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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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daß der Grund dafür in ihm lag und in der Art und Weise, wie er den Zufall beeinflußte. Tal Nethin, der Sattler, hatte Taien überlebt, aber diesen Mittag war er über einen Stein gestolpert und hatte sich beim Sturz auf dem ebenen, grasbewachsenen Boden das Genick gebrochen. Rand fürchtete, auch das sei seine Schuld gewesen. Andererseits hatten Bael und Jheran endlich die Blutfehde zwischen den Shaarad und den Goshien beendet, während er gemeinsam mit ihnen im Gehen ein Mittagsmahl einnahm - das übliche Trockenfleisch. Sie konnten sich deshalb noch immer nicht leiden und verstanden selbst wohl kaum, was sie da getan hatten, aber es war vollbracht, ganz korrekt mit Versprechen und Wassereid, wobei jeder der beiden Männer dem anderen den Becher zum Trinken hingehalten hatte. Bei den Aiel galt ein Wassereid mehr als jeder andere. Es mochte Generationen dauern, bis sich Shaarad und Goshien wieder einmal überfielen, um sich gegenseitig Schafe oder Ziegen oder Rinder zu stehlen.
    Er hatte sich oft gefragt, ob diese Zufälligkeiten jemals auch zu seinen Gunsten wirken würden. Vielleicht war diesmal schon das Äußerste erreicht. Was heute sonst noch alles geschehen sein mochte, das ihm zuzuschreiben war, wußte er nicht. Er fragte auch nicht danach und wollte nichts hören. Die Baels und Jherans konnten den Tod Tal Nethins auch nicht wiedergutmachen.
    »Ich habe Enaila und Adelin schon tagelang nicht mehr gesehen«, sagte er. Jeder Themenwechsel war ihm recht.
    Und diese beiden hatten sonst ihre Plätze als Leibwächterinnen an seiner Seite besonders eifersüchtig verteidigt. »Sind sie krank?«
    Wenn überhaupt, war der darauf folgende Blick Sulins noch eigenartiger. »Sie werden zurückkehren, wenn sie gelernt haben, nicht mehr mit Puppen zu spielen, Rand al'Thor.«
    Er öffnete den Mund und schloß ihn gleich wieder. Die Aiel waren ein seltsames Volk, das wurde ihm durch Aviendhas Unterricht immer deutlicher, aber dies war nun lächerlich. »Nun, dann sagt ihnen einfach, sie seien erwachsene Frauen und sollten sich auch so verhalten.«
    Selbst im trüben Mondschein konnte er erkennen, daß sie erfreut lächelte. »Es soll sein, wie es der Car'a'carn wünscht.« Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Sie blickte ihn einen Augenblick lang an und schürzte nachdenklich die Lippen. »Ihr habt heute abend noch nicht gegessen. Es gibt noch genug für alle, und Ihr werdet niemandem den Bauch füllen, indem Ihr selbst nichts eßt. Wenn Ihr nicht eßt, werden sich die Leute Sorgen machen, daß Ihr krank sein könntet. Und Ihr werdet krank!«
    Er lachte leise. Es klang eher wie heiseres Keuchen. In einer Minute noch der Car'a'carn, und in der nächsten... Wenn er sich nicht selbst etwas zum Essen besorgte, würde ihm Sulin vermutlich etwas bringen. Und ihn auch noch zu füttern versuchen wie ein Kleinkind. »Ich werde schon essen. Moiraine sollte jetzt langsam in ihren Decken liegen.« Diesmal befriedigte ihn ihr eigenartiger Blick. Zur Abwechslung einmal hatte er etwas gesagt, das sie nicht verstand.
    Als er von der Brüstung sprang, hörte er Hufgeklapper von der gepflasterten Straße her, die zur Brücke führte. Sämtliche Töchter waren augenblicklich auf den Beinen, hatten das Gesicht verschleiert, und einige hatten bereits Pfeile aufgelegt. Instinktiv fuhr seine Hand an die Hüfte, doch das Schwert hing nicht da. Den Aiel war es schon unangenehm genug, daß er auf einem Pferd ritt und das Ding am Sattel hängen hatte. Er mußte sie nicht noch mehr vor den Kopf stoßen, indem er es ständig mit sich herumtrug. Außerdem waren es nicht viele Pferde, und sie näherten sich im Schritt.
    Als die Reiter erschienen, von mehr als fünfzig Aiel umringt, sah er, daß es weniger als zwanzig waren und sie erschöpft in ihren Sätteln hingen. Die meisten trugen Helme mit Rändern, tairenische Kurzmäntel mit gestreiften Puffärmeln und dazu Harnische. Die beiden Anführer allerdings trugen kunstvoll vergoldete Rüstungen und hatten an der Vorderseite ihrer Helme lange, weiße Federn befestigt. Die eingesetzten Streifen an ihren Ärmeln schimmerten wie Satin im Mondschein. Ein halbes Dutzend Männer am Ende der Gruppe waren kleiner und schlanker als die Tairener. Zwei von ihnen hatten kleine Fahnen, Con genannt, an kurzen Stöcken auf dem Rücken festgeschnallt. Dazu trugen sie dunkle Mäntel und glockenförmige Helme, die das Gesicht freiließen. In Cairhien war es üblich, mit Hilfe dieser Cons die Offiziere im Kampf leichter

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