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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schwarzen Ajah. Das war aus Sicherheitsgründen notwendig, denn was andere nicht wußten, konnten sie auch nicht verraten. In der Burg hatte sie nur die zwölf gekannt, die mitkamen, als sie fortging. Zwei der zwölf waren tot, und sie wußte, wem sie das zu verdanken hatte: Egwene al'Vere, Nynaeve al'Meara und Elayne Trakand. Und in Tanchico war alles so schiefgegangen, daß sie beinahe hätte glauben können, diese drei Emporkömmlinge unter den Aufgenommen seien dortgewesen, aber sie waren ja töricht genug gewesen, gleich zweimal seelenruhig geradewegs in ihre Fallen zu laufen. Daß sie entkommen waren, spielte keine weitere Rolle. Hätten sie sich in Tanchico befunden, wären sie ihr todsicher in die Hände gefallen, gleich, was Jeaine gesehen zu haben glaubte. Beim nächsten Zusammentreffen würden sie nicht mehr in der Lage sein, ihr jemals wieder zu entwischen. Sie würde dieses Kapitel beenden, obwohl ihre Befehle anders lauteten.
    »Meine Lady«, stammelte Amellia, »mein Mann, Lady. Jorin. Bitte, kann eine von Euch ihm helfen? Er hat es nicht böse gemeint, Lady. Er hat seine Lektion ja erhalten.«
    Liandrin blieb mit einer Hand auf dem geschnitzten Geländer stehen und blickte zu ihr zurück. »Er hätte nicht glauben dürfen, sein Eid dem Großen Herrn gegenüber könne so einfach mißachtet werden, oder?«
    »Er hat es begriffen, meine Lady. Bitte. Er liegt den ganzen Tag unter Decken vergraben und zittert trotz der Hitze. Er weint, sobald ihn jemand berührt oder lauter spricht, als im Flüsterton.«
    Liandrin tat so, als müsse sie überlegen, und dann nickte sie huldvoll. »Ich werde Chesmal bitten, zu sehen, was sie für ihn tun kann. Aber Ihr dürft nicht glauben, daß ich irgend etwas verspreche.« Die unsicheren Dankbezeugungen der Frau folgten ihr nach oben, aber sie achtete nicht darauf. Temaile hatte sich etwas hinreißen lassen. Sie war eine Graue Ajah gewesen, bevor sie zu den Schwarzen überging, und sie hatte immer Wert darauf gelegt, den Schmerz gleichmäßig zu verteilen, wenn sie vermittelte. So war sie als Vermittlerin sehr erfolgreich gewesen, denn es machte ihr Spaß, Schmerz zuzufügen. Chesmal meinte, er werde in ein paar Monaten wieder soweit sein, daß er kleinere Aufträge erfüllen könne, solange sie nicht zu schwierig waren und niemand ihn anschrie. Da sie unter den Gelben eine der besten Heilerinnen seit Generationen gewesen war, sollte sie es wissen.
    Als sie den vorderen Ruheraum betrat, wurde sie doch überrascht. Neun der zehn Schwarzen Schwestern, die mit ihr gekommen waren, standen an der geschnitzten und bemalten Wandtäfelung, obwohl doch auf dem Teppich mit den Goldfransen genügend mit Seidenkissen ausgestattete Stühle standen. Die zehnte, Temaile Kinderode, reichte gerade einer dunkelhaarigen und auf maskuline Art gutaussehenden Frau in einem bronzefarbenen, langen Kleid unbekannten Schnitts eine dünne Porzellantasse mit Tee. Die Sitzende kam ihr irgendwie bekannt vor, obwohl sie keine Aes Sedai war. Offensichtlich näherte sie sich den mittleren Jahren, und trotz der straffen Haut ihrer Wangen hatte sie nichts von der für Aes Sedai typischen Alterslosigkeit an sich.
    Die im Raum herrschende Stimmung machte Liandrin mißtrauisch. Temaile wirkte täuschend zerbrechlich mit ihren großen, blauen Kinderaugen, die sofort das Vertrauen der Menschen erweckten. Diese Augen blickten nun besorgt drein oder zumindest beunruhigt, und die Tasse klapperte ein wenig auf der Untertasse, bevor die andere sie ihr abnahm. Alle Gesichter blickten unruhig drein, außer dem dieser auf so eigenartige Weise bekannt wirkenden Frau. Jeaine Caide mit der kupferfarbenen Haut in einem dieser widerlichen Domanikleider, das sie hier im Haus trug, hatte sogar noch ein paar glitzernde Tränen auf den Wangen. Sie war einst eine Grüne gewesen und stellte sich noch lieber als die meisten Grünen den Männern zur Schau. Rianna Andomeran, einst eine Weiße und sogar dann noch arrogant und kalt, wenn sie jemand tötete, berührte immer wieder nervös die helle Strähne über dem linken Ohr in ihrem ansonsten schwarzen Haar. Ihre Arroganz schien einen Dämpfer erhalten zu haben.
    »Was ist denn hier passiert?« wollte Liandrin wissen. »Wer seid Ihr und was...?« Plötzlich durchzuckte sie eine Erinnerung. Eine der Schattenfreunde, eine Dienerin aus Tanchico, die sich dauernd danebenbenommen hatte. »Gyldin!« fauchte sie. Diese Dienerin war ihnen offensichtlich irgendwie gefolgt und gab sich jetzt

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