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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Außerdem gehörten ihr die Zwei Flüsse! Auch wenn sie lange Zeit sich selbst überlassen gewesen waren, gehörten sie doch zu ihrem Herrschaftsbereich.
    »Wurde Lord Gaebril informiert?« Natürlich nicht. Sonst wäre er mit dieser Neuigkeit zu ihr gekommen und hätte Vorschläge mitgebracht, wie sie damit fertig werden könne. Seine Vorschläge und Anregungen waren immer zutreffend. Vorschläge? Irgendwie schien es ihr, als erinnere sie sich daran, daß er ihr gesagt hatte, was sie tun solle. Aber das war natürlich unmöglich.
    »Er wurde informiert, meine Königin.« Tallanvors Stimme klang immer noch unbeteiligt, im Gegensatz zu seinem Gesicht, das nach wie vor zornrot glühte. »Er lachte. Er sagte, die Zwei Flüsse brächten ja wohl ständig Unruhen hervor, und eines Tages werde er sich ernsthaft damit beschäftigen müssen. Und er meinte, dieses unwesentliche Ärgernis müsse im Moment hinter andere, wichtigere Probleme zurücktreten.«
    Das Buch fiel zu Boden, als sie aufsprang, und sie glaubte, auf Tallanvors Miene grimmige Befriedigung zu entdecken, während sie an ihm vorbeirauschte. Eine Dienerin sagte ihr, wo sie Gaebril finden könne, und so marschierte sie geradewegs zu dem von Säulen umgebenen Innenhof mit dem Marmorbrunnen, in dessen Becken Fische und Wasserlilien schwammen. Hier war es kühler und sogar ein wenig schattig.
    Gaebril saß auf dem breiten, weißen Brunnenrand, und um ihn herum standen Lords und Ladies des Hofstaats. Sie erkannte nur weniger als die Hälfte von ihnen. Da war der dunkelhaarige Jarid aus dem Hause Sarand mit seinem kantigen Gesicht und neben ihm seine zänkische, blonde Frau Elenia. Diese affektierte Arymilla aus dem Hause Marne, die ihre braunen Rehaugen immer in vorgetäuschtem Interesse so weit aufriß, dazu das Bocksgesicht des knochigen Masin aus dem Hause Caeren, der trotz seines dünnen weißen Haars noch mit jeder Frau ins Bett ging, die er dazu bringen konnte. Naean aus dem Hause Arawn, bei der wie gewöhnlich ein höhnisches Lächeln die bleiche Schönheit minderte, und Lir aus dem Hause Baryn, ein sehniger, energiegeladener Mann, der heute ausgerechnet ein Schwert an der Seite trug, und Karind aus dem Hause Anschar, von der man sagte, ihr giftiger Blick habe bereits drei Ehemänner ins Grab gebracht. Die anderen kannte sie nicht, und das war schon einigermaßen eigenartig. Aber diese paar, die sie erkannte, hatte sie außer zu großen Anlässen niemals in den Palast hereingelassen. Jeder von ihnen hatte sich während des Streits um die Thronfolge gegen sie gestellt. Elenia und Naean hatten selbst Anspruch auf den Löwenthron erhoben. Was dachte sich Gaebril dabei, wenn er sie jetzt tatsächlich herbeiholte?
    »... die Größe unserer Güter in Cairhien, mein Lord«, sagte Arymilla gerade und beugte sich fast über Gaebril, als Morgase sich ihnen näherte. Keiner von ihnen beachtete sie sonderlich. Als sei sie eine Dienerin, die Wein brachte!
    »Ich will mit dir über das Problem mit den Zwei Flüssen sprechen, Gaebril. Unter vier Augen.«
    »Das wurde bereits erledigt, meine Liebe«, sagte er gelangweilt und ließ seine Finger ins Wasser hängen. »Ich beschäftige mich gerade mit anderen Dingen. Ich glaubte, du wolltest während der Hitze des Tages lesen? Du solltest in deine Gemächer zurückkehren, bis die Kühle des Abends hereinbricht, soweit man bei diesem Wetter davon sprechen kann.«
    Meine Liebe. Er hatte sie vor diesen Eindringlingen ›meine Liebe‹ genannt! So sehr sie das mochte, wenn sie allein miteinander waren... Elenia verbarg ihren Mund hinter der vorgehaltenen Hand. »Ich denke nicht, das ich das tun werde, Lord Gaebril«, sagte Morgase in eisigem Tonfall. »Ihr werdet jetzt mit mir kommen. Und diese anderen hier werden sich bei meiner Rückkehr nicht mehr im Palast befinden, sonst verbanne ich sie ganz aus Caemlyn.«
    Mit einemmal war er auf den Beinen; ein großer Mann, der über ihr aufragte. Sie schien nicht mehr in der Lage, auf etwas anderes zu blicken als in seine dunklen Augen. Ihre Haut brannte, als wehe ein eisiger Wind durch den kleinen Hof. »Du gehst jetzt und wartest auf mich, Morgase.« Seine Stimme war wie ein fernes Dröhnen, das alles andere übertönte. »Ich habe alles angeordnet, was erledigt werden mußte. Heute abend komme ich zu dir. Jetzt geh! Du wirst jetzt gehen.«
    Sie hatte eine Hand erhoben, um die Tür ihres Gemachs zu öffnen, als ihr klar wurde, wo sie sich befand. Und was geschehen war. Er hatte ihr

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