Die Festung des Teufels
hergab. Eine junge Frau im Kakianzug war hinter ihn getreten. Siewar stark gebräunt und sah so aus, als lebte sie schon immer in Afrika. Max schätzte sie auf ungefähr siebzehn. Sie lächelte, hatte leuchtend blaue Augen und kurzes, von der Sonne gebleichtes Haar. Sie war sehr schlank, aber muskulös wie eine Sportlerin. Ihre knielangen Shorts trug sie offenbar nicht eines Modetrends wegen, sondern mehr aus praktischen Gründen. Ein paar Fettflecke, eingetrockneter Staub und Dreck deuteten darauf hin, dass sie sich daran, wenn nötig, auch mal die Hände abwischte. Max war überrascht, und sein Herz pochte laut, aber nicht, weil sie ihn erschreckt hatte, sondern weil sie ihn jetzt ansah.
»Bist du Max?«, fragte die junge Frau.
»Ja«, brachte er schließlich hervor und wischte sich ein paar Wasserspritzer vom Kinn.
»Entschuldige, dass ich mich verspätet habe. Hatte ein Problem mit der Benzinleitung. Komm.«
Sie wandte sich zum Gehen.
»Moment mal«, rief Max ihr nach. Er wollte nicht wie ein Hündchen behandelt werden und würde nach dem, was er gerade durchgemacht hatte, niemandem blindlings folgen, egal, wie bezaubernd dieser Mensch auch aussah. Sie blieb stehen und wartete. »Ich weiß überhaupt nicht, wer du bist«, sagte er. Das konnte genauso gut eine Falle sein.
Sie schaute ihn an. »Ich bin Kallie van Reenen. Er hat gesagt, du wärst vorsichtig. Das ist hier draußen auch gut so – könnte deine Lebenserwartung steigern.« Sie zog eine Augenbraue hoch. Reichte das jetzt an Auskünften?
»Wer hat das gesagt?«
»Mister Farentino. «
Max nickte und folgte ihr. Wenn sie doch nur nicht so attraktiv wäre!
Sie verließen das Flughafengebäude und liefen ans andere Ende des Vorfeldes, wo die Privatmaschinen standen. Von hier aus starteten Safarianbieter oft mit ihren Kunden in die Wildnis. Farentino hatte Max’ Ankunft angekündigt, und da der Buschmann die in Gazellenhaut gewickelten Notizen Tom Gordons an Kallies Vater übergeben hatte, war sie der Ausgangspunkt für Max’ Suche.
Die Außentemperatur war ein Schock. Schweiß sammelte sich am Bund seiner Cargohose und bildete einen großen Fleck am Rücken des T-Shirts. Max wusste von früheren Reisen mit seinem Vater, dass er sich schnell akklimatisieren würde. Allerdings litt sein Körper noch immer unter den jüngsten Strapazen. Er stellte sich in den Schatten des Hangars und sah schweigend dabei zu, wie Kallie an einer alten einmotorigen Maschine alle für den Start erforderlichen Checks vornahm. Die Kiste sah aus, als habe sie ihr Mindesthaltbarkeitsdatum schon lange überschritten. Ihm fiel ein, was sein Vater von diesen alten Buschfliegern erzählt hatte: Sie waren schier unverwüstlich, wurden ständig gewartet und brauchten stets eine zertifizierte Flugtauglichkeitsbescheinigung. Daher hatte er jetzt auch keinerlei Bedenken.
Kallie überprüfte den Propeller auf mögliche Schäden, und danach kamen die Bremsklappen dran. Beinahe liebevoll strich sie über die Seiten der Maschine und kletterte schließlich an Bord. Max war nervös. Er rechnete damit, jeden Augenblick das Heulen von Polizeisirenen zu hören. Aber nichts geschah.
Er sah auf sein Handy-Display. Die Botschaft von Sayid war kurz:
Peterson weiß, wo du bist.
Max verzog das Gesicht. Danke, Sayid, aber das hatten ihm schon die jüngsten Vorfälle klargemacht.
»Okay!«, rief Kallie. »Los geht’s!«
In dieses Flugzeug zu steigen bedeutete, wieder mehr Abstand zu den möglichen Verfolgern zu gewinnen, die Peterson ihm auf den Hals gehetzt hatte. Er legte den Sicherheitsgurt an. Mit geübter Routine knipste Kallie die Kontrolllämpchen an, schaltete den Funk ein, kontaktierte den Tower und bekam Starterlaubnis. Max hatte einen Flugsimulator auf seinem Computer, doch die Instrumententafel dieser alten Kiste sah ganz anders aus als die der F-16, die er in der Simulation auf seinem Bildschirm zu steuern versucht hatte. Kein Zielschirm, keine Flughöhenanzeige, kein Radar. Schließlich gelang es ihm, die wichtigsten Instrumente zu bestimmen, während Kallie den Hauptstromschalter und die Lichtmaschine anmachte. An der Instrumententafel steckte eine zerfledderte Post karte. Die Laminierung warf Blasen, und die Kanten waren von der Hitze ganz braun und rissig. Es waren nur ein paar Worte darauf getippt: Fliegen Hat Sehr Zahlreiche Tücken und Klippen, Luft Ist Gefährlich .
»Was ist das?«, fragte Max, als Kallie den Gashebel leicht nach oben schob und darauf wartete,
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