das kommt immer mal vor.« Max fühlte sich schmutzig, weil er nicht geduscht hatte, seit er aus Dartmoor fortgegangen war. Das Essen vom Langstreckenfluglag ihm wie ein Lehmklumpen im Magen, und der Lärm und die Hitze des Motors zermürbten ihn. Zudem war er von der Attacke am Flughafen noch immer ganz schön mitgenommen. Die Luftkrankheit drückte ihm die Kehle zu wie eine feuchte Hand.
Kallie sah zu ihm herüber. »Musst du dich übergeben?« Max nickte verlegen.
»Steck den Kopf zum Fenster raus.«
Sie drückte das Seitenfenster aus Plexiglas fünfzehn Zentimeter auf, so viel gab der Fensterriegel her, und Max schob den Kopf in den kalten Flugwind, der ihm ins Gesicht peitschte. Und dann übergab er sich. Der Mageninhalt verschwand hinter dem Heckleitwerk der Maschine. Am liebsten wäre Max auf der Stelle ausgestiegen. Doch es war ein weiter Weg bis
Weitere Kostenlose Bücher