Die Festung des Teufels
her geworfen, aber Max stemmte sich dagegen, achtete nicht auf das Geröll, das schmerzhaft an seine Schienbeine schlug, und zog ! Koga hinter sich her. Als sie auf trockenes Gelände krochen, brach hinter ihnen die Woge. Wasser schoss über den flachen Felsen und übergoss sie mit einem schmutzigen Schwall. Sie waren durchnässt, aber in Sicherheit. Der tosende Strom würde an Kraft verlieren, je weiter er sich in die Ebene hineinbewegte.
Max zog ! Koga hinter sich her, bis der Fluss ihnen nichts mehr anhaben konnte. Atemlos beobachteten sie, wie das Wasser, jetzt ein stetiger Strom, unter ihnen vorbeifloss. Der Regenließ nach, die grollenden Wolken beruhigten sich, und bis auf das Gurgeln des Wassers war alles still.
»Der Berggott«, flüsterte ! Koga.
Max nickte.
Wozu darüber streiten? Sein Freund hatte seinen Glauben, und da man ja wirklich meinen konnte, ihr unerlaubtes Eindringen habe das Gewitter ausgelöst, war Max sich gar nicht so sicher, dass ! Koga Unrecht hatte.
»Na, jetzt hat er sich beruhigt. Vielleicht hat er was gegen Besuch. Wenn bei mir irgendwelche Leute über den Gartenzaun steigen und die Blumen zertrampeln würden, würde ich sie auch mit dem Schlauch abspritzen«, sagte Max lächelnd, aber !Koga schien immer noch besorgt und sah nervös zu dem finsteren Gipfel hinauf.
»Das war eine Sturzflut. Sieh mal.« Er zeigte auf das Flussbett. Der Wasserspiegel sank bereits. Irgendwo weiter abwärts wurde der Fluss von der Erde verschlungen. Nur Schlamm und Felsbrocken blieben zurück. »Wir gehen nicht da rauf, also keine Sorge.« Er legte ! Koga einen Arm um die Schultern. »Schlafende Götter soll man nicht wecken.«
Sie gingen um die Ausläufer des Bergs herum, und plötzlich sah Max den Ort, von dem er instinktiv wusste, dass er ihr Ziel war – ein flaches Gelände zwischen hohem Gras und der Baumgrenze. Das Gras der Savanne war mehr als mannshoch, aber Generationen von Elefanten hatten auf ihren Wanderungen zu den Wasserstellen einen schmalen Streifen platt getrampelt. Max sah sich das Gelände genau an. Tiere würden sich vor der Sturzflut wahrscheinlich in die Feuchtgebiete weiter nördlich zurückziehen. Irgendwo da unten war die gefangene Taube, die er vor seinem inneren Auge gesehen hatte. Eine Vision wollte er das nicht nennen, aber eine Erklärung dafür hatte er immernoch nicht gefunden. Mit Sicherheit wusste er nur, dass die Bilder in seinem Kopf ihn hierhergeführt hatten.
Der Schrei eines Adlers riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah zu dem kreisenden Vogel hinauf, der von der steilen Bergflanke herabgestoßen war. Beim Anblick des Adlers durchlief ihn ein Frösteln. Der Adler schien ihn zu rufen – wie ein Adler den anderen. War es vielleicht eine Warnung? Der Vogel schwebte im Aufwind empor, und ein plötzlich heranfegender Sandwirbel zwang sie, sich abzuwenden und die Hände schützend vor die Augen zu halten. Als der Wind sich legte, stand Max von dem niedergetrampelten Grasstreifen abgewandt und blickte in die andere Richtung. Am Rand seines Blickfelds bemerkte er zwischen den Bäumen eine Gestalt. Sie war grün, aber von einem anderen Grün als die Umgebung, und am Rand der Steppe war ein kleiner Schatten zu erkennen.
Zuerst dachte Max, es sei ein Schakal. Wieso vergaß er ausgerechnet immer wieder den entscheidenden Hinweis in dieser Sache – die geisterhafte Gestalt des Schakals? Er musste an die ägyptischen Geschichten seines Vaters denken – der Schakal war nicht nur der Gott der Toten, sondern auch der Führer zwischen den beiden Welten. Er wies den Weg. Das schien logisch. Auch in den Höhlenzeichnungen war es der Schakal, der ihn zu den Bildern von sich und seinem Vater an der Wand geführt hatte.
Adler, Staubwirbel und ein Geist – alles führte ihn an diesen einen Ort.
Das platt getrampelte Gras fühlte sich unter ihren Füßen an wie Stroh. Das hohe Gras auf der einen Seite und die niedrigen Bäume auf der anderen erzeugten in Max eine Mischung aus Furcht und Hoffnung. Der Ort hatte zugleich etwas Tröstliches,wie die Höhle, die er als Kind einmal gehabt hatte – ein geheimer Ort, an dem man sich verstecken konnte und unsichtbar war; einer dieser besonderen Orte, von denen niemand etwas weiß, andererseits aber auch so etwas wie eine Falle mit einem Köder darin. Je weiter sie auf dem Elefantenpfad vorangingen, desto höher stand das Gras, desto dichter wurden die Büsche und Bäume.
Max blieb stehen. ! Koga ging noch etwas weiter und ließ sich
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