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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihn jedenfalls irgendwann allein lassen. Zweifellos nach seinem Tod.
    »Ihr wollt also über meine Planung sprechen«, sagte er trocken. Er zog eine kurzstielige Pfeife und einen ledernen Tabaksbeutel aus der Tasche, stopfte die Pfeife mit dem Daumen und berührte ganz kurz Saidin, um eine kleine Flamme über dem Tabak tanzen zu lassen. »Warum? Es sind meine Pläne.« Er paffte gemütlich und wartete, trotz Egwenes wütender Miene.
    Der Gesichtsausdruck der Aes Sedai änderte sich nicht, aber ihre großen, dunklen Augen schienen zu glühen. »Was habt Ihr angerichtet, als Ihr Euch geweigert habt, Euch meiner Führung anzuvertrauen?« Ihre Stimme klang genauso kühl, wie ihr Gesicht wirkte, doch die Worte kamen wie Peitschenhiebe heraus. »Wo immer Ihr hinkamt, habt Ihr Tod, Zerstörung und Krieg hinterlassen.«
    »In Tear nicht«, sagte er ein wenig zu schnell. Und zu schuldbewußt. Er durfte sich nicht von ihr aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Entschlossen und langsam paffte er an seiner Pfeife.
    »Nein«, gab sie zu, »in Tear nicht. Zum erstenmal hattet Ihr eine Nation hinter Euch, ein Volk, und was habt Ihr damit gemacht? Mehr Gerechtigkeit nach Tear zu bringen war lobenswert. Ihr habt Beifall verdient, weil Ihr in Cairhien wieder die Ordnung herstellen ließt und die Hungrigen gespeist habt. Zu jeder anderen Zeit würde ich Euch dafür loben.« Sie stammte selbst aus Cairhien. »Aber das alles hilft Euch nicht, wenn der Tag von Tarmon Gai'don naht.« Die Frau wich nicht von ihrer Richtung ab, und alles andere ließ sie kalt, selbst ihr eigenes Land. Sollte er nicht genauso zielbewußt handeln?
    »Was hätte ich denn Eurer Meinung nach tun sollen? Einen nach den anderen unter den Verlorenen jagen und zur Strecke bringen?« Wieder zwang er sich, vor dem Weitersprechen langsam an seiner Pfeife zu ziehen, obwohl es ihn Mühe kostete. »Wißt Ihr überhaupt, wo sie sich aufhalten? Oh, Sammael befindet sich in Illian - das wissen wir -, aber die anderen? Was wird, wenn ich Sammael angreife, wie Ihr es wohl wünscht, und statt dessen treffe ich zwei oder drei oder vier von ihnen auf einmal an? Oder gar alle neun?«
    »Ihr hättet dreien oder vieren gegenübertreten können, vielleicht sogar allen neun Überlebenden«, sagte sie eisig, »hättet Ihr nicht Callandor in Tear zurückgelassen. In Wirklichkeit rennt Ihr vor ihnen davon. Ihr habt überhaupt keinen Plan, jedenfalls keinen, um Euch auf die Letzte Schlacht vorzubereiten. Ihr rennt von einem Ort zum anderen und hofft, daß sich irgendwie alles zum Besten entwickeln wird. Ihr hofft lediglich, weil Ihr nicht wißt, was Ihr sonst tun sollt. Wenn Ihr meinen Rat beherzigt, dann hättet Ihr wenigstens...« Er unterbrach sie mit einer scharfen Geste mit der Pfeife, ohne die wütenden Blicke zu beachten, die beide Frauen ihm zuwarfen.
    »Ich habe einen Plan.« Wenn sie es wissen wollten, dann sollten sie. Er wollte verdammt sein, wenn er auch nur ein Wort änderte. »Zuerst habe ich vor, die Kriege und das Töten zu beenden, ob ich sie nun ausgelöst habe oder nicht. Wenn Menschen unbedingt töten müssen, dann sollen sie Trollocs töten und nicht sich gegenseitig. Im Aielkrieg haben vier Clans die Drachenmauer überquert und konnten sich mehr als zwei Jahre lang ziemlich ungehindert bewegen. Sie haben Cairhien geplündert und niedergebrannt und jedes Heer besiegt, das gegen sie ausgesandt wurde. Wenn sie gewollt hätten, dann hätten sie auch Tar Valon eingenommen. Die Burg hätte sie Eurer Drei Eide wegen nicht aufhalten können.« Sie durften die Macht nicht als Waffe verwenden, es sei denn gegen Schattenwesen oder Schattenfreunde oder in Selbstverteidigung, so lautete einer der Eide, und die Aiel hatten die Burg selbst nicht bedroht. Nun hatte ihn der Zorn fest im Griff. Wegrennen und hoffen, was? »Vier Clans haben das fertiggebracht. Was geschieht, wenn ich elf Clans über das Rückgrat der Welt führe?« Es würde sich auf elf beschränken müssen; die Shaido würde er wohl kaum mitbringen können. »Wenn die Länder so weit sind, daß sie an eine Vereinigung denken, wird es bereits zu spät sein.
    Sie werden meinen Frieden annehmen, oder ich will im Can Breat begraben werden.« Die Harfe gab einen schrillen Mißton von sich, und Natael beugte sich kopfschüttelnd über das Instrument. Einen Augenblick später erklangen die beruhigenden Töne wieder.
    »Keine Melone könnte so anschwellen wie dein Kopf«, knurrte Egwene und faltete die Arme unter der Brust.

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