Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
nicht.
    »Die Wagen werden bald bereit sein, nach Tar Valon zu fahren«, sagte Moiraine. Ihre Stimme klang kristallklar und melodiös.
    »Schickt eine starke Bewachung mit«, sagte Rand, »sonst bringt Kadere sie vielleicht nicht dorthin, wo Ihr sie haben wollt.« Er wandte sich wieder den Fenstern zu, weil er hinausblicken und über Kadere nachdenken wollte. »Ihr habt mich ja auch zuvor nicht gebraucht, um Euer Händchen zu halten oder Euch eine Erlaubnis zu erteilen.«
    Plötzlich schien ihn etwas von hinten auf die Schulter zu treffen, wie ein Schlag mit einem dicken Hickorystock. Nur eine leichte Gänsehaut, so unwahrscheinlich das bei dieser Hitze war, sagte ihm, daß eine der Frauen soeben die Macht benützt hatte.
    Er drehte sich schnell zu ihnen hin, griff gleichzeitig nach Saidin und füllte sich mit der Einen Macht. Es war ein Gefühl, als wachse das Leben selbst in ihm, als lebte er mit einem Mal zehnfach, hundertfach. Auch die Verderbnis des Dunklen Königs füllte ihn mit Tod und Verwesung, als krabbelten Maden in seinem Mund. Der ganze Strom drohte ihn wegzuschwemmen. Er mußte jeden Augenblick gegen die reißende Flut ankämpfen. Er war inzwischen schon fast daran gewöhnt, und doch würde er sich nie daran gewöhnen können. Er wollte sich für alle Ewigkeit an der Süße Saidins festklammern, und doch hätte er sich fast übergeben. Und die ganze Zeit über bemühte sich diese Sintflut, ihn bis auf die Knochen zu entblößen und auch noch die Knochen selbst zu Asche zu verbrennen.
    Die Verderbnis würde ihn eines Tages in den Wahnsinn treiben, falls ihn die Macht nicht schon vorher ausbrannte. Es war wie ein Wettrennen zwischen beiden. Der Wahnsinn war jedem Mann zum Verhängnis geworden, der seit dem Beginn der Zerstörung der Welt die Macht benützt hatte, seit dem Tag, an dem Lews Therin Telamon, der Drache, und seine Hundert Gefährten das Gefängnis des Dunklen Königs im Shayol Ghul versiegelt hatten. Der letzte Rückstoß der Macht bei dieser Versiegelung hatte die männliche Hälfte der Wahren Quelle vergiftet, und Männer, die mit der Macht umgehen konnten, Wahnsinnige, die die Macht lenkten, hatten die Welt entzweigefetzt.
    Er füllte sich mit der Macht... Und er wußte trotzdem nicht, welche der beiden Frauen das getan hatte. Beide blickten ihn voller Unschuld an, jede mit beinahe gleichermaßen fragend hochgezogener Augenbraue, unschuldig, doch leicht amüsiert. Eine von ihnen oder sogar beide füllten sich vielleicht in diesem Augenblick mit der Macht aus der weiblichen Hälfte der Wahren Quelle, aber er konnte das nicht feststellen.
    Sicher, ein Stockschlag über die Schultern war nicht Moiraines Stil. Sie fand gewöhnlich andere Wege, um zu bestrafen, subtilere, die am Ende dann um so schmerzhafter waren. So war er sich einigermaßen sicher, daß es Egwene gewesen war, aber er unternahm nichts. Beweise. Der Gedanke glitt an der Außenwand des Nichts entlang, während er drinnen schwebte, in der Leere, in der alle Gedanken und Gefühle, selbst sein Zorn, weit weg waren. Ich werde nichts ohne Beweise unternehmen. Diesmal lasse ich mich nicht zu einer Reaktion verführen. Sie war ja auch nicht mehr die alte Egwene, mit der er aufgewachsen war. Seit Moiraine sie hingesandt hatte, war sie ein Teil der Burg geworden. Wieder Moiraine. Immer Moiraine. Manchmal wünschte er, er könne Moiraine loswerden. Nur manchmal?
    Er konzentrierte sich auf sie. »Was wollt Ihr von mir?« Seine Stimme klang gepreßt und kalt in den eigenen Ohren. Die Macht raste in ihm. Egwene hatte ihm erzählt, daß die Berührung Saidars, der weiblichen Hälfte der Wahren Quelle, wie eine Umarmung sei. Bei einem Mann dagegen war es immer ein gnadenloser Kampf. »Und erwähnt die Wagen nicht mehr, kleine Schwester. Gewöhnlich erfahre ich erst, was Ihr vorhabt, lange nachdem Ihr es getan habt.«
    Die Aes Sedai runzelte die Stirn, und das war ja auch kein Wunder. Sie war bestimmt nicht daran gewöhnt, so genannt zu werden, von keinem Mann, auch nicht dem Wiedergeborenen Drachen. Er hatte selbst keine Ahnung, wie er auf dieses ›kleine Schwester‹ gekommen war. In letzter Zeit tauchten immer wieder ungewollt Worte in seinem Verstand auf. Vielleicht war das ein Anflug des Wahnsinns. Er lag oftmals nachts stundenlang im Bett und konnte nicht schlafen, weil er darüber nachgrübelte. Innerhalb des Nichts schien es, als müsse sich ein ganz anderer darüber Gedanken machen.
    »Wir sollten allein miteinander sprechen.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher