Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Soldaten abgesehen war es eine angenehme Schenke mit hohen Deckenbalken und dunkler, glänzend polierter Täfelung. Die kalten Feuerstellen der beiden großen Kamine waren mit frisch geschnittenen grünen Ästen dekoriert, und aus der Küche drangen Düfte der verschiedensten Speisen. Die Dienerinnen in ihren weißen Schürzen schienen alle gut gelaunt, als sie mit ihren Tabletts mit Weinkrügen und Bier und Essen zwischen den Tischen umhereilten.
    Die Ankunft einer Lady erregte so nahe der Hauptstadt nicht viel Aufsehen. Oder vielleicht auch dieses Herrenhauses wegen. Ein paar der Männer sahen sie an, und andere musterten interessiert ihre ›Zofe‹, doch als Nynaeve bemerkte, daß sie angestarrt wurde, blickte sie so streng drein, daß sich die Männer lieber wieder schnell ihrem Wein zuwandten. Nynaeve schien die Blicke der Männer für ein Verbrechen zu halten, obwohl sie nichts gesagt und noch nicht einmal frech hergeschaut hatten. Elayne fragte sich, warum Nynaeve nicht einfach unauffälligere Kleidung trug, wenn sie so etwas vermeiden wollte. Statt dessen hatte sie hart arbeiten müssen, um das einfach geschnittene graue Kleid ganz genau auf Nynaeves Figur umzuarbeiten. Nynaeve selbst war ein hoffnungsloser Fall, wenn es an feinere Handarbeiten ging.
    Die Wirtin, Frau Jharen, war eine mollige Frau mit langen grauen Locken, einem warmen Lächeln und durchdringenden dunklen Augen. Elayne hatte den Verdacht, sie könne einen ausgefransten Saum oder eine leere Börse auf zehn Schritt Entfernung entdecken. Sie bestanden offensichtlich die Musterung, denn sie knickste tief, wobei sie ihren grauen Rock weit ausbreitete, und hieß sie ausführlich willkommen. Sie wollte wissen, ob die Lady auf dem Weg nach Amador sei oder von dort komme.
    »Von dort«, antwortete Elayne voll träger Arroganz. »Die Bälle in der Stadt waren wohl sehr, sehr schön und König Ailron sieht wirklich so gut aus, wie man es ihm nachsagt, was nicht gerade bei jedem König der Fall ist, doch ich muß auf meine Güter zurückkehren. Ich brauche ein Zimmer für mich und Nana und etwas für meinen Lakaien und den Kutscher.« Dabei fielen ihr Nynaeve und das primitive Klappbett wieder ein, und so fügte sie hinzu: »Und es sollten zwei richtige Betten im Zimmer stehen. Ich brauche Nana bei mir, aber wenn sie nur ein kleines Notbett hat, hält sie mich mit ihrem Schnarchen vom Schlafen ab.« Nynaeves respektvolle Miene verflog, wenn auch nur einen Augenblick lang, aber es stimmte durchaus. Sie hatte furchtbar geschnarcht.
    »Selbstverständlich, meine Lady«, sagte die mollige Wirtin. »Ich habe gerade das Richtige für Euch. Aber Eure Männer werden sich mit einem Schlafplatz im Stall bescheiden müssen - auf dem Heuboden. Wie Ihr seht, ist mein Haus ziemlich voll. Eine Vagabundentruppe hat gestern ein paar schreckliche große Tiere ins Dorf mitgebracht und eines davon hätte fast ›Des Königs Pikeur‹ zerstört. Der arme Sim hat die Hälfte oder mehr von seinen Gästen nach dem Schreck verloren, und die sind alle hierher gekommen.« Frau Jharens Lächeln drückte eher Befriedigung aus denn Mitgefühl. »Ich habe aber noch ein Zimmer übrig.«
    »Ich bin sicher, das wird unseren Ansprüchen genügen. Wenn Ihr uns eine kleine Erfrischung und etwas Wasser zum Waschen bringen würdet? Ich denke, ich werde mich heute sehr früh zurückziehen.« Durch die Fenster drang noch Sonnenschein, aber sie hielt graziös eine Hand vor den Mund, als unterdrücke sie ein Gähnen.
    »Selbstverständlich, meine Lady. Wir Ihr wünscht. Hier entlang, bitte.«
    Frau Jharen schien zu glauben, sie müsse Elayne andauernd unterhalten, während sie die beiden in den zweiten Stock führte. Die ganze Zeit über plapperte sie, wie überfüllt die Schenke sei und was für ein Wunder es sei, daß sie noch ein Zimmer übrig habe, über die Vagabunden mit ihren Tieren und wie man sie aus dem Ort gejagt habe und daß es dem Pack recht geschehe, über all die Adligen, die sich im Laufe der Jahre in ihrem Etablissement aufgehalten hatten und daß einmal sogar der kommandierende Lordhauptmann der Kinder des Lichts hier übernachtet habe. Obendrein sei erst gestern ein Jäger des Horns durchgekommen. Er sei auf dem Weg nach Tear, denn man behauptete, irgendein falscher Drache habe den Stein von Tear erobert. War das nicht schrecklich, daß Männer solche schlimmen Dinge anrichteten? »Ich hoffe, sie finden es niemals.« Die grauen Locken der Wirtin flogen, als sie den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher