Die Festung des Teufels
auf eines seiner Knie nieder. Max sah sich um. Eine kleiner Schwarm schnatternder Vögel stob aus den Baumwipfeln hervor. War das eine Warnung, oder bekundeten sie nur ihren Ärger darüber, dass Max und !Koga in ihr Gebiet eingedrungen waren? Max stellte sich neben seinen Freund und starrte ins Unterholz. Da drin war etwas – es nistete in den Schatten. Ein flatterndes Rascheln, wie Buchenlaub.
»Da sind keine Spuren«, sagte ! Koga. Aber das bedeutete nicht, dass ein Tier nicht aus einer anderen Richtung ins Unterholz gekrochen sein konnte. Der Wind, eine kaum spürbare Brise, kam von hinten, sodass sie keine Witterung aufnehmen konnten, während das, was auch immer da drin steckte, ihren Geruch wahrnehmen musste. Fressgeräusche waren nicht zu hören. Elefanten würden die Zweige abreißen. Was sonst? Büffel sollte es in dieser Gegend eigentlich nicht geben, aber damals beim Ansturm der Tiere hatten sie bereits einmal eine bösartige Herde erlebt. Bauern hatten vergeblich versucht, diese äußerst gefährlichen Tiere zu zähmen, und nun gab es hier und da noch vereinzelt kleine Herden. Aber ein einzelner Büffel konnte warten, bis ein ahnungsloser Jäger dicht vor ihm stand, um dann zum tödlichen Angriff überzugehen.
!Koga setzte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens, und Max folgte seinem Beispiel. Eine so mickrige Waffe nützte natürlichkaum etwas bei einem so mächtigen Tier, aber sie gab ihnen ein wenig Mut. Sie entfernten sich ein paar Schritte voneinander und drangen vorsichtig in das Unterholz vor. Der Schatten lag zehn Meter vor ihnen, ein Pfad aus abgebrochenen Zweigen.
Die Sonne flimmerte durchs Laubwerk. Sie waren jetzt dicht dran. Max senkte den Bogen, streckte die Hand nach der unförmigen Gestalt vor ihm aus und berührte einen dürren Zweig, der gleich zu Boden fiel. Noch ein Schritt nach vorn, ein weiterer abgeschnittener Zweig. Auch den zog er weg. Jemand hatte hier auf der Lichtung etwas unter den Zweigen versteckt. Jetzt berührte er etwas, was sich wie grobe Schnur und Plastik anfühlte. Er zerrte daran, aber es gab nicht nach. Es war ein Netz, das an dornigen Ästen festhing. Ein Tarnnetz. Kleine, verschieden grün gefärbte Plastikfetzen. So etwas hatte Max auf dem Übungsgelände der Armee schon oft gesehen. Damit konnte man die Umrisse eines Panzerfahrzeugs so verwischen, dass es kaum noch zu erkennen war. Hier aber war deutlich zu sehen, was sich unter dem Netz befand.
Ein kleines Flugzeug.
Und auf der Heckflosse prangte eine gezeichnete Taube.
Jemand hatte das Flugzeug zwischen die Bäume geschoben und das Tarnnetz darübergeworfen. Es sah aus, als habe derjenige Vorsorge für eine eilige Flucht getroffen, denn man brauchte nur die abgeschnittenen Zweige beiseitezuwerfen und den vorderen Teil des Netzes vom Propeller zu ziehen, und schon konnte der Pilot die Maschine nach vorne rollen lassen, auf den platt getretenen Grasstreifen lenken und abheben.
Max und !Koga schlichen um das Flugzeug herum. Unter den Bäumen war die Luft kühler, und das Netz spendete zusätzlichSchatten. Max hatte Schuldgefühle, denn er drang hier in den geheimen Bereich eines anderen ein. Das Flugzeug war, soweit er das beurteilen konnte, unbeschädigt und ungefähr vom gleichen Baujahr wie das von Kallie, keine sehr komplizierte Maschine und nicht besonders komfortabel, aber scheinbar doch funktionstüchtig. Zögernd packte er den Griff der Kabinentür. Sie war nicht abgeschlossen. Die Tür quietschte leise, und aus dem Inneren wehte ihm kühle Luft ins Gesicht.
!Koga hatte sich ins helle Sonnenlicht zurückgezogen, und vom Pilotensitz, wo Max jetzt saß, sah die Lücke zwischen den Bäumen wie der Eingang zu einer Höhle aus, wobei das dunkle Innere des Flugzeugs die Höhle war. Max berührte die Schalthebel, umfasste sie wie den Joystick des Flugsimulators an seinem Computer zu Hause. Wie still es war. Er kam sich vor wie im Innern eines Mausoleums. Die Kontrolllämpchen warteten nur auf elektrischen Strom, um etwas anzuzeigen. Tankanzeige, Fluggeschwindigkeit – in Knoten, nicht in Meilen pro Stunde wie bei Kallies Maschine –, die hier war doch ein wenig moderner. Steiggeschwindigkeit, Höhenmesser, eine Reihe von Kippschaltern für Scheinwerfer und Treibstoffpumpe, Warnhinweise, die dazu aufforderten, den Treibstoff auf Verunreinigungen zu prüfen und sich vor Start und Landung zu vergewissern, dass der Sitz fest eingerastet war. Ein roter Hauptschalter, der auf Aus stand, wartete nur
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