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Die Festung des Teufels

Die Festung des Teufels

Titel: Die Festung des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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auf den Höhleneingang.
    »Das kannst du nicht wissen. Das ist nicht sicher.«
    »Richtig. Aber sieh dir das an.« Max schlug die hydrologische Karte auf. Die dünne, fast wie zufällig wirkende Linie, die sich vom Atem des Teufels zum Fort schlängelte, konnte gar nichts anderes sein als der Tunnel, dessen Eingang da unten vor ihnen lag. Das jedenfalls versuchte Max sich einzureden. »Ich nehme an, wenn das Wasser hochschießt, wird es auch in diesen Gang gepresst – und der Druck reicht bestimmt aus, um eine Turbine in der Nähe der Festung anzutreiben.«
    !Koga schien unsicher. Er kannte die Kraft des Wassers bei Sturzfluten. Er hatte gesehen, wie Felsbrocken, größer alsElefanten, flussabwärts gerissen wurden, aber was Max ihm hier beschrieb, verstand er nicht. Er nickte, um nicht ahnungslos zu erscheinen in einer Sache, die für seinen Freund offenbar selbstverständlich war.
    Max kratzte sich am Kopf und betrachtete den Dreck, der sich unter seinen Fingernägeln gesammelt hatte. »Jedenfalls glaube ich, dass es so funktioniert. Das nennt man Kammerdruck, wenn ich nicht irre. Hätte ich doch bloß in Physik besser aufgepasst!«
    !Koga war erleichtert, dass nicht alles so einfach war, wie es schien, und fühlte sich ermutigt, die Sache noch genauer zu hinterfragen. »Und diese anderen Löcher?«
    »Äh … ja. Weiß nicht genau, wahrscheinlich eine Art natürliches Entlüftungssystem. Ich denke, der Druck ist so stark, dass das Wasser, wenn es hochschießt, in dieses große Loch eindringt, und durch die kleineren Löcher kann der Druck dann wieder entweichen, oder aber …« Max wusste nicht mehr weiter. Er sah !Koga an, der jetzt zum ersten Mal lächelte.
    »Du weißt es nicht.«
    »Nicht hundertprozentig. Ich schätze, es geht irgendwie darum, den ursprünglichen Druck wieder abzuschwächen.« Er verstummte und dachte: Mein Dad wüsste das bestimmt.
    Beide schwiegen. ! Koga traute dem Ungeheuer immer noch nicht ganz; ab und zu legte er eine Hand auf den Boden, als fühle er nach dem Puls des Wesens, das da tief unter der Erdoberfläche lauerte, und als könne er so das Herannahen des nächsten Ausbruchs ertasten. Es war Zeit zu schweigen. Wie bei Jägern, die sich an ihre Beute heranschlichen. Die konnten stundenlang warten und verständigten sich nur mit unauffälligen Handzeichen. Geduld war das Wichtigste. Jetzt wartete !Koga. Max würde zu einer Entscheidung kommen. Er war derAnführer, das wusste !Koga seit diesem Vorfall im Dorf; und dass Max ein wenig von dem Ungeheuer verstand, hatte ihn ebenfalls beeindruckt. Also wartete er, erinnerte sich daran, wie er in früheren Situationen seine Angst besiegt hatte, und wusste, dass ihm das auch diesmal wieder gelingen würde.
    Schließlich sagte Max: »Es sieht nicht so aus, als ob das Ding sehr bald wieder ausbricht. Wahrscheinlich erst gegen Abend. Ja, das klingt irgendwie vernünftig. Zweimal am Tag. Morgens und abends.« Es hörte sich an, als versuche er, sich selbst zu überzeugen.
    »Wir gehen da runter?« !Koga hoffte, dass seine Stimme nicht allzu ängstlich klang.
    Max schüttelte den Kopf. Er hatte seinen Entschluss bereits gefasst. »Ich gehe allein.«
    !Koga sprang auf. »Nein! Ich habe keine Angst!«
    »Das hat auch niemand behauptet. Aber ich habe Angst, nur dass ich in den letzten Wochen sowieso schon mehr Angst hatte als in meinem ganzen Leben. Da kommt es auf einmal mehr oder weniger auch nicht an.«
    »Ich lasse dich nicht alleine gehen! Mein Platz ist an deiner Seite!«
    »Aber ich kann nicht riskieren, dass wir beide verletzt oder gefangen werden. Das darf nicht passieren, ! Koga, nicht jetzt, nachdem wir diesen ganzen Mist durchgemacht haben.«
    !Koga verstummte und schüttelte langsam den Kopf. Er dachte an die Vorwürfe, die seine Leute ihm machen würden. Wenn Max das nicht überlebte, würden sie ihn dafür verantwortlich machen.
    Max legte ihm eine Hand auf die Schulter. » ! Koga, du wirst immer bei mir sein. Ich trage deine Freundschaft in mir. Aber für dich habe ich eine andere Aufgabe.« Max schlug dasMesstischblatt seines Vaters auf. »Du erinnerst dich an den Ort, wo die Erde blutet? Die Zeichen, die mein Vater auf seiner Karte eingetragen hat? Dort, wo Buschmänner gestorben sind? Und diese anderen Zeichen, die stehen für weitere Orte, die mein Vater gefunden hat. Und das hatte er melden wollen. Ich weiß schon, als Beweis reicht das noch nicht, aber das ist nun mal alles, was wir haben. Mein Vater war an diesen Orten …

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