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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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durch und nickte dann zustimmend. Die Frau schien sowieso nicht davon abzubringen zu sein. Ein prächtiger Grundstock für das Heer, das ihren Thron zurückgewinnen sollte: ein junger Soldat, der ständig an ihr herumkritisierte, ein fast kahlköpfiger Wirt, der wirkte, als habe er zwanzig Jahre lang nicht mehr auf einem Pferd gesessen, ein Straßenschläger, der aussah, als schlafe er beinahe ein, und dazu eine geflohene Adlige aus Cairhien, die ihr klargemacht hatte, daß ihre Loyalität lediglich ihm gegenüber bestand. Und natürlich Lini. Lini, die sie behandelte, als gehöre sie noch immer ins Kinderzimmer. In der Tat, das war wirklich ein prächtiger Grundstock!
    »Wohin gehen wir, meine Königin?« fragte Gill, während er die bereits gesattelten Pferde aus ihren Boxen holte. Lamgwin bewegte sich überraschend schnell und geschmeidig, um einen weiteren an beiden Seiten hochgezogenen Damensattel für Lini um den Bauch eines Pferdes zu gürten. Morgase bemerkte erschrocken, daß sie daran überhaupt nicht gedacht hatte. Licht, Gaebril kann mir doch wohl nicht derart den Verstand geraubt haben! Dabei spürte sie nach wie vor den Drang, in ihr Gemach zurückzukehren. Es lag nicht an ihm. Sie hatte sich bereits darauf konzentrieren müssen, den Palast zu verlassen und hierher zu kommen. Einst wäre sie zuerst zu Ellorien geflohen, aber Pelivar oder Arathelle sollten es auch tun. Sobald sie einen Weg gefunden hatte, ihnen zu erklären, wieso sie sie damals ins Exil geschickt hatte.
    Bevor sie den Mund aufbekam, sagte Tallanvor: »Wir müssen zu Gareth Bryne gehen. Unter den Großen Häusern bestehen Euch gegenüber einige Ressentiments, meine Königin, aber wenn Bryne Euch folgt, werden sie Euch wieder Gefolgschaft geloben, wenn auch nur, weil sie wissen, daß Bryne jede Schlacht gewinnen wird.«
    Sie biß sich fast auf die Zunge, damit sie sich nicht augenblicklich weigerte. Bryne war ein Verräter. Aber er war auch einer der besten Heerführer dieses Zeitalters. Seine Gegenwart würde tatsächlich überzeugend wirken, wenn sie Pelivar und die anderen vergessen machen wollte, was sie ihnen angetan hatte. Also gut. Zweifellos würde er die Chance beim Schopf ergreifen, wieder Generalhauptmann der Königlichen Garde zu werden. Und wenn nicht, käme sie auch ohne ihn aus.
    Als die Sonne den Horizont küßte, befanden sie sich bereits fünf Meilen außerhalb Caemlyns und ritten stramm in Richtung Korequellen.
    In der Nacht fühlte sich Padan Fain am wohlsten. Als er durch die mit Wandbehängen geschmückten Gänge der Weißen Burg schlich, schien es ihm, als bilde die Dunkelheit draußen eine Tarnkappe, die ihn vor seinen Feinden verbarg, und das, obwohl die vergoldeten Spiegellampen ihr Licht in die Korridore warfen. Das Gefühl trog, soviel wußte er. Er hatte viele Feinde, und sie waren überall. Gerade jetzt in diesem Augenblick, so wie immer im wachen Zustand, konnte er Rand al'Thor fühlen. Er spürte nicht, wo sich al'Thor befand, aber daß er irgendwo dort draußen noch am Leben war. Immer noch. Diese Gabe, dieses Bewußtsein von der Existenz al'Thors, hatte er im Shayol Ghul erhalten, im Krater des Verderbens.
    Sein Verstand schreckte vor den Erinnerungen an das zurück, was ihm dort angetan worden war. Da war er destilliert worden und neu geschaffen. Aber später dann, in Aridhol, war er wiedergeboren worden. Wiedergeboren, um alte und neue Feinde zu vernichten.
    Noch etwas konnte er spüren, während er lauernd durch die nachtleeren Gänge der Burg schlich, etwas, das ihm gehörte, das ihm gestohlen worden war. In diesem Moment trieb ihn ein gierigeres Verlangen vorwärts als sein Wunsch, al'Thor sterben zu sehen oder die Burg zu zerstören, oder sich an seinem uralten Gegner zu rächen. Es war das hungrige Verlangen, endlich wieder ganz zu sein, vollständig.
    Die schwere, getäfelte Holztür hatte dicke Scharniere und Eisenbügel, und das schwarze Eisenschloß war beinahe so groß wie sein Kopf. Nur wenige Türen in der Burg wurden jemals abgeschlossen, denn wer würde es wagen, mitten unter den Aes Sedai zu stehlen; doch ein paar Dinge in der Burg wurden als so gefährlich eingeschätzt, daß sie nicht einfach jedem zugänglich sein durften. Und die gefährlichsten überhaupt befanden sich hinter dieser Tür, von einem kräftigen Schloß behütet.
    Er kicherte leise und nahm zwei dünne, gekrümmte Metallstifte aus der Manteltasche. Dann führte er sie in das Schlüsselloch ein, drückte ein wenig,

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