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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aufgenommene?« fragte Sheriam, und Nynaeve fuhr zusammen und ließ schleunigst die Wahre Quelle wieder los.
    Die Aes Sedai mit den grünen Augen führte die anderen zurück zu ihrem buntgemischten Sortiment an Stühlen, die so ausgerichtet auf dem Teppich standen, daß sich die vier stehenden Frauen im Mittelpunkt eines Halbkreises befanden. Ein paar nahmen Gegenstände vom Tisch mit. Sie setzten sich hin und blickten Nynaeve an. Ihre kurz aufgeflammten Gefühle waren wieder der typischen Gelassenheit der Aes Sedai gewichen. Von keinem dieser alterslosen Gesichter war auch nur eine Spur der herrschenden Hitze abzulesen; kein einziger Schweißtropfen, nicht einmal Feuchtigkeit war darauf zu sehen. Schließlich sagte Anaiya mit sanft tadelndem Unterton; »Ihr wart sehr lange schon von uns entfernt, Kind. Was Ihr in der Zwischenzeit auch gelernt habt - Ihr habt wohl auch einiges dabei vergessen.«
    Errötend knickste Nynaeve. »Vergebt mir, Aes Sedai. Ich wollte meinen Rang nicht überschreiten.« Sie hoffte, sie würden glauben, es sei die Scham, die ihre Wangen glühen ließ. Sie war ja tatsächlich auch lange Zeit weg gewesen. Vor nur einem Tag hatte sie die Befehle erteilt, und die Leute sprangen, wenn sie es ihnen sagte. Jetzt war sie es, von der man das erwartete. Das tat weh.
    »Ihr habt uns eine interessante ... Geschichte erzählt.« Carlinya glaubte offensichtlich nur sehr wenig davon. Die Weiße Schwester drehte Birgittes silbernen Pfeil in den Händen. »Und Ihr habt einige eigenartige Besitztümer an Euch gebracht.«
    »Die Panarchin Amathera hat uns viele Geschenke mitgegeben, Aes Sedai«, sagte Elayne. »Sie hat anscheinend geglaubt, wir hätten ihr den Thron gerettet.« Obwohl sie mit völlig ruhiger Stimme sprach, bewegte sie sich auf äußerst dünnem Eis. Nynaeve war nicht die einzige, die sich über ihre - mehr oder weniger - Gefangenschaft ärgerte. Carlinyas glatte Gesichtszüge spannten sich.
    »Ihr bringt beunruhigende Nachrichten«, sagte Sheriam. »Und einige beunruhigende ... Gegenstände.« Ihre leicht schräg stehenden Augen blickten zum Tisch hinüber, zu dem silbrigen A'dam, und dann wanderte ihr Blick zu Elayne und Nynaeve zurück. Seit sie erfahren hatten, was das war und wozu es benützt wurde, behandelten die Aes Sedai das Ding wie eine lebende Giftschlange. Jedenfalls die meisten.
    »Falls das Ding vollbringt, was diese Kinder davon behaupten«, sagte Morvrin geistesabwesend, »müssen wir es untersuchen. Und wenn Elavne wirklich der Meinung ist, sie könne einen Ter'Angreal herstellen... « Die Braune Schwester schüttelte den Kopf. Der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit galt dem flachen Steinring mit Flecken und Streifen in Rot und Blau und Braun, den sie in einer Hand hielt. Die anderen beiden Ter'Angreal lagen auf ihrem breiten Schoß. »Ihr sagt Verin Sedai habe Euch das gegeben? Wieso wurde uns das nicht früher gesagt?« Die Frage galt nicht Nynaeve oder Elayne, sondern Siuan.
    Siuan runzelte die Stirn, wirkte aber keineswegs so bissig, wie Nynaeve sie in Erinnerung hatte. Es lag sogar eine Andeutung von Unterwürfigkeit in ihrer Haltung, als sei ihr bewußt, daß sie mit Höhergestellten sprach, und das ging auch aus ihrem Tonfall hervor. Das war nun eine weitere Veränderung, die Nynaeve kaum glauben mochte. »Verin hat mir das nie gesagt. Ich würde ihr sehr gern ein paar Fragen stellen.«
    »Und ich habe ein paar Fragen diesbezüglich.« Myrelles olivfarbenes Gesicht lief dunkel an, als sie ein wohlbekanntes Dokument entfaltete - warum hatten sie das nur aufgehoben? - und laut vorlas: »Was die Trägerin tut, geschieht auf meinen Befehl und kraft meiner Autorität. Gehorcht und schweigt auf meinen Befehl. Siuan Sanche, Behüterin der Siegel, Flamme von Tar Valon, der Amyrlin-Sitz.« Sie zerknüllte das Dokument mitsamt dem Siegel in einer Hand. »Wohl kaum etwas, das man Aufgenommenen in die Hand drückt.«
    »Zu jener Zeit wußte ich nicht, wem ich überhaupt vertrauen könne«, sagte Siuan verbindlich. Die sechs Aes Sedai blickten sie an. »Es lag damals durchaus in meiner Machtbefugnis.« Die sechs Aes Sedai zuckten mit keiner Wimper. Ihre Stimme klang niedergeschlagen und verständnisheischend: »Ihr könnt mich nicht für das zur Verantwortung ziehen, was ich zu einer Zeit tun mußte, als ich das Recht dazu hatte. Wenn das Boot sinkt, verstopft man das Leck mit allem, was man zur Hand hat.«
    »Und warum habt Ihr uns nichts davon gesagt?« fragte Sheriam ruhig, doch

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