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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und Elayne plötzlich aus dem Durcheinander von Menschen an ihrer Seite heraustraten. Elayne hatte ihren Umhang geschlossen und verbarg so keusch den weißen Mantel und die Hose, während Birgitte stolz ihr tief ausgeschnittenes rotes Kleid zur Schau stellte. Sie stand sogar noch höher aufgerichtet da als sonst und hatte den Zopf auf dem Rücken hängen, um ja nichts zu verdecken. Nynaeve tastete nach dem Knoten, der ihren Schal an der Hüfte zusammenhielt und verwünschte den Anblick Birgittes, der sie nur zu sehr daran erinnerte, was sie selbst zeigen würde, machte sie den grauen Wollschal einmal los. Der Köcher hing am Gürtel der anderen, und sie trug den Bogen, den Luca für sie aufgetrieben hatte. Sicher war es doch heute schon viel zu spät, um noch ihre Schießkunststücke vorzuführen!
    Ein Blick zum Himmel überzeugte Nynaeve allerdings davon, daß sie keineswegs recht behalten werde. Trotz aller Geschehnisse dieses Tages stand die Sonne immer noch ein gutes Stück über dem Horizont. Die Schatten waren wohl lang, aber nicht lang genug, um Birgitte davon abzuhalten, fürchtete sie.
    Sie versuchte ihren Blick hoch zur Sonne zu vertuschen und nickte in Richtung der Frau mit der durchscheinenden Hose, die im Augenblick damit begann, sich zu etwas zu verknoten, das in Nynaeves Augen unmöglich erschien. Und das, obwohl sie immer noch auf dem Holzrahmen zwischen ihren Zähnen balancierte. »Wo kommt die denn her?«
    »Luca hat sie angeheuert«, antwortete Birgitte gelassen. »Er hat auch noch ein paar Leoparden gekauft. Sie heißt Muelin.«
    Während Birgitte wie das Urbild der beherrschten Kühle wirkte, bebte Elayne beinahe vor Erregung. »Wo sie herkommt?« sprudelte sie heraus. »Sie kam von einer Akrobatentruppe, die beinahe von der wütenden Volksmenge zerrissen worden wäre!«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Nynaeve, »aber das ist nicht so wichtig. Ich...«
    »Nicht wichtig?« Elayne rollte die Augen in Richtung Himmel, als hoffe sie auf eine Erleuchtung. »Hast du auch gehört, warum? Ich weiß nicht, ob es die Weißmäntel waren oder dieser Prophet, aber jemand hat den Mob auf sie gehetzt, weil er glaubte...« Sie sah sich um, ohne innezuhalten, und senkte die Stimme, denn es war wohl niemand stehengeblieben, aber jeder Zuschauer starrte im Vorbeigehen die beiden Frauen an, die offensichtlich zu den Akrobaten der Truppe gehörten. »... daß eine Frau unter diesen Akrobaten möglicherweise eine gestreifte Stola trüge.« Das Wort ›Stola‹ betonte sie besonders. »Es sind Narren, wenn sie glauben, so eine befände sich in einer fahrenden Menagerie, aber gut, du und ich, wir tun das ja auch. Und du rennst einfach fort in die Stadt, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Wir haben alle möglichen Gerüchte gehört: Daß ein Glatzkopf dich über die Schulter geworfen und weggetragen habe, bis hin zu der Version, du hättest einen Schienarer geküßt und seist Arm in Arm mit ihm abgezogen.«
    Nynaeve hatte den Mund noch nicht zu, da setzte Birgitte noch eins drauf: »Luca regte sich ganz schön auf, gleich bei welcher Version. Er sagte...« Sie räusperte sich und sprach mit tiefer Stimme: »›Also gefallen ihr harte Männer, ja? Na ja, ich kann auch so hart sein wie ein Maiskolben im Winter !‹ Und ab ging's, zusammen mit zwei Burschen, die Schultern wie die Steinbrecher hatten, um Euch zurückzuholen. Thom Merrilin und Juilin Sandar gingen auch mit, und ihre Laune war bestimmt nicht besser. Das hat wiederum Luca aufgeregt, aber alle waren so verstört ob Eures Verschwindens, daß sie keine Zeit hatten, aufeinander wütend zu werden.«
    Einen Augenblick lang schien Nynaeve vollkommen verwirrt. Sie mochte harte Männer? Was meinte er denn damit? Dann verstand sie so langsam und stöhnte laut auf. »Ach, das ist genau das, was ich noch brauchen kann.« Und Thom rannte mit Juilin in Samara herum. Das Licht mochte wissen, was sie dort wieder anstellen würden.
    »Ich will endlich wissen, was dir eigentlich im Kopf herumgespukt ist, als du so plötzlich verschwunden bist«, sagte Elayne, »doch hier verschwenden wir im Augenblick unsere Zeit.«
    Nynaeve ließ es zu, daß sie mit ihr in der Mitte durch die Menge losmarschierten, aber trotz all dieser Neuigkeiten von Luca und den anderen war sie mit dem zufrieden, was sie an diesem Tag geleistet hatte. »Mit Glück sollten wir in ein oder zwei Tagen hier herauskommen. Wenn Galad kein Schiff für uns auftreibt, dann eben Masema. Wie sich herausstellte, ist er

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