Die Festung des Teufels
Max’ Vater ja nicht einmal, dass Anton Leopold tot war. Wenn Shaka Changs Firma irgendwelche krummen Geschäfte mit Schiffsfrachten betrieb, dann konnte es nur sosein, dass Chang etwas ins Land holte, was er nicht durfte – gut möglich, dass es genau um dieses Etwas ging.
»Kallie, kannst reinkommen«, rief Kapuo.
Kallie setzte sich. Kapuo schenkte Kaffee für sie beide ein und ließ sich seufzend, als nehme er eine große Last von seinen Füßen, wieder auf dem Drehstuhl nieder. »Du bist heute Früh aber zeitig gegangen«, sagte er beiläufig und beobachtete sie über den Rand seiner Tasse hinweg.
»Ich schlaf in Häusern nicht mehr gut, wissen Sie, das ist so, wenn man mal im Busch gelebt hat. Städte passen nicht zu mir. Ich hab einen ausgiebigen Spaziergang gemacht und mir die Schaufenster angesehen, als die Läden öffneten.«
»Hm-hm. Du hast dir aber nichts gekauft?«
»Nein, ich brauch ja eigentlich nicht viel.«
»Das erste Mädchen, von dem ich so etwas höre«, sagte er lächelnd.
»Mike, ich hab nachgedacht.«
»Das ist für mich kein gutes Zeichen, denn das bedeutet normalerweise, dass ich in etwas hineingezogen werde, mit dem ich lieber nichts zu tun haben will. Red weiter.«
»Anton Leopold ist tot, oder?«
Kapuo war ein zu alter Hase, um sich seine Überraschung anmerken zu lassen. Er überlegte, ob es bloß geraten war. »Warum glaubst du das?«
Kallie konnte nicht zugeben, dass sie den Bericht in seinem Büro zu Hause gesehen hatte, denn dann würde er wissen, dass sie vielleicht auch seine Notiz über die Benachrichtigung Petersons gefunden hatte. »Na ja, Sie haben ihn überhaupt nicht erwähnt, und ich hatte Ihnen gesagt, dass er hier in Walvis Bay war. Da bin ich vom schlimmsten Fall ausgegangen. Bestimmt wollten Sie mich bloß nicht beunruhigen.«
Kapuo nickte. »Ja, er ist tot. Ertrunken. Man hat ihn im Hafen gefunden. Wir glauben, er war betrunken und ist ins Wasser gefallen.«
»Was hat die Untersuchung ergeben?«
»Warum willst du das wissen? Meinst du nicht, dass das ein bisschen grausig ist?«
»Es interessiert mich wegen Max – ich kann es ja sowieso nicht ändern«, fügte sie schnell hinzu.
»Er hatte Spuren verschreibungspflichtiger Medikamente im Körper – Schlaftabletten und Antidepressiva. Zusammen mit dem Alkohol war das keine gute Idee.«
Kallie nickte und senkte das Gesicht über ihre Tasse. Sie musste ihre Augen verstecken, damit Kapuo nicht merkte, wie beunruhigt sie war. Sie kannte ja viele Männer, die in der Wildnis arbeiteten, und manche hatten auch eine Schwäche für Schnaps, doch kein Einziger hatte es nötig, sich durch Schlaftabletten oder Antidepressiva zu betäuben – das brauchten die Leute, die in den Städten lebten, wo ein harter Konkurrenzkampf tobte. Wer im Busch überleben wollte, musste seine Sinne beisammenhalten, und schon die körperliche Anstrengung, da draußen zu sein, genügte, um zu schlafen wie ein Baby.
»Hat er denn Medikamente verschrieben bekommen?«
Kapuo ging auf, dass sie das alles schnell durchdacht hatte und dass sie jemand war, den man nicht mit diplomatischen Erklärungen abspeisen konnte.
»Er war nicht von hier.«
»Aber er muss seine Tabletten doch bei sich gehabt haben, und dadurch könnten Sie den Arzt ermitteln, der sie ihm verschrieben hat. «
»Nein, hatte er nicht. Die wurden wohl weggespült, als erertrunken ist. Und bevor du weiterfragst, wir haben seinen Hausarzt nicht ausfindig machen können – noch nicht. Leopold hatte keinen festen Standort, an dem er gearbeitet hat. Er war selbstständig und hat als Geologe Forschungsgruppen und Wissenschaftler geführt, die hier nach Mineralien gesucht haben. Leute von Universitäten und so.«
»Das klingt, als hätte man viel von ihm gehalten«, sagte Kallie. »Ich meine, ernsthafte Leute wie Tom Gordon würden doch niemanden einstellen, der solche Probleme hat, oder? Wenn vielleicht ihr Leben von diesem Anton Leopold abhängt?«
Verdammt. Dieses Mädchen quetschte ihn aus. Sie nahm seine Antworten als Ausgangsbasis und baute eine logische Argumentation auf. Sie machte ja einen Fall daraus!
»Kallie, was soll ich bloß mit dir machen?«
»Ich reparier das Flugzeug, und dann flieg ich nach Hause.« »Du bist zu mir gekommen, weil du Hilfe brauchtest.«
»Ich glaub, ich hab ein bisschen Panik gekriegt. Man bildet sich schon alles Mögliche ein, wenn so ein Motor aussetzt.« »Du meinst jetzt also, es hat dich gar niemand umbringen wollen?«
»Nein,
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