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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Knie hochgeschoben, schienen sie gut zusammenzupassen, obwohl sie einen unterschiedlichen Teint aufwiesen und Aviendha groß genug war, um Egwene bequem über die Schulter schauen zu können; beide trugen nur einen elfenbeinernen Armreif und eine Halskette. Die Arbeit, die Leichen der Gehenkten zu entfernen, hatte kaum begonnen. Die meisten Raben lagen tot auf dem Boden, darum ganze Büschel schwarzer Federn verstreut. Die anderen waren davongeflogen, doch Geier, die sich zu voll gefressen hatten, um sich in die Luft erheben zu können, watschelten noch durch die Asche innerhalb der Stadtmauer.
    Rand wünschte, er hätte eine Möglichkeit, den beiden Frauen diesen Anblick zu ersparen, doch zu seiner Überraschung lief keine von beiden zur Seite, um sich zu übergeben. Nun, bei Aviendha hatte er das ja auch nicht ernsthaft erwartet, denn sie hatte schon oft genug den Tod gesehen und ihn auch selbst ausgesandt, und so blieb ihr Gesicht auch jetzt ausdruckslos. Doch er hatte dieses reine Mitleid in Egwenes Augen wirklich nicht erwartet, als sie zusah, wie die aufgedunsenen Leichen heruntergenommen wurden.
    Sie lenkte ihre Stute Nebel zu Jeade'en und beugte sich herüber, um eine Hand auf seinen Arm zu legen. »Es tut mir so leid, Rand. Es gab keine Möglichkeit, daß du dies hier hättest verhindern können.«
    »Ich weiß«, sagte er zu ihr. Er hatte noch nicht einmal gewußt, daß es hier überhaupt eine Stadt gab, bis Rhuarc sie vor fünf Tagen ganz nebenbei erwähnt hatte. In seinen Beratungen mit den Häuptlingen war es immer nur darum gegangen, ob sie an einem Tag noch größere Entfernungen zurücklegen könnten als zuvor und was Couladin vorhaben mochte, wenn er den Jangai überschritten hatte. Doch zu dem Zeitpunkt waren die Shaido hier schon fertig gewesen und weitergezogen. Er hatte sich seither oft genug gescholten, aber an der Lage auch nichts ändern können.
    »Also, dann denke immer daran: Es war nicht deine Schuld.« Sie gab Nebel die Fersen zu spüren und begann, sich mit Aviendha zu unterhalten, obwohl sie noch nicht einmal außer Hörweite waren. »Ich bin froh, daß er es so gut aufnimmt. Er hat sich angewöhnt, Schuldgefühle zu entwickeln, obwohl er auf solche Dinge gar keinen Einfluß hat.«
    »Männer glauben immer, sie hätten alles in ihrer Umgebung im Griff«, antwortete Aviendha. »Wenn sie merken, daß es nicht stimmt, glauben sie, versagt zu haben, anstatt einfach die Wahrheit hinzunehmen, die wir Frauen bereits kennen.«
    Egwene kicherte. »Und das ist die Wahrheit. Sobald ich diese armen Menschen sah, fürchtete ich, wir würden ihn irgendwo finden, wie er sich gerade übergibt.«
    »Hat er einen so schwachen Magen? Ich... «
    Ihre Stimmen verklangen, als die Stute sich entfernte. Rand riß sich zusammen und setzte sich kerzengerade aufgerichtet und mit knallrotem Gesicht im Sattel zurecht. Sie zu belauschen: Er benahm sich wie ein Idiot. Das hielt ihn aber nicht davon ab, ihnen mit gerunzelter Stirn nachzublicken. Er übernahm schließlich nur die Verantwortung für Dinge, auf die er Einfluß hatte, und auch das nur innerlich. Nur für Dinge, die er ändern konnte, wenn es ihm wichtig erschien. Und solche, die er eigentlich hätte ändern sollen. Es paßte ihm nicht, wie sie über ihn sprachen, hinter seinem Rücken oder auch geradewegs ihm ins Gesicht. Das Licht allein mochte wissen, was sie noch über ihn sagten.
    Er stieg ab und begab sich, Jeade'en führend, auf die Suche nach Asmodean, der sich verlaufen zu haben schien. Nach so vielen Tagen im Sattel war es eine Wohltat, zu Fuß gehen zu können. Eine ganze Reihe von einzelnen Zeltgruppen erhob sich nun entlang des Paßwegs. Die Berghänge und Felswände bildeten wohl gewaltige Schutzmauern, doch die Aiel errichteten ihre Zelte nach einem Muster, das ihnen gestattete, selbst einem Angriff von oben trotzen zu können. Er hatte einmal versucht, neben den Aiel zu Fuß zu gehen, doch ein halber Tag reichte, um ihn wieder in den Sattel zurückzubringen. Es war schon schwer genug, reitend mit ihnen Schritt zu halten. Wenn es darauf ankam, waren die Pferde schneller ermüdet als sie.
    Auch Mat war abgestiegen und hockte am Boden, die Zügel in einer Hand und diesen Speer mit schwarzem Schaft über die Knie gelegt, und so spähte er hinüber zu den klaffenden Torflügeln, musterte die zerstörte Stadt, knurrte etwas in sich hinein, während Pips versuchte, an einem Dornbusch zu knabbern. Mat starrte nicht so einfach hinüber, nein, er

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