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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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unvermittelt,der Drang zu fliegen war beinahe unwiderstehlich. Max’ Unermüdlichkeit brachte es mit sich, dass die Jungen kaum etwas sprachen – beide benötigten ihre Kraft und ihre Konzentration, um zu dem Ort aus dem Traum zu gelangen. Sie liefen zwei Tage lang in nordöstliche Richtung, ließen die Berge hinter sich, näherten sich der Stelle, an der Max’ Vater mit angesehen hatte, wie mehrere Buschmänner starben. Dem letzten Ort, an dem er selbst lebend gesehen worden war.
    Abends aßen sie das getrocknete Fleisch, das ! Kogas Leute ihnen mitgegeben hatten; Max ließ nicht zu, dass !Koga jagte und Feuer machte. Sie näherten sich der großen Gefahr, und Max wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Wenn er auf dem harten Boden schlief, ohne sich groß um Bequemlichkeit zu kümmern, war sein Schlaf unruhig und sein Geist nicht mehr fähig, zwischen Traumfetzen und den Bildern des Gestaltwandels zu unterscheiden, die getrübt wie hinter Rauchglas vor seinem geistigen Auge erschienen. Er drehte und wälzte sich, während sein Geist Ruhe suchte.
    Am dritten Tag merkte er, dass er weniger Schlaf brauchte als sonst. Die Müdigkeit ließ sich zwar nicht leugnen, doch die Ruhephasen nahmen die Form eines zweistündigen Tiefschlafs an, und die übrigen Stunden verbrachte er in einer Art benommener Meditation. Du weißt, dass du nicht ganz wach bist, sagte er sich selbst. Ein Bild jedoch stellte sich immer wieder ein; eines, dem er keinen Sinn abgewinnen konnte und das ihn ängstigte. Es war die Mähne eines riesigen Tiers, dessen abgewetzte Zähne mit fahlem Schleim bedeckt waren. Es war taub und blind und stieß einen ekelerregenden Dampf aus. In einer seiner Visionen stand Max auf dem Rand des Mauls dieses Viehs, sah die Galle des Untiers aus seinem Magen in die Kehle heraufschießen und hörte, wie es pfeifend keuchte, währenddieser Sprühnebel aus der Tiefe aufstieg. Max wusste zweifelsfrei, dass das der klaffende Schlund der Hölle war – ein Abgrund, in den Menschen gesaugt und in dem sie verschlungen wurden. Und das Bild, das er nicht aus dem Kopf bekam, war das vom Sturz in diesen brodelnden Kessel.
     
    Als die Buschmänner an dem Ort starben, den !Kogas Vater Wo die Erde blutet genannt hatte, hoben die Jäger für ihre Freunde und Verwandte Gräber aus, bestrichen die Toten mit Tierfett, bedeckten sie mit rotem Puder und betteten sie dann in einer zusammengerollten Position seitlich zum Schlafen, wie ungeborene Kinder. Die flachen Gräber zeigten in Richtung der aufgehenden Sonne, und den Toten wurden ihre Jagdbogen und Speere mitgegeben.
    Die beiden Jungen standen auf der Lichtung. Der Wind trieb Staubwolken vor sich her, die die Grabstätte kurzzeitig verdeckten. Als der Wind dann umschlug, legte sich der Staub und die geschändeten Gräber kamen zum Vorschein. Die Toten waren verschwunden, nur ihre verstreut liegen gelassenen Waffen waren noch da. Manche waren zerbrochen, andere achtlos beiseitegeworfen. Das war nicht das Werk wilder Tiere.
    !Koga wanderte zum Rand der Lichtung – wer sollte an einem so abgelegenen Ort die Toten seines Volkes ausgraben und stehlen? Max schaute in jedes Grab. Es gab keine Hinweise darauf, wer das getan haben konnte, und so sammelte er die Waffen ein, legte sie ordentlich aufeinander und wartete auf !Koga. Während Max im Schatten eines verdorrten Baumes hockte, entfernte sich !Koga noch weiter von der Grabstätte und suchte den Boden ab. Schließlich kniete er sich mit einem Bein hin, berührte die Erde mit der Hand und kam dann zu Max zurück.
    »Das waren zwei Autos.« !Koga wies mit dem Kopf auf eine Seite der Lichtung. »Die, die zuerst kamen, sind von hier zu den Regenbergen gefahren.«
    Max folgte ihm zur anderen Seite der Lichtung. Er sah überhaupt nichts, was Aufschluss darüber gegeben hätte, wer vor ihnen hier gewesen war. Es gab keine Fährten, keine Spuren von Hufen oder Klauen, doch !Koga hatte ganz feine Abdrücke entdeckt.
    »Die andern«, sagte er, »sind zur Salzpfanne gefahren.« Das bedeutete sengende unliebsame Hitze, aber ein Fahrzeug würde Spuren hinterlassen.
    Max lief das Gelände ab. Es dauerte eine Weile, doch dann sah er die Spuren auch. Flache Steine waren ein wenig verschoben, sie ruhten nicht mehr wie vorher in der harten Erde. Max war ziemlich zufrieden mit sich, weil er wenigstens das erkannt hatte. Er ging ein paar Hundert Meter über die Lichtung hinaus, wo feuchte Linien in den Boden eingeprägt waren. Diese feinen Äderchen

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