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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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geworden und durch das harte Leben auf der Farm auch ebenso eigensinnig und stark. Doch durch die echte Herzlichkeit der Kapuos entspannte sie sich etwas. Schließlich brachte sie keinen Bissen von dem köstlichen Essen mehr hinunter und fiel dankbar ins Bett.
    Tags darauf wachte sie schon eine Stunde vor Morgengrauenauf. Die Geräusche der Vorstadt hatten sie aus wirren Träumen gerissen. Im Haus schliefen noch alle. Als sie zur Küche tapste, um Kaffee zu machen, kam sie an einem Zimmer vorbei, dessen Tür einen Spaltbreit offen stand. Ein Lichtstreifen fiel in den Flur. Aus dem Raum drang leises Rascheln, das sie nicht deuten konnte. Vorsichtig öffnete sie die Tür ein Stück weiter. Mike Kapuo benutzte dieses Zimmer offenbar als Büro. Er hatte wohl bis spätabends gearbeitet, denn die Schreibtischlampe brannte noch und überall stapelten sich Unterlagen und Akten. Eine Katze saß auf dem Schreibtisch und putzte sich, die Pfoten in die Blätter unter sich gekrallt. Durch die Katze auf dem Papier wurde das leise Rascheln verursacht. Das Tier hatte bestimmt eine angenehme Nacht unter der wärmenden Lampe verbracht. Als Kallie eintrat wurde das Tier aufgeschreckt und sprang vom Tisch. Dabei wurden die Papiere über den ganzen Boden verteilt.
    Kallie schalt sich leise. Warum musste sie nur immer so neugierig sein? Sie schob die Blätter mit der Hand zusammen und schichtete sie ordentlich aufeinander, doch als sie den Packen wieder auf den Tisch legen wollte, las sie auf einem der Blätter einen maschinengeschriebenen Namen. Plötzlich wurde ihr heiß und kalt: Tom Gordon . Vermisst und verschollen. Es war ein polizeilicher Untersuchungsbericht, das Datum lag schon ein paar Wochen zurück. Kallie überflog die Seite flüchtig. Sie war gespickt mit Ausdrücken aus der Polizeisprache: Wörter von künstlicher Förmlichkeit, die Polizisten auf der ganzen Welt verwendeten, als verleihe die schwerfällige Sprache ihrer Arbeit größere Bedeutung. Doch das war ihr egal. Sie las weiter. Die Suche war offenbar nur mit begrenzten Mitteln durchgeführt worden, wodurch es buchstäblich unmöglich war, jemanden zu finden, der vermutlich verletzt irgendwo in der Kalaharilag. Kallie blätterte die restlichen Seiten durch. Mindestens ein Dutzend weitere hatten mit Max’ Vater zu tun. Kallie verstand schnell, dass die von der Katze auf dem Fußboden verstreuten Papiere zu einer Akte gehörten, die aufgeschlagen auf dem Tisch gelegen hatte. Sie ging rasch zur Tür, lauschte, ob sich im Haus irgendetwas rührte, schob die Tür sacht von innen zu und kniete sich hin. Sie breitete die Papiere auf dem Boden aus und drehte die Lampe so, dass der Lichtschein direkt darauffiel. Die Mappe sah aus wie ein Dossier: eine Beschreibung des Vermissten, Berichte der Suchtrupps, die kurze Zusammenfassung, die sie soeben gelesen hatte, sowie eine Fotokopie der Karte des abgesuchten Gebiets. Es gab nichts, was auf neue Informationen über Tom Gordon schließen ließ. Kallie schob die Blätter wieder zusammen und legte die Unterlagen auf den Schreibtisch. Dabei berührte sie eine andere Akte, die zwar zugeklappt war, aus der aber die Ecken von Fotografien herauslugten.
    Kallie schlug die Mappe auf. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigten einen männlichen Leichnam, den man im Hafen aus dem Wasser gezogen hatte. Klick, klick, klick. Eine Aufnahme nach der anderen, von einem Polizeifotografen gemacht. Das letzte Bild zeigte das Opfer auf dem Rücken liegend, die Füße der Polizisten waren noch am Rand des Fotos zu sehen. Sie würden nach dieser letzten Aufnahme nach Hause gehen, denn ihre Arbeit war getan. Das alles machte einen kalten, abgeklärten Eindruck, vermittelte emotionale Teilnahmslosigkeit und Routine. Die sachliche Feststellung eines Todes.
    Ein Zettel mit offiziellen Informationen klebte an der oberen linken Ecke des Bildes. Datum und Zeit, wann die jeweiligen Aufnahmen gemacht worden waren, der Name des Polizeifotografen, schließlich der Name des Toten – falls bekannt.
    Er war bekannt.
    Leopold. Anton Leopold.
    Jemand hatte etwas auf den Notizzettel, der innen am Aktendeckel klebte, gekritzelt. Die Fotos des Toten waren schon schlimm genug, doch bei der Notiz auf dem Zettel wurde Kallie übel. Peterson Bescheid sagen .
     
    Tausend Kilometer entfernt senkten sich die Nebel von Dartmoor herab und würden nicht weichen, bis die nächste Wetterfront sie mit heftigen Windböen vertrieb. Für Sayid ging das Leben wie gewohnt weiter, wenn man von

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