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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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zum Boden, wie sein Abendessen ihm demonstrierte.
    Er beschloss, den Kopf an der frischen Luft zu lassen. Mit ein wenig Glück erfror er und war dann tot. Das würde ihm die Peinlichkeit ersparen, Kallie jemals wieder ins Gesicht blicken zu müssen.
    Da hatte er ja einen tollen ersten Eindruck gemacht!
     
    Brandts Kraal, die Farm in der Savanne, war ein Juwel in der ausgedörrten Landschaft. Ein kleines, aus einer unterirdischen Quelle gespeistes Wasserloch, schuf eine Oase der Kühle, etwa so groß wie ein Viertel eines Fußballfelds und umgeben von Palmen und Weiden. Das baufällige Haus war ein riesiger, viktorianischer Bungalow mit einer breiten, umlaufenden Veranda. Die weiße Farbe begann abzublättern und legte das Holz der Zierelemente an den Balken frei. Der Rost, die Zeit und die Wüste hatten, wo er auch hinsah, ihre Spuren hinterlassen.
    Kallie kreiste mit der Maschine einmal über der Farm, fünfzigMeter über dem lädierten Dach, vollführte dann eine gekonnte seitliche Drehung und landete dicht neben dem Haus. Max war dankbar, dass er wieder festen Boden unter die Füße bekam. Die Hitze zehrte an seinen Kräften. Zwei Hunde, Kreuzungen verschiedener Rassen, krochen aus dem Dunkel unter dem Haus hervor, das, wie Max jetzt sah, auf flachen Backsteinpfeilern stand. Die Tiere knurrten ihn drohend an.
    Kallie sprach beruhigend auf sie ein. »Sachte, Jungs. Kommt her.« Plötzlich freundlich, liefen sie mit wedelnden Schwänzen auf Kallie zu. Jetzt, da sie wussten, dass Max keine Gefahr darstellte, schnüffelten die Hunde an seiner Hand, während er sich umsah. Das Wasser versorgte offenbar auch einen Gemüsegarten und wurde als Trinkwasser für das Vieh genutzt. Diese Leute waren Selbstversorger im wahrsten Sinne des Wortes. Und da, wo Wasser ist, ist auch Leben in der Wildnis. Das lockte wiederum Jäger an. Ein Raubvogel zog gemächliche Kreise hoch über ihnen. Bedrohlich. Wie ein Aasgeier.
    »Das ist ein afrikanischer Habichtadler«, erklärte Kallie, während Max eine Hand zum Schutz vor dem blendenden Sonnenlicht vor die Augen hielt. »Hier gibt’s viele Vögel und auch ein paar kleinere wilde Tiere. Ich hasse es zu sehen, wenn sie die Singvögel erbeuten, aber so ist das nun mal. Getötet werden ist hier draußen Alltag. Zumindest für die Tiere.«
    »Sind deine Eltern auch hier?«, fragte Max, weil er mit einer förmlichen Vorstellung rechnete und sich schon Antworten zurechtgelegt hatte, auf die Fragen, die ihm gestellt werden könnten.
    »Die sind geschieden. Dad hat ein neueres Flugzeug als diese alte Cessna. Er kümmert sich um die Kunden im Westen und im Norden. Es kommen viele Leute hierher, um Vögel zu beobachten. Macht sich auch bezahlt.«
    »Du wohnst also allein hier?«
    »Ich mach die Buchhaltung, kümmere mich darum, dass der Laden läuft. Für die schwere Arbeit hab ich ein paar Helfer, und die nächste Stadt ist mit dem Auto nur etwa eine Stunde entfernt. Das ist ziemlich bequem«, sagte sie.
    »Ich dachte, das ist eine Farm«, sagte Max, als sie im Schatten der Veranda angekommen waren. »Aber ich sehe sonst niemanden.«
    »War’s auch mal. Sie ging aber vor dreißig Jahren pleite.« »Und wo ist Mr Brandt?«
    »Der ist schon vor hundert Jahren gestorben. Das hier war früher mal eine Wasserstelle für Viehtreiber, und danach kaufte Brandt das Grundstück. Wir haben den Namen beibehalten. Gab keinen Grund, ihn zu ändern. Und die Leute hier mögen Veränderungen auch nicht so.«
    Die Leute? Max konnte kaum glauben, dass hier in der Nähe irgendjemand lebte.
     
    Es war eine Wonne, in dem kühlen, trüben Wasser zu liegen, das fast über den Rand der gusseisernen Wanne schwappte. Es stammte aus derselben unterirdischen Quelle wie das Trinkwasser.
    Kallie klopfte an die Badtür. »Wann bist du fertig?«
    Ein einfaches Bett, umhüllt von einem Moskitonetz, stand in der Mitte eines Raums, der offenbar einem Sportler gehörte. Überall waren Bilder und Trophäen: vom Schwimmen, Rugby, Schießen, Hockey und Fußball. Es war das Zimmer von Kallies Bruder.
    »Johan ist im Internat. Hör zu, du brauchst bessere Klamotten als die, die du anhattest. Du hast ungefähr die gleiche Größe wie mein Bruder. Ich hab mal was von seinen Sachen rausgesucht.« Leichte Kakihemden und -shorts lagen auf dem Bett, schon abgetragen, aber immer noch brauchbar.
    »Wie alt ist Johan?«
    »Siebzehn, genau wie ich. Und du?«
    »Sechzehn, fast siebzehn«, log Max. Er war kräftig genug, um damit durchzukommen,

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