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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aber er hatte sich die Ärmel abgeschnitten, und er sorgte dafür, daß alle die Zeichen sehen konnten.«
    »Ein Geschenk, das ich in der Wüste erhielt«, sagte Rand. Er bemühte sich, die Hände ruhig am Sattelhorn zu halten, denn bis auf die Köpfe wurden seine eigenen Drachen von den Mantelärmeln verborgen. Die Köpfe allerdings waren für jeden sichtbar, der seine Handrücken genauer betrachtete. Aril hatte ganz vergessen, Moiraine zu fragen, was sie eigentlich mit ihr angestellt habe, und alle drei schienen, als wollten sie jeden Augenblick wieder wegrennen. »Wie lange sind sie schon weg?«
    »Sechs Tage, mein Lord«, antwortete Tal nervös. »Was sie anrichteten, geschah innerhalb einer Nacht und eines Tages. Am nächsten waren sie wieder verschwunden. Wir wären ja auch geflohen, aber was, wenn wir ihnen auf ihrem Rückweg in die Arme gelaufen wären? Bestimmt wurden sie doch in Selean zurückgeworfen?« Das war die Stadt an der anderen Seite des Passes. Rand bezweifelte, daß sich Selean mittlerweile in einem anderen Zustand befand als Taien.
    »Wie viele Überlebende gibt es noch außer Euch dreien?«
    »Vielleicht hundert, mein Lord. Vielleicht mehr. Niemand hat sie gezählt.«
    Urplötzlich stieg Zorn in ihm auf, obwohl er sich zu beherrschen versuchte. »Hundert von Euch?« Seine Stimme klang wie rostiges Eisen. »Und sechs Tage? Warum sind dann Eure Toten immer noch den Raben überlassen? Warum hängen noch immer die Leichen an der Stadtmauer? Das ist Euer Volk, dessen Verwesungsgestank Eure Nasen füllt!« Die drei schoben sich dichter aneinander und wichen vor seinem Pferd zurück.
    »Wir hatten Angst, mein Lord«, sagte Tal heiser. »Sie gingen wohl weg, aber sie könnten zurückkehren. Und er befahl uns... Der mit den Zeichen an den Armen sagte uns, wir dürften nichts berühren.«
    »Eine Botschaft«, sagte Ander mit leiser Stimme. »Er wählte willkürlich diejenigen, die gehängt werden sollten, holte einfach welche heraus, bis es genug waren, um die ganze Mauer mit ihren Leichen zu schmücken. Männer, Frauen - es war ihm gleich.« Sein Blick war auf Rands Gürtelschnalle gerichtet. »Er sagte, sie stellten eine Botschaft an einen Mann dar, der ihm folgen werde. Er sagte, er wolle diesen Mann wissen lassen... wissen lassen, was sie auf der anderen Seite des Rückgrats der Welt tun würden. Er sagte... Er sagte, er werde mit diesem Mann Schlimmeres anstellen.«
    Aril riß plötzlich die Augen auf, und die drei starrten mit offenen Mündern einen Augenblick lang an Rand vorbei. Dann wirbelten sie schreiend herum und rannten davon. Schwarz verschleierte Aiel erhoben sich hinter den Felsen, von wo die drei gekommen waren, und so jagten die Fliehenden verzweifelt in eine andere Richtung. Doch auch dort erschienen verschleierte Aiel, und schließlich brachen die drei schluchzend zusammen und klammerten sich weinend aneinander, während man sie umstellte. Moiraines Miene wirkte kühl und beherrscht, doch ihr Blick flammte.
    Rand wandte sich im Sattel um. Rhuarc und Dhearic kamen den Hang herauf, nahmen ihre Schleier ab und wickelten sich die Schufas von den Köpfen. Dhearic war dicker als Rhuarc, hatte eine vorstehende Nase und hellere Strähnen im ansonsten goldenen Haar. Er hatte Rand die Reyn Aiel zugeführt, wie Rhuarc es vorausgesagt hatte.
    Timolan und seine Miagoma waren drei Tage lang im Norden parallel zu ihnen dahingezogen, hatten gelegentliche Botschaften ausgetauscht, aber ansonsten nichts von ihren Absichten kundgetan. Die Codarra, die Shiande und die Daryne befanden sich ein Stück weit im Osten und folgten ihnen, wenn auch langsam, wie Amys und die anderen nach Traumgesprächen mit ihren Weisen Frauen berichteten. Diese Weisen Frauen hatten genausowenig eine Ahnung von den Absichten ihrer Clanhäuptlinge wie Rand von denen Timolans.
    »War das notwendig?« fragte er, als die beiden Häuptlinge zu ihm traten. Er hatte diesen Menschen wohl zuerst Angst eingejagt, doch aus gutem Grund, und er hatte sie nicht glauben gemacht, sie müßten sterben.
    Rhuarc zuckte einfach die Achseln, und Dhearic sagte: »Wir haben Speere unsichtbar um diese Festung herum aufgestellt, wie Ihr wünschtet, und es schien keinen Grund mehr zum Warten zu geben, da hier bestimmt niemand mehr ist, der den Tanz der Speere mit uns tanzen könnte. Außerdem sind das doch nur Baummörder.«
    Rand atmete tief durch. Er hatte ja gewußt, daß dies zu einem möglicherweise genauso großen Problem werden könnte wie

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