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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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habt, werdet Ihr es bereuen.«
    Der Blick, den die beiden Männer tauschten, sprach Bände. Nynaeve zog bereits die Augenbrauen hoch, aber dann entschloß sie sich doch zögernd, ihnen ein paar Münzen in die Hand zu drücken, worauf sie versprachen, die Frauen ungestört schlafen zu lassen.
    »Wenn ich noch nicht einmal mit Thom sprechen kann...«, begann Elayne, kaum, daß die Männer draußen waren, doch Nynaeve schnitt ihr das Wort ab.
    »Ich werde nicht zulassen, daß sie hereinspazieren, wenn ich im Hemd daliege.« Sie knöpfte sich bereits ungeschickt ihr Kleid am Rücken auf. Elayne wollte ihr helfen, doch sie sagte: »Ich schaffe es schon. Hol du den Ring für mich heraus.«
    Elayne schnaubte und hob dann ihren Rock an, damit sie die kleine Tasche erreichen konnte, die sie über dem Saum innen eingenäht hatte. Sollte sich doch Nynaeve gereizt anstellen; sie würde nicht darauf eingehen, selbst wenn sie wieder wütend loslegte. In der Tasche lagen zwei Ringe. Sie ließ den goldenen mit der Großen Schlange, den sie bei ihrer Erhebung zur Aufgenommenen bekommen hatte, wo er war und nahm den Steinring heraus.
    Überall Flecken und Streifen in Rot und Blau und Braun, zu groß, um auf einen Finger zu passen, abgeflacht und verdreht: ein eigenartiger Ring. Außerdem hatte er nur eine Kante. Wenn man mit dem Finger an der Kante entlangfuhr, kam man ganz von selbst nach innen und wieder heraus, bis man den Anfangspunkt wieder erreichte. Er war ein Ter'Angreal und gestattete der Trägerin den Zugang nach Tel'aran'rhiod, der Welt der Träume. Das galt sogar für diejenigen, die nicht über das Talent Egwenes und der Aiel-Traumgängerinnen verfügten. Alles, was man tun mußte, war, mit dem Ring auf der Haut einzuschlafen. Im Gegensatz zu den beiden Ter'Angreal, die sie sich von den Schwarzen Ajah zurückgeholt hatten, war es hier nicht notwendig, die Macht zu benützen. Soweit Elayne es überblicken konnte, war es möglich, daß auch ein Mann den Ring zum gleichen Zweck gebrauchen konnte.
    Nur mit ihrem leinenen Hemd angetan, hängte Nynaeve den Ring an die Lederkordel neben Lans Siegelring und ihren eigenen Großen Schlangenring, verknotete die Kordel wieder und schlang sie sich um den Hals. Dann legte sie sich auf eines der Betten. Sorgfältig schob sie die Ringe zurecht, damit der Steinring auf ihrer Haut lag, und legte den Kopf bequem zurück auf ihr Kopfkissen.
    »Ist noch Zeit, bis Egwene und die Weisen Frauen ankommen?« fragte Elayne. »Ich komme nie darauf, welche Zeit es gerade in der Wüste ist.«
    »Es ist noch Zeit, außer, sie käme verfrüht, was ich nicht glaube. Die Weisen Frauen halten sie ziemlich kurz an der Leine. Aber auf die Dauer gesehen tut ihr das gut. Sie war schon immer so eigensinnig.« Nynaeve öffnete die Augen und sah sie geradewegs an - ausgerechnet sie! -, als gelte das auch für ihr Gegenüber.
    »Denk daran, Egwene zu sagen, sie solle Rand wissen lassen, daß ich an ihn denke!« Sie würde es jetzt nicht wieder zu einem Krach mit Nynaeve kommen lassen. »Sag ihr, sie soll ihm sagen, daß ich ihn liebe - nur ihn.« So. Jetzt war es heraus.
    Nynaeve rollte die Augen, als stünde sie weit über solchen Dingen. »Wenn du willst«, bemerkte sie spöttisch und machte es sich auf dem Bett noch ein wenig bequemer.
    Als sich die Atemzüge der anderen langsam beruhigten, schob Elayne eine der Reisekisten vor die Tür und setzte sich darauf. Sie haßte diese Warterei. Es geschähe Nynaeve recht, wenn sie statt dessen in den Schankraum hinunter ging. Thom befand sich wahrscheinlich noch unten, und... Und gar nichts. Er galt als ihr Kutscher. Sie fragte sich, ob Nynaeve das im Sinne gehabt hatte, als sie sich einverstanden erklärte, ihre Zofe zu spielen. Seufzend lehnte sie sich an die Tür. Wie sie dieses Warten haßte!

KAPITEL
14

    Begegnungen
    D ie Auswirkungen des ringförmigen Ter'Angreal überraschten Nynaeve mittlerweile nicht mehr. Sie befand sich an dem Ort, an den sie gedacht hatte, als der Schlaf sie überwältigte, nämlich in der großen Halle in Tear, die man das Herz des Steins nannte, mitten in der enormen Festung des Steins von Tear. Die vergoldeten Lampen auf den hohen Ständern waren nicht entzündet, aber von überall her und doch aus keiner erkennbaren Quelle wurde die Halle von einem fahlen Lichtschein erfüllt, der einfach da war, um sie herum, und in der Ferne zu trüben Schatten verblaßte. Wenigstens war es nicht heiß. In Tel'aran'rhiod schien es niemals kalt oder

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