Die Feuer des Himmels
Mädchen überprüft, aber ich brachte nichts mit dem A'dam zustande. Ich war froh, für die Arbeit mit den S'redit ausgewählt zu werden. Das sind prachtvolle Tiere. Ihr wißt aber eine Menge, wenn Ihr sogar über die Sul'dam und die Damane Bescheid wißt. Ich bin zuvor noch nie auf jemanden gestoßen, der davon etwas wußte.« Sie zeigte keinerlei Furcht. Oder vielleicht war ihre ganze Furcht einfach ausgebrannt, seit sie sich allein in einem fremden Land zurückgelassen fand. Andererseits konnte sie auch lügen.
Die Seanchan verhielten sich Frauen gegenüber, die mit der Macht arbeiten konnten, genauso schlimm oder noch schlimmer wie die Leute in Amadicia. Sie schickten sie nicht fort oder töteten sie, nein, bei ihnen wurden sie gefangengehalten und benützt. Mit Hilfe einer Vorrichtung, die man einen A'dam nannte und bei dem Nynaeve sicher war, daß es sich um eine Art von Ter'Angreal handelte, wurde eine Frau mit der Fähigkeit, die Eine Macht zu benützen, von einer anderen Frau völlig beherrscht. Diese andere nannte man Sul'dam, und sie zwang die Damane dazu, ihr Talent so einzusetzen, wie es die Seanchan wünschten, sogar als Waffe. Eine Damane war nicht mehr als ein Tier wenn auch ein wohlgepflegtes. Und sie machten jede, absolut jede Frau mit der Fähigkeit, die Macht zu lenken oder auch nur mit den Ansätzen dieser Fähigkeit zur Damane. So hatten die Seanchan auch die Toman-Halbinsel gründlicher abgesucht, als sich die Burg jemals träumen ließ. Bei dem bloßen Gedanken an A'dam und Sul'dam und Damane drehte sich Nynaeve schon der Magen um.
»Wir wissen ein wenig«, sagte sie zu Cerandin, »aber wir wollen mehr erfahren.« Die Seanchan waren fort, von Rand vertrieben, aber das hieß ja nicht, daß sie nicht eines Tages wiederkehren würden. Es war eine ferne Gefahr, die da über ihnen schwebte, wenn man alles andere bedachte, was an Hindernissen in ihrem Weg lag, aber nur, weil man bereits einen Dorn im Fuß hatte, hieß das ja nicht, daß sich der Kratzer am Arm nicht entzünden und eitern würde. »Es wäre gut für Euch, wenn Ihr unsere Fragen immer wahrheitsgemäß beantwortet.« Auf der Reise nach Norden war Zeit genug für Fragen.
»Ich verspreche Euch, das Euch nichts geschehen wird«, fügte Elayne hinzu. »Ich werde Euch beschützen, wenn es notwendig ist.«
Der Blick der Frau mit dem offensichtlich gebleichten Haar wanderte von einer zur anderen, und mit einemmal warf sie sich zu Nynaeves Überraschung vor Elayne auf den Boden. »Ihr seid eine Hochlady dieses Landes, genau wie Ihr Luca gesagt habt. Ich hatte das nicht erkannt. Vergebt mir, Hochlady. Ich unterwerfe mich Euch.« Und damit küßte sie den Boden vor Elaynes Füßen. Elayne fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Nynaeve war sich sicher, auch nicht gerade klüger dreinzublicken. »Steht auf«, zischte sie und sah sich verzweifelt um, ob irgend jemand sie beobachtete. Luca natürlich, verdammt sei der Mann, und Latelle, die nach wie vor finster wirkte, aber da konnte man nichts machen. »Steht auf!« Die Frau rührte sich nicht.
»Steht nun auf, Cerandin«, sagte Elayne. »In diesem Land verlangt niemand so etwas von anderen Menschen. Nicht einmal ein Herrscher.« Als Cerandin sich aufrappelte, fügte sie hinzu: »Ich werde Euch beibringen, wie man sich hier richtig verhält, wenn Ihr mir dafür meine Fragen beantwortet.«
Die Frau verbeugte sich mit den Händen auf den Knien und gesenktem Kopf. »Ja, Hochlady. Es wird geschehen, wie Ihr sagt. Ich gehöre Euch.«
Nynaeve seufzte tief. Das würde eine schöne Reise nach Ghealdan werden.
KAPITEL
18
Die Schattenjägerin
L iandrin lenkte ihr Pferd durch die belebten Straßen Amadors. Ihr verächtlich verzogener Schmollmund wurde durch die breite, heruntergezogene Krempe ihres Huts verborgen. Sie hatte nur äußerst ungern ihre vielen kleinen Zöpfe aufgegeben und konnte auch die absurde Mode dieses grotesken Landes absolut nicht ausstehen: Der rotgelbe Hut und das dazu passende Reitkleid mochten ja noch angehen, aber doch nicht die langen Samtschleifen an beidem! Nun, wenigstens verbarg der Hut ihre Augen, denn zusammen mit dem honigblonden Haar hätten braune Augen augenblicklich ihrer Herkunft aus Tarabon verraten, und das war momentan in Amadicia keine Empfehlung. Und außerdem verbarg die Hutkrempe etwas noch viel Gefährlicheres: ihr typisches Aes-Sedai-Gesicht. Wohlbehütet konnte sie die Weißmäntel heimlich angrinsen, und das war so etwa jeder fünfte Mann auf der
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