Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
zusammengeschrumpft, aber er genoß es trotzdem, das Wasser nach Norden fließen zu sehen. Die Schatten schnell dahineilender Wolken, die den Mond immer wieder verdeckten, spielten über die glitzernde, dunkle Wasseroberfläche. Deshalb befand er sich mitten in der Nacht hier draußen, nur um zur Abwechslung einmal wieder fließendes Wasser zu sehen. Seine Wachgewebe waren aktiviert und umgaben das Aiellager, das wiederum die Stadt umgab. Die Aiel hielten außerdem noch so scharf Wache, daß kaum ein Sperling unbemerkt hindurchschlüpfen würde. Er konnte es sich leisten, eine Stunde zu verschwenden, indem er sich von der Strömung eines Flusses einlullen ließ.
    Das war auf jeden Fall besser als ein weiterer Abend, an dem er Moiraine praktisch hinauswerfen mußte, um mit Asmodean zu lernen. Sie hatte es sich sogar angewöhnt, ihm das Essen zu bringen und mit ihm zu sprechen, während er aß, als wolle sie ihm wirklich alles in den Kopf hineinstopfen, was sie wußte, bevor sie die Stadt Cairhien erreichten. Er brachte es nicht fertig, ihr ins Gesicht zu blicken, wenn sie ihn wieder darum bat - sie bettelte schon fast! -, bei ihm bleiben zu dürfen, wie sie es letzten Abend getan hatte. Für eine Frau wie Moiraine war dieses Verhalten so unnatürlich, daß er fast ja gesagt hätte, nur um sie davon abzuhalten. Wahrscheinlich war genau das ihre Absicht gewesen. Es war viel angenehmer, eine Stunde lang dem leisen Plätschern des Flusses zu lauschen. Mit etwas Glück würde sie ihn für diese Nacht in Ruhe lassen.
    Die Schlammschicht an beiden Ufern, die das Wasser vom Schilf trennte, vielleicht acht oder zehn Schritt breit, war ausgetrocknet und gesprungen. Er spähte zu den Wolken hoch, die vor dem Mond vorbeitrieben. Er könnte ja versuchen, diese Wolken zum Abregnen zu bringen. Die beiden Brunnen im Ort waren ausgetrocknet, und in einem Drittel aller noch nicht restlos verseuchten Wasserlöcher fand sich nur Staub. Versuchen war allerdings der richtige Ausdruck. Er hatte schon einmal Regen erzeugt, aber das Schwierige war eben, sich noch daran zu erinnern, wie er das fertig gebracht hatte. Gelang es ihm, konnte er als nächstes versuchen, aus dem Regen keine allesverschlingende Flut zu machen und ihn diesmal auch nicht von einem bäumezerfetzenden Sturm begleiten zu lassen.
    Asmodean konnte ihm nicht helfen, denn wie es schien, verstand er nicht viel vom Wetter. Bei allem, was er ihm beibrachte, tauchten gleich zwei neue Fragen auf, bei denen Asmodean hilflos die Hände hob oder sich geschlagen gab und ihm versprach, sich damit zu beschäftigen.
    Einst hatte er die Verlorenen für allwissend, für beinahe allmächtig gehalten. Aber wenn die anderen wie Asmodean waren, dann hatten sie wohl alle ihre Schwächen und Wissenslücken. Es konnte sogar sein, daß er bereits jetzt über manche Dinge mehr wußte als sie. Oder jedenfalls mehr als einige von ihnen. Das Problem war nur, herauszufinden, wem er auf welchem Gebiet überlegen war. Semirhage beispielsweise konnte mit dem Wetter fast genausowenig anfangen wie Asmodean.
    Ihn fror, als befinde er sich im Dreifachen Land mit seinen kalten Nächten. Asmodean hatte ihm nie etwas über solche Dinge berichtet. Besser, dem Wasser zu lauschen und nicht nachzudenken, damit er heute nacht überhaupt Schlaf fand.
    Sulin näherte sich ihm. Sie hatte sich die Schufa um die Schultern gehängt und ihr kurzgeschnittenes weißes Haar entblößt. So lehnte sie sich ans Brückengeländer. Die drahtige Tochter des Speers war voll gerüstet mit Pfeil und Bogen, Speeren, Messer und Schild. Sie hatte heute abend das Kommando über seine Leibwache übernommen. Zwei Dutzend oder noch mehr Far Dareis Mai hockten etwa zehn Schritt entfernt ganz entspannt auf der Brücke. »Eine seltsame Nacht«, sagte sie. »Wir haben gespielt, aber mit einemmal hat jede nur noch Sechser gewürfelt.«
    »Es tut mir leid«, erwiderte er ohne nachzudenken, und sie warf ihm einen eigenartigen Blick zu. Natürlich hatte sie keine Ahnung; er hatte nichts weitererzählt. Die Wellen, die von ihm als Ta'veren ausgingen, breiteten sich nicht regelmäßig, sondern oft scheinbar dem Zufall gehorchend aus. Wenn sie Bescheid wüßten, würden sich selbst die Aiel nicht mehr näher als zehn Meilen bei ihm aufhalten wollen. Heute war der Boden unter drei Steinhunden plötzlich zusammengebrochen, und sie waren in eine Schlangengrube gestürzt, doch die vielen Dutzend Bisse hatten stets nur die Kleidung getroffen. Ihm war klar,

Weitere Kostenlose Bücher