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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Minute weg war.
    Lautlos knurrte er in sich hinein. Narr. Das Spiel der Aes Sedai mitspielen, vor ihnen zu kriechen, und dann alles in einem Augenblick des Zorns aufs Spiel zu setzen. Er steckte den Dolch in die Scheide zurück, wobei er sich leicht ritzte. Unbewußt leckte er die kleine Wunde, bevor er die Waffe unter seinem Mantel verbarg. Er war keineswegs, was sie von ihm glaubte. Sicher, einst war er ein Schattenfreund gewesen, doch jetzt war er weit davon entfernt. Entfernt, und er stand darüber. Er war etwas anderes. Mehr als zuvor. Falls sie es fertigbrachte, mit einem der Verlorenen Kontakt aufzunehmen, bevor er sie beseitigen konnte... Besser, das gar nicht erst zu versuchen. Keine Zeit mehr, das Horn von Valere aufzuspüren. Er hatte Anhänger, die ihn außerhalb der Stadt erwarteten. Sie sollten jedenfalls immer noch dort warten. Er hatte ihnen schließlich reichlich Angst eingejagt. Er hoffte, daß ein paar der Menschen noch am Leben seien.
    Bevor die Sonne aufging, befand er sich nicht mehr in der Burg und hatte die Insel von Tar Valon verlassen. Al'Thor war irgendwo dort draußen. Und er war nun wieder vollständig.

KAPITEL
20

    Der Jangai-Paß
    U nter dem hoch aufragenden Rückgrat der Welt lenkte Rand Jeade'en den steinigen Abhang empor, der sich vom Fuß der Vorhügel hinaufzog in Richtung des Jangai-Passes. Die Drachenmauer stach tief in den Himmel hinein und ließ alle anderen Berge zwergenhaft erscheinen. Ihre schneebedeckten Gipfel widerstanden der glühenden Nachmittagssonne. Der höchste erhob sich ein gutes Stück über die Wolken, die die Wüste mit ihrer Verheißung von Regen verspotteten, der noch niemals gekommen war. Rand konnte sich nicht denken, warum ein Mann einen solchen Berg erklimmen wolle, aber man erzählte sich, daß es solche Männer gab, die dann aber umgekehrt waren, weil sie dort oben keine Luft bekamen und von panischer Angst gepackt worden waren. Er konnte sich allerdings gut vorstellen, daß ein Mann vor Angst keine Luft mehr bekam, wenn er so hoch kletterte.
    »... und obwohl die Adligen Cairhiens mit dem Spiel der Häuser beschäftigt sind«, sagte Moiraine hinter ihm, »werden sie Euch folgen, solange sie wissen, daß Ihr stark seid. Geht streng mit ihnen um, aber ich bitte Euch auch, sie anständig zu behandeln. Ein Herrscher, der wirklich Gerechtigkeit walten läßt... «
    Er bemühte sich, sie zu ignorieren, genau wie die anderen Reiter und genau wie das Quietschen und Rumpeln der Wagen Kaderes, die ihnen schwerfällig folgten. Die zerrissenen Klüfte und Schründe der Wüste lagen hinter ihnen, aber diese unregelmäßig geformten, steilen Hügel, fast genauso kahl wie die Wüste selbst, machten das Fahren für die Planwagen nicht gerade leichter. Niemand sonst hatte in den letzten zwanzig Jahren diesen Weg genommen.
    Moiraine redete von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf ihn ein, solange er es zuließ. Sie belehrte ihn über kleine Dinge, wie beispielsweise die höfischen Sitten in Cairhien und Saldaea oder anderswo, oder über wichtige: den politischen Einfluß der Weißmäntel oder über die Einflüsse des Warenhandels auf die Entscheidungen von Herrschern, in den Krieg zu ziehen oder nicht. Es war, als wolle sie ihm eine gründliche Ausbildung zuteil werden lassen, so, wie es einem Adligen gebührte oder für ihn notwendig war, bevor er noch die andere Seite der Berge erreichte. Er war überrascht, wie häufig das, was sie sagte, dem entsprach, was man zu Hause in Emondsfeld einfach dem gesunden Menschenverstand zugeschrieben hätte. Aber oftmals war es dann doch wieder ganz anders.
    Manchmal rückte sie auch mit Überraschungen heraus. So sagte sie ihm beispielsweise, daß er keiner Frau in der Burg trauen solle außer ihr selbst, Egwene, Elayne und Nynaeve, oder sie teilte ihm beiläufig mit, daß Elaida nunmehr Amyrlin sei. Ob sie nun einem Eid Folge leisten mußte oder nicht, jedenfalls gab sie nicht preis, wie sie an diese Neuigkeit gekommen war. Sie erwähnte lediglich, daß ihm jemand anders darüber Auskunft erteilen müsse, falls sie dies wünschte. Es sei das Geheimnis dieser anderen Person, und es stehe ihr nicht zu, dieses Geheimnis zu lüften. Er hatte die Traumgängerinnen unter den Weisen Frauen im Verdacht, obwohl sie ihm auf seine Frage hin in die Augen gesehen und weder ja noch nein gesagt hatten. Er wünschte sich, sie genauso wie Moiraine einen Eid schwören lassen zu können. Dauernd mischten sie sich ein, wenn er mit den Häuptlingen

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