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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tränen aus den Augen wischen, so sehr lachte sie. »Tatsächlich? Oh, ich bin sicher, das wird den Burschen gefallen. Jetzt laß mich deine Beine sehen. Deine Beine, Mädchen, sonst kannst du gleich wieder gehen!«
    Siuan zögerte, aber Frau Tharne blickte sie lediglich erwartungsvoll an. Genau wie ein ständig wachsende Zahl von Männern. Das mußte einfach die richtige Frau sein. Langsam zog sie ihren Rock bis an die Knie hoch. Die große Frau gestikulierte ungeduldig. So schloß Siuan die Augen und raffte ihrem Rock weiter und weiter. Sie spürte, wie ihr Gesicht immer dunkler anlief.
    »Auch noch verschämt«, gluckste Frau Tharne amüsiert. »Aber falls diese Lieder alles sind, was du singen kannst, mußt du eben viel Bein zeigen, um die Männer zum Toben zu bringen. Na ja, wenn diese Wollstrümpfe weg sind, kann man vielleicht mehr sagen, eh, Pel? Also komm mal mit nach hinten. Vielleicht hast du ja eine gute Stimme, aber hier drinnen kann ich sie bei diesem Lärm nichts hören. Los, Mädchen. Beweg deinen Arsch!«
    Siuan riß die Augen auf und wollte sie zornig anfunkeln, doch die große Frau schritt bereits zur Hintertür des Schankraums. Siuan ließ den Rock fallen und folgte ihr, steif wie eine Eisenstange, wobei sie die grinsenden Männer zu ignorieren versuchte, deren lüsterne Bemerkungen ihr bis hinaus folgten. Ihre Miene war steinern, doch innerlich war sie aufgewühlt und schwankte zwischen Sorge und Zorn.
    Bevor sie zur Amyrlin erhoben worden war, hatte sie bei den Blauen das Agentennetz der Augen-und-Ohren geleitet und einige von ihnen, wie auch später noch, als ihre ganz persönlichen Spitzel eingesetzt. Sie mochte zwar nicht mehr die Amyrlin sein und nicht einmal mehr eine Aes Sedai, doch diese Agenten kannte sie alle noch recht gut.
    Duranda Tharne hatte bereits für die Blauen gearbeitet, als sie damals das Netz übernahm, und sie hatte immer pünktlich und präzise berichtet. Augen-und-Ohren konnte man nicht überall finden, und ihre Zuverlässigkeit schwankte oft. Es hatte eigentlich zwischen Tar Valon und Lugard nur eine einzige wirklich zuverlässige Agentin gegeben - in Vier Könige im Lande Andor -, aber die war verschwunden. Gerade hier in Lugard konnte man durch die Wagenzüge der Kaufleute eine Unmenge an Informationen erhalten, seien es nun wahre Berichte oder auch nur Gerüchte. Bestimmt waren auch die Augen-und-Ohren anderer Ajahs hier am Werk, das sollte sie sich immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Vorsicht bringt das Boot sicher zum Hafen, dachte sie unwillkürlich.
    Die Frau entsprach genau der Beschreibung von Duranda Tharne, und sicherlich trug keine andere Schenke einen so abscheulichen Namen. Doch warum hatte sie so reagiert, als sich Siuan ihr gegenüber als Agentin der Blauen identifiziert hatte? Sie mußte das Risiko eingehen. Min und Leane wurden langsam genauso ungeduldig wie Logain. Vorsicht brachte wohl das Boot sicher zum Hafen, aber manchmal brachte einem ein wenig Kühnheit eine volle Ladung ein. Im schlimmsten Fall mußte sie eben der Frau irgend etwas über den Schädel schlagen und durch die Hintertür fliehen. Zweifelnd beäugte sie die Größe und Körperfülle der Frau und auch die kräftigen Arme. Hoffentlich war sie dazu imstande.
    Eine einfache Holztür im Korridor zur Küche führte in ein spärlich eingerichtetes Zimmer. Ein Schreibtisch und ein einzelner Stuhl standen auf einem blauen Läufer, an einer Wand hing ein großer Spiegel und überraschenderweise an einer anderen ein Bücherbrett mit einigen Büchern. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte und der Lärm aus dem Schankraum nur noch gedämpft zu ihnen drang, fuhr die mächtige Frau mit auf die breiten Hüften gestützten Fäusten Siuan heftig an: »Also, was ist? Was wollt Ihr von mir? Nennt mir ja keinen Namen; ich will ihn nicht wissen, ob es nun Euer richtiger ist oder nicht!«
    Siuan verlor ein wenig von ihrer Anspannung. Der Zorn jedoch blieb. »Ihr hattet kein Recht, mich dort draußen so zu behandeln! Was habt Ihr euch dabei gedacht, mich zu zwingen... «
    »Ich hatte jedes Recht dazu«, fauchte Frau Tharne, »und es war notwendig! Wenn Ihr bei Öffnung oder zu der Zeit gekommen wärt, wenn ich schließe, wie es normal wäre, hätte ich Euch schnell hereingeholt, ohne daß es jemand aufgefallen wäre. Ist Euch nicht klar, daß einige der Männer dort draußen Fragen gestellt hätten, wenn ich Euch wie eine lange verschollene Freundin nach hinten geführt hätte? Ich

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