Die Feuer des Himmels
Man konnte sie so leicht beschneiden und aufpfropfen und dafür sorgen, daß sie Schönes hervorbrachten.
Zwei Gemälde hingen so, daß sie sie im Sitzen bequem sehen konnte. Die anderen vermieden es, sie anzusehen. Von allen Aes Sedai, die in Elaidas Arbeitszimmer kamen, warf höchstens Alviarin einmal einen Blick auf die Bilder.
»Gibt es irgend etwas Neues von Elayne?« fragte Andaya schüchtern. Die anwesende zweite Graue wirkte kaum wie eine Vermittlerin, so dünn und vogelähnlich, wie sie war, und so scheu, trotz ihrer Aes-Sedai-Gesichtszüge, aber sie war eine der besten, die man finden konnte. In ihrer Stimme war noch ein wenig von ihrer Abstammung aus Tarabon zu hören. »Oder von Galad? Wenn Morgase herausfindet, daß wir ihren Stiefsohn aus den Augen verloren haben, fängt sie möglicherweise an, unbequeme Fragen über den Aufenthaltsort ihrer Tochter zu stellen, ja? Und wenn sie erfährt, daß die Tochter-Erbin weg ist, wird uns Andor ebenso verschlossen sein wie Amadicia.«
Ein paar der Frauen schüttelten die Köpfe. Es gab nichts Neues. Javindhra sagte: »Im königlichen Palast befindet sich ja eine Rote Schwester. Sie ist erst kürzlich zur Schwester erhoben worden und sieht deshalb noch nicht so offensichtlich nach einer Aes Sedai aus.« Sie meinte damit, daß die Gesichtszüge der Frau noch nicht die typische Alterslosigkeit zeigten, die vom langen Gebrauch der Macht herrührte. Wenn jemand das Alter der Frauen in diesem Arbeitszimmer hätte schätzen wollen, er hätte sich wohl in einem Spielraum von mindestens zwanzig Jahren bewegt, und in manchem Fall hätte er sich vielleicht sogar um das Doppelte vertan. »Sie ist gut ausgebildet und ziemlich stark und außerdem eine gute Beobachterin. Morgase ist ganz damit beschäftigt, ihren Anspruch auf den Thron von Cairhien zu rechtfertigen.« Mehrere Frauen rutschten nervös auf ihrem Stühlen herum, und Javindhra fuhr schnell fort, als sei ihr klargeworden, daß sie sich auf gefährlichem Boden bewegte: »Und ansonsten scheint ihr neuer Liebhaber, Lord Gaebril, sie sehr zu beschäftigen.« Ihr schmaler Mund verzog sich etwas. »Sie ist total verschossen in diesen Mann.«
»Er sorgt dafür, daß sie sich auf Cairhien konzentriert«, sagte Alviarin. »Die Lage dort ist beinahe genauso schlimm wie in Tarabon und Arad Doman. Jedes Adelshaus streitet sich mit den anderen um die Nachfolge auf dem Sonnenthron, und überall herrscht Hungersnot. Morgase will die Ordnung wiederherstellen, aber sie wird einige Zeit brauchen, bis sie den Thron wirklich sicher hat. Bis es soweit ist, wird sie nicht viel Energie für andere Dinge übrig haben, auch nicht für die Tochter-Erbin. Und ich habe eine Sekretärin angewiesen, ihr von Zeit zu Zeit Briefe zu schicken. Die Frau kann Elaynes Handschrift recht gut imitieren. Morgase kann warten, bis wir sie wieder richtig unter Kontrolle haben.«
»Wenigstens haben wir ihren Sohn noch immer in der Hand.« Joline lächelte.
»Gawyn sich wohl kaum in unserer Hand befindet«, sagte Teslyn in scharfem Tonfall. »Die Jünglinge, die ihm folgen, mit den Weißmänteln ständig sich liefern Gefechte auf beiden Seiten von Fluß. Er machen, was er wollen, und nicht nur uns folgen.«
»Er wird wieder unter Kontrolle gebracht«, versprach Alviarin. Elaida spürte, wie diese ständige Kühle und Beherrschtheit der Weißen sie langsam, aber sicher in Rage brachte.
»Wenn wir schon die Weißmäntel erwähnen«, warf Danelle ein, »dann noch etwas. Wie es scheint, führt Pedron Niall Geheimverhandlungen, in denen er sich bemüht, Altara und Murandy dazu zu bringen, daß sie Land an Illian abtreten, damit der Rat der Neun davon absieht, eines von ihnen oder auch beide Länder anzugreifen.«
Nachdem sie das heikle Thema glücklich hinter sich gebracht hatten, plapperten die Frauen auf der anderen Seite des Tisches geschäftig weiter und bemühten sich, zu entscheiden, ob die Verhandlungen des kommandierenden Lordhauptmanns den Kindern des Lichts zuviel Einfluß verschaffen würden. Vielleicht sollte man sogar die Verhandlungen stören und dafür sorgen, daß die Weiße Burg dort die Rolle Nialls übernahm.
Elaida verzog den Mund. Die Burg war in ihrer langen Geschichte oft sehr vorsichtig vorgegangen, einfach aus der Notwendigkeit heraus. Zu viele Menschen fürchteten die Aes Sedai oder mißtrauten ihnen. Doch noch nie hatten sie selbst sich vor etwas oder vor jemandem gefürchtet. Und jetzt hatten sie Angst.
Ihr Blick wanderte zu den
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