Die Festung des Teufels
ich werde Hilfe brauchen. Dein Vater muss mich doch da hinführen, an diesen … diesen Ort, wo die Erde blutet .«
!Koga schüttelte den Kopf und drehte sich um.
Max packte ihn am Arm. »Erzähl’s mir! « Er lockerte seinen Griff. Die beiden Jungen sahen sich für einen Moment schweigend an.
»Sie sagen, es wurde prophezeit, dass du kommen würdest«, murmelte ! Koga und wandte den Blick ab, bevor er fortfuhr,»und sie sagen auch, es wurde prophezeit, dass du, wenn du zu uns kommst, sterben würdest.«
Es dauerte eine Weile, bis die Worte zu Max durchgedrungen waren.
»Ich werde sterben? Also … wir müssen alle mal sterben. Und in den letzten Tagen waren wir ein paarmal dicht dran … Ach, komm schon, !Koga. Du kannst doch diesen Humbug nicht glauben.«
!Koga unterbrach ihn, berührte seinen Arm und wies auf das Lager der Gruppe. »Hier. Dort wirst du sterben.«
Max sah sich um. Es war momentan einer der sichersten Orte, die er sich vorstellen konnte. Eine Ansammlung von Wohnhütten, es wurde gekocht, Kinder spielten, Lachen erklang. Er befand sich inmitten der sanftesten und glücklichsten Menschen, die er je kennengelernt hatte. Er war hier doch in Sicherheit.
»Sie irren sich«, versicherte er seinem Freund.
»Nein. Sie haben gesagt, du wirst hier sterben.«
In ! Kogas Augen trat jetzt ein anderer Ausdruck. »Und ich werde dich töten.«
11
K allie van Reenen verließ das Haus, als alle noch schliefen. Ihr war elend zumute. Die Fotos des toten Anton Leopold und der Hinweis auf Peterson bestätigten, dass zwischen Chief Inspector Mike Kapuo, dem Mann, dem sie und ihr Vater vertrauten, und denen, die Max jagten, eine Verbindung bestand. Kallie wollte nicht, dass man sie suchte, und legte Kapuo deshalb einen Zettel hin, sie sei für ein paar Stunden in die Stadt gegangen und würde später am Vormittag in sein Büro kommen. Sie konnte ja nicht einfach verschwinden, denn Kapuo durfte keinen Verdacht schöpfen.
Nur Thandi Kapuo war bereits wach, als sie ging. Kallie konnte sie leicht dazu überreden, ihr kurz das Handy zu leihen, denn sie musste eine dringende Nachricht an Sayid schicken. Die vierzehn Jahre alte Thandi war von ihren Eltern zu Stubenarrest verdonnert worden, und da zwischen beiden Seiten totale Funkstille herrschte, war Kallie zu helfen eine Möglichkeit, es ihren Eltern heimzuzahlen. Kallie war sehr froh, dass sie wenigstens Sayid vor Peterson und seinen Verbindungen warnen konnte.
Als sie an den Docks ankam, herrschte dort bereits reger Betrieb. Schiffscontainer wurden gestapelt und dann einer nach dem anderen von Kränen hochgehoben und auf die Ladeflächen wartender Lkw transportiert. Luftdruckbremsen zischten wie Dampfturbinen, die ihrer Kraft endlich freien Lauf lassenkonnten. Im ersten Gang rollten die überlangen Trucks langsam an, um die Fracht an ihren endgültigen Bestimmungsort zu bringen.
Kallie faltete das Foto auseinander, das sie aus Kapuos Akte herausgenommen hatte. Auf dem Bild war der Fundort von Anton Leopolds Leiche zu sehen. Es dauerte ziemlich lange, bis sie sich im Hafen orientiert und die Stelle gefunden hatte. Beim erneuten Vergleich mit dem Foto fiel ihr auf, dass der Leichnam von der Strömung bewegt und neben ein Schiff getrieben worden war. Kallie kannte die örtlichen Winde, die ein Flugzeug durchaus vom Kurs abbringen konnten, und die Flut machte das Gleiche mit allem, was im Wasser schwamm. Das Foto war mit Datum und Zeitangabe versehen. Sie sah auf die Uhr, es war ungefähr anderthalb Stunden später als bei der Aufnahme. Die Gezeitenverhältnisse hatten sich inzwischen erheblich verändert, das müsste sie berücksichtigen. In dem tiefen Hafenbecken herrschte außerdem reger Schiffsverkehr, und die dadurch verursachten Wellen und Strömungen hatten ebenfalls einen Einfluss darauf, wo ein Leichnam am Ende landete. Diese Tatsache verkomplizierte alles noch zusätzlich. Sie beschloss, sich ausschließlich an die Gezeiten zu halten.
»Entschuldigung, können Sie mir sagen, wann hier der Wasserstand am höchsten ist?«
Der Mann mit dem Klemmbrett, der über Sprechfunk mit dem Führerhaus eines Krans sprach, hatte gerade einen Container von einem Schiff an Land dirigiert.
Er schaute sie an, und ihm gefiel, was er sah. Kallie war attraktiv. Die Fliegerkappe verdeckte ihre Augen fast vollständig, doch er sah, dass sie blau mit grünen Sprenkeln waren. Außerdem hatte sie ein bezauberndes Lächeln. Vielleicht konnte er bei ihr landen.
»Wozu willst du
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