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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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achtete nicht darauf, was Ronde machte. Und ebenfalls wie gewöhnlich wusch er die Hände, sobald sie weg war, und ging hinein. Sie hatte ein größeres Pergamentblatt als Schreibunterlage verwandt. Als er es gegen den Schein der Nachmittagssonne hielt, konnte er lesen, was sie geschrieben hatte. Bald darauf war eine dritte Taube auf dem Weg, die wiederum in eine ganz andere Richtung flog.

KAPITEL
11

    ›Zum Neunergespann‹
    E in breitrandiger Strohhut warf seinen Schatten auf Siuans Gesicht, als sie sich von Logain unter der brennenden Sonne des Spätnachmittags durch das Scheilientor nach Lugard hineinführen ließ. Die hohe, graue Außenmauer der Stadtbefestigung befand sich in recht schlechtem Zustand. An zwei verschiedenen Stellen, die sie von hier aus einsehen konnte, hatten Einstürze die Mauer auf nicht viel mehr als einen hohen Zaun reduziert. Min und Leane ritten gleich hinter ihr. Beide waren müde von dem strammen Tempo, zu dem sie der Mann in den Wochen seit Korequellen ständig angetrieben hatte. Er wollte die Führung ihrer Gruppe behaupten, und dazu brauchte es nicht viel. Wenn er den Zeitpunkt ihres Aufbruchs am Morgen bestimmte oder Zeitpunkt und Ort ihres Nachtlagers, wenn er ihr Geld verwaltete, und selbst wenn er von ihnen verlangte, daß sie nicht nur das Essen kochten, sondern es ihm auch noch servierten, dann focht sie das keineswegs an. Alles in allem tat er ihr sogar leid. Er hatte keine Ahnung, was sie in bezug auf ihn plante. Ein großer Fisch als Köder für einen noch größeren, dachte sie grimmig.
    Dem Namen nach war Lugard die Hauptstadt von Murandy und der Sitz König Rödrans, doch die Lords in Murandy leisteten wohl ihren Treueeid, zahlten dann aber einfach keine Steuern und taten auch sonst kaum etwas von dem, was Rödran befahl.
    Die einfachen Menschen machten es ihnen natürlich nach. Murandy war nur noch dem Namen nach ein Staat. Das Volk wurde kaum durch die vordergründige Anbindung an König oder Königin zusammengehalten. Der Thron wechselte sowieso häufig den Besitzer. Nur die Angst, von Andor oder Illian geschluckt zu werden, wirkte außerdem noch als verbindendes Element.
    Kreuz und quer durch die Stadt verliefen weitere Mauern, meist allerdings in noch schlechterem Zustand als die große Stadtmauer. Lugard war im Laufe der Jahrhunderte ganz unregelmäßig und planlos gewachsen und war mehrfach durch sich befehdende Adelsparteien gespalten worden. Es war eine schmutzige Stadt. Viele der breiten Straßen waren ungepflastert und staubig. Die Männer trugen meist hohe Hüte und die Frauen Schürzen über Röcken, die ihre Knöchel zeigten. Sie mußten sich zwischen schwerfällig dahinrumpelnden Wagenzügen hindurchzwängen. In den tiefen Furchen spielten Kinder. Der Handel ernährte Lugard, Handel von Illian und Ebou Dar herauf, von Ghealdan im Westen und von Andor im Norden. Überall in der Stadt sah man große kahle Flächen, auf denen die Planwagen Rad an Rad abgestellt waren. Bei vielen zeichnete sich unter den heruntergelassenen Segeltuchplanen eine volle Ladung ab, während andere leer waren und auf Ladung warteten. An den Hauptstraßen waren ungezählte Schenken zu finden, daneben Pferdeställe und Koppeln. Ihre Anzahl übertraf beinahe die der grauen Steinhäuser und Läden, die alle mit glasierten Ziegeln in Rot oder Blau oder Violett oder Grün gedeckt waren. Staub und Lärm erfüllten die Luft, das Hämmern aus den Schmieden, das Rumpeln der Wagen, das Fluchen der Fahrer oder das schallende Gelächter aus den Schenken. Die Sonne brannte auf ihrem Weg zum Horizont auf Lugard hernieder, und die Luft vermittelte ein Gefühl, als werde es nie mehr regnen.
    Als Logain endlich in einen Stallhof einbog und hinter einer Schenke mit grünem Dach und dem Namen ›Zum Neunergespann‹ abstieg, kletterte Siuan dankbar von Belas Rücken und tätschelte der zerzausten Stute ein wenig ängstlich die Nase, da sie deren Gebiß immer noch fürchtete. Ihrer Meinung nach war es einfach keine Art, Reisen auf dem Rücken eines Tieres zurückzulegen. Ein Boot fuhr in die Richtung, in die man es steuerte, aber ein Pferd könnte ja auf die Idee kommen, seiner eigenen Wege zu gehen. Boote bissen auch nicht. Sicher, Bela hatte das bislang auch nicht getan, aber sie war fähig dazu. Wenigstens waren diese furchtbaren Tage vorüber, an denen ihr Kreuz derart schmerzte, daß sie abends im Lager nur noch steif umherhumpeln und auch noch sicher sein konnte, daß Min und Leane hinter ihrem

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