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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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war der einzige Weiße, dem sie vertrauen konnten. Das ist unser einziges Verbindungsglied zu dem, was womöglich passiert ist.«
    »Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich mitgenommen hast und ich hierherkommen durfte.«
    Kallie sah zur Seite, und Max folgte ihrem Blick. Die alte Frau war mit einer Laterne zu den Weiden am Wasser gegangen, wo sie jemanden zu sich rief. Ein Buschmann-Junge von ungefähr dreizehn trat hervor. Er war schmal gebaut, hatte ein offenes, angenehmes Gesicht und lächelte. Der Junge verneigte sich respektvoll vor der alten Frau. Bekleidet war er nur mit einem Lendenschurz, der mit einem einfachen rot-blauen Muster bestickt war. Er trug einen Köcher mit bleistiftdünnen Pfeilen und einen kurzen Jagdbogen über der Schulter. Zudem hielt er einen Speer in der Hand. Der Junge nickte, als die alte Frau mit ihm sprach, und dann sah er zu Max und Kallie herüber.
    »Er hat vor vier Wochen die Aufzeichnungen deines Vaters hierhergebracht. Lange bevor Mr Farentino uns kontaktiert hat. Seitdem ist er bei uns.«
    »Hier?«, fragte Max. »Arbeitet er jetzt auf der Farm?«
    Der Junge stand reglos da, ein dunkler Umriss vor dem riesigen Mond.
    »Nein, du verstehst mich nicht richtig«, sagte sie. »Dieser Junge hat auf dich gewartet. Er sagt, es stehe geschrieben, dass du kommst. Du scheinst in so etwas wie einer alten Prophezeiung aufzutauchen.«

5
    D er junge Buschmann hieß !Koga. Um den Namen korrekt auszusprechen, musste man die Zunge vom Gaumen wegschnellen lassen – so jedenfalls klang es für Max. Kloga , besser bekam er es nicht hin. Für ihn selbst hörte es sich allerdings so an, als wolle er die Hennen auf der Farm hinter seiner Schule anlocken. Die Buschmänner haben keine über lieferte Schrift, und als Kallie den Namen für Max aufschrieb, benutzte sie ein phonetisches Zeichen, um einen der vielen Klicklaute in der Buschmann-Sprache darzustellen: !Koga .
    »Er spricht ein bisschen Englisch«, erklärte Kallie. »Seine Familie hat ein paar Jahre lang einem Geologen bei der Arbeit geholfen.«
    Max und der Junge schüttelten sich die Hand, wobei !Koga verlegen zur Seite schaute.
    »Er hat meinem Vater erzählt, in den Höhlen wären zahlreiche Felsmalereien«, sprach Kallie weiter. »Ich weiß nicht wo, aber ich schätze, ungefähr dreihundert Kilometer von hier. Niemand, den ich kenne, ist schon mal dort gewesen. Die Bilder, so sagt er, zeigen deine Ankunft. Er möchte dir helfen, deinen Vater zu finden.«
    !Koga blieb still, seine Augen suchten den Horizont ab. Max war unsicher. Das konnte ja heiter werden. Die Wildnis war ein zu gefährlicher Ort, um Hirngespinsten nachzujagen.
    »Hör zu«, sagte er leise und hoffte, den Jungen nicht zukränken, »Bilder von mir auf Felswänden, das klingt ein bisschen fragwürdig. Vielleicht hat ihm ja mein Vater gesagt, dass ich kommen würde, vielleicht hat ! Koga sie gezeichnet oder jemand aus seiner Familie – du weißt schon, als Teil ihrer Tradition des Geschichtenerzählens oder so.«
    Kallie verzog das Gesicht. »Ich wünschte, es wäre so, aber die !Kung-Buschmänner machen schon lange keine Höhlenzeichnungen mehr. Die letzten, die man entdeckt hat, sind eintausend Jahre alt.« Sie nickte dem Jungen zu, der sich wieder unter die Bäume an der Wasserstelle zurückzog. »Frag mich nicht, woher sie all ihr unheimliches Wissen haben, aber ich vertraue den Mächten, mit denen sie in Verbindung stehen. Vielleicht steckt eine seit Urzeiten überlieferte Weisheit dahinter, oder es sind die Geister ihrer Vorfahren – was weiß ich. Er wird dich jedenfalls zu seinen Leuten bringen, wo immer die jetzt sein mögen. Sie sind die Letzten, die deinen Vater gesehen haben.«
     
    Max wollte nur seinen Dad retten und hatte das Gefühl, dass ihm Höhlenzeichnungen und Prophezeiungen dabei nur im Weg stehen würden. Aber war es klug, nicht mit dem Jungen zu gehen, der die Aufzeichnungen seines Vaters überbracht hatte?
    Als er an diesem Abend unter das Moskitonetz kroch, sah er als Letztes das Gesicht seines Vaters vor sich, bevor er einschlief. Quälende Bilder suchten ihn heim. Wie er verfolgt, in dunklen Gängen in die Enge getrieben und unter Wasser gedrückt wurde, bis er röchelte – alles Versuche seines Unterbewusstseins, die Ereignisse des vergangenen Tages zu verarbeiten. Doch nach und nach ließ er die Ungeheuer hinter sich und fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
    Als er aufwachte, zeigten sich am Himmel schon die ersten

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