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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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ihr einst beigebracht hatte. Der Mann schrie auf vor Schmerz, ließ sie aber dennoch nicht los. Alle Mahnungen, die sie einmal gehört hatte, schossen Kallie durch den Kopf. Sie war allein auf weiter Flur, und keiner würde in einer Hafenanlage auf ihre Hilferufe reagieren. Kallie schlug die Zähne in seine Hand, zog dabei sein Handgelenk nach unten und schrie, während sie seinen Arm so weit wie möglich von ihrem Mund wegdrückte: »FEUER! FEUER!«
    Er packte sie noch fester, doch sie schrie weiter »FEUER!«, und dann tat sie das, was laut ihrem Vater eventuell die letzteRettung bei einem Überfall sein konnte: Sie entspannte jeden Muskel ihres Körpers und ließ sich fallen. Sogar starke Männer konnten ein totes Gewicht nicht lange halten. Kallie musste blitzschnell zur Seite rollen, wenn sie auf dem Boden landete. Sie sackte nach unten. Auf diese Reaktion war der Mann nicht gefasst, und sie entglitt seinem Griff.
    Sie rollte sich zur Seite. Er stolperte über sie, fiel nach vorn und wollte verhindern, gegen einen Container zu knallen. Mit der Hand fing er den Sturz zum Teil noch ab, doch sein Kopf krachte gegen das raue Metall. Diesen Moment nutzte Kallie, um aufzuspringen und loszuspurten.
    Als sie zwischen den Containergassen herausrannte, liefen ihr drei Männer entgegen. Sie kamen wohl von einem der Schiffe, die gerade entladen wurden. Falls sie ihr feindlich gesinnt waren, blieb ihr nur der Sprung ins eiskalte Wasser. Dann musste sie sowohl gegen die Strömung als auch die Haie ankämpfen. Die Männer hatten sie nun wahrgenommen und riefen ihr zu: »Wo ist das Feuer?« Ein Brand in einer Hafenanlage war extrem gefährlich, besonders wenn keine dreißig Meter entfernt ein großes Schiff entlangfuhr, dessen Benzintanks zwar leer sein mochten, aber weiterhin hochexplosive Dämpfe enthielten.
    Kallie deutete auf die Container und sprintete los, als die Männer an ihr vorbeisausten. Sie raste in die entgegengesetzte Richtung und wollte so weit weg von der Gefahr und der Gewalt, wie sie konnte. In der Wildnis wusste man wenigstens immer, welche der wilden Tiere eine Gefahr darstellten.
    Max hatte die letzten Stunden damit verbracht, die Dinge, die !Koga und die anderen ihm erzählt hatten, in seinem Kopf zu ordnen. Er hatte von seinem Vater den Sinn fürs Praktische geerbt.Er glaubte nicht an irgendwelchen Humbug oder Hokuspokus wie angebliche Prophezeiungen oder Hypnose oder Geisterbeschwörungen, sondern nur an unmittelbar Erfahrbares. Wissenschaftler hatten es gern, wenn sich Dinge beweisen ließen. Nur wenn Erkenntnisse von Daten und Belegen gestützt wurden, wurden sie anerkannt. Zumindest so lange, bis ein anderer kam und die Zusammenhänge besser begründen konnte.
    Sein Dad hatte ihm aber auch beigebracht, andere Kulturen zu respektieren. Aberglaube war weit verbreitet und hatte eine starke Anziehungskraft auf viele Menschen. ! Koga und die anderen dachten, Bakoko wäre ein Gestaltwandler und könne die Form von Tieren annehmen. Da würde Max es schwer haben, sie davon zu überzeugen, dass es nicht den geringsten Grund für ! Koga gab, ihn zu töten.
    Doch das waren alles Gedankenspielereien. Max aber musste handeln, und zwar schnell. Wenn sein Freund, der ihm bis hier her geholfen hatte, durch irgendeine Vision geblendet wurde, dann musste Max eben allein weitermachen. Den ganzen Tag über waren die Buschmänner im Lager ihren Angelegenheiten nachgegangen, und !Koga hatte sich von ihm ferngehalten. Er schien bestürzt über die Prophezeiung. Max hatte daher beschlossen, aufzubrechen und sich vom Lager allein weiter durchzukämpfen. Er brauchte nur die grobe Richtung, und die konnte er ja am Sonnenstand ablesen. Ohne ! Kogas ausgeprägten Orientierungssinn würde er sich außerdem verstärkt auf seine Uhr verlassen. Sie gehörte früher seinem Vater und war Max’ wertvollster Besitz. Wenn er sie horizontal hielt, sodass die Zwölf auf die Sonne gerichtet war, entsprach die Mitte zwischen Stundenzeiger und der Zwölf der Nord-Süd-Linie.
    Er war bereit zum Aufbruch. Proviant würde er sich stibitzen. Er hatte die Stelle entdeckt, wo die Frauen Wasservorräte in leeren Straußeneiern aufbewahrten. Mit dem getrockneten Fleisch, das dort in Streifen geschnitten hing, würde er ein paar Tage lang auskommen. Ihm war klar, dass er nicht einfach loswandern konnte. In den letzten Stunden war er ziellos durch die Siedlung gestreift, hinter die Grashütten, in die Nähe des Platzes, wo die Kinder spielten. Er

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