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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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dann erschien ein Lächeln und Lachen auf den Gesichtern. Bakoko, der Schamane, bedeutete ihm, in den Baumschatten zu treten.
    »Bakoko hat das Gift aufgehalten«, sagte ! Koga zu Max, als sie durch die Siedlung gingen. »Er hat dir Medizin gegeben. Er war es, der das Blut aus dir herausgebracht hat. «
    »Ich glaube, er hat mir irgendein halluzinogenes Kraut gegeben. Zu Hause sperren die einen ein, wenn man so etwas nimmt«, sagte Max.
    !Koga ließ sich nicht anmerken, ob er Max verstanden hatte, und so lächelte Max nur und legte den Arm um seinen Freund. Das brauchte nicht erklärt zu werden.
    Nachdem sie sich zu den anderen Männern gesetzt hatten, die respektvoll Abstand zu dem Schamanen wahrten, aßen sie die von den Frauen zubereitete Mahlzeit. Kräftig schmeckendes Antilopenfleisch, einige Wurzelknollen, tief in der Glut gegart,und eine Mischung aus einer Art Maismehl, die Max nicht identifizieren konnte. Es war ihm auch egal, denn er war vollkommen ausgehungert, und das Essen war schnell verschlungen. Die ganze Zeit, während er aß, strömten Bakokos Worte wie der Dampf aus einem Topf, ein stetiges murmelndes Erzählen, das ! Koga nur bruchstückhaft übersetzen konnte. Die Buschmänner glaubten immer noch, dass ihnen Max’ Ankunft vorhergesagt war, dass seine Reise Tapferkeit verlangte und dass er zu ihnen geführt worden war, sodass die Schlange angriff, er hin fiel, der Skorpion ihn stach und die große Dunkelheit über ihn kam. Es hatte so kommen sollen. Er musste begreifen, dass die Welt, in der sie lebten, eine Art Traum war, dass es nur wenige Gestaltwandler gab, und dass er, jetzt da er mehr von dem verstand, was in ihm schlummerte, das Tier frei wählen konnte, das ihn durch Gefahren geleitete. Wenn Max sich mit diesem Gedanken anfreundete, konnte er das Wesen jedes Tiers in sich erspüren. Das war ein seltenes Privileg und brachte die Verpflichtung mit sich, klugen Gebrauch davon zu machen – denn wenn er das nicht tat, würde die Kraft, die jetzt in ihm freigesetzt war, ihn verschlingen.
    Dies alles erklärte der weise Greis, bis die Sonne die obersten Zweige der Bäume streifte und die Schatten größer wurden. Schließlich nickte der Alte !Koga zu. Der Junge überreichte Max den Jagdbogen, den er angefertigt hatte, während Max bewusstlos gewesen war. Dazu einen Köcher voller Pfeile und einen kleinen Beutel mit tödlichem Gift für die Pfeilspitzen.
    Sie hatten ihn zum Jäger gemacht. Geehrt durch diese Geste und beschämt durch ihre Sorge um ihn, nahm Max das Geschenk ehrfurchtsvoll an. Die Sonne zog sich über dem flachen Land zurück. Die Schatten brachen herein wie eine Flutwelle, bedeckten alles, was vor ihnen lag. Max nahm den Hauch einerBewegung zwischen den Bäumen, am Rande der Dunkelheit, wahr und glaubte, die auf ihn gerichteten Augen eines Schakals zu erkennen.
     
    Max und !Koga liefen mit gleichmäßigen, weiten Schritten durch die Nacht. In der ersten Stunde brannte ihnen die Lunge, und ihre Beinmuskeln verkrampften, doch dann hatten sie alle schwächenden Gedanken an Schmerz oder Unbequemlichkeit beiseitegeschoben und zu einem angenehmen Tempo gefunden. Nachdem ihr Atem leicht geworden war, liefen sie fast lautlos, nur das rhythmische Geräusch ihrer Schritte im Sand war zu hören. An den schwarz umrandeten Bergen, so weit entfernt, dass sie aussahen wie eine unruhige, vom Meeresgrund aufsteigende Welle, verfing sich eine dunkle Decke aus Sturmwolken, und peitschende Blitze durchschnitten die Nacht.
    Max war nicht sicher, wohin er lief. Sein Instinkt und noch etwas anderes, was er nicht zu fassen bekam, leitete ihn. Es war, als habe sein Geist einen Plan für die Reise entworfen. Dieser war jedoch nicht ganz klar, denn er hatte weder Form noch Gestalt. Vielleicht ist es so etwas wie ein mentales Radar, sagte er sich. Jedenfalls vertraute er darauf. Die ganze Nacht hindurch behielten sie ein gleichmäßiges Tempo bei, doch es war jetzt Max, der den Weg wies, und ! Koga hatte Mühe, ihm zu folgen. Das Morgengrauen verlieh ihnen frische Kraft, der Sonnenschein milderte die Müdigkeit. Max schaute zu den Bergen hinüber. Das Plateau, zu dem er blickte, war dasselbe, das er im Traum gesehen hatte – oder in seiner Vision, denn er war noch nicht sicher, wie er es nennen sollte, und doch lief es vor ihm ab wie ein Film. Er war von der Felsklippe aus geflogen, war über die Schluchten und die Flussbetten zu den Bäumen gesegelt. Er zögerte für einen Moment, die Erinnerung kam

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