Die Feuer des Himmels
so ehrgeizig. Auch Nynaeve, aber sie gibt es nicht zu. Ich wünschte, ich hätte unrecht. Ich würde mit euch kommen. Zumindest...« Sie knurrte wütend irgend etwas vor sich hin. »Die drei, die ihr mitgebracht habt, bedeuten Schwierigkeiten, und das ist eine Vision.«
Da war er. Der Ansatzpunkt, den sie benötigte. Doch anstatt zu fragen, was sie auf der Zunge hatte, sagte sie: »Du meinst damit Marigan und Nicola und Areina? Wie könnten sie denn Schwierigkeiten bedeuten?« Nur ein Idiot mißachtete Mins Visionen.
»Ich weiß auch nicht genau. Ich habe lediglich aus dem Augenwinkel so etwas wie eine Aura entdeckt. Nie, wenn ich sie direkt anblickte, wo ich etwas hätte erkennen können. Es gibt nicht viele, die die gesamte Zeit über eine Aura tragen, weißt du. Schwierigkeiten. Vielleicht klatschen sie zuviel. Habt ihr etwas unternommen, wovon die Aes Sedai nichts erfahren sollten?«
»Bestimmt nicht«, sagte Elayne knapp. Min sah sie von der Seite her an, und sie fügte hinzu: »Na ja, jedenfalls nichts, wozu wir nicht gezwungen gewesen wären. Und davon können sie eigentlich unmöglich etwas wissen.« Das brachte das Gespräch auch nicht dorthin, wo sie es haben wollte. So holte sie tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Wasser. »Min, du hattest doch eine Vision in bezug auf Rand und mich, ja?« Sie ging zwei Schritte weiter, bevor ihr bewußt wurde, daß die andere stehengeblieben war.
»Ja.« Es klang sehr vorsichtig.
»Du hast gesehen, daß wir uns verlieben würden.«
»Nicht genau. Ich sah, daß du dich in ihn verlieben würdest. Ich weiß nicht, was er für dich empfindet, nur, daß er auf irgendeine Weise an dich gebunden ist.«
Elaynes Mundpartie spannte sich. Das war ungefähr, was sie erwartet hatte, aber nicht unbedingt hören wollte. Über ›ich wünschte‹ und ›ich möchte‹ kann man stolpern, aber ›es ist‹ gibt einen glatten Pfad. Das hatte Lini gesagt. Man mußte sich an das halten, was wirklich war, und nicht, was man gerne hätte. »Und du hast gesehen, daß da noch jemand war. Jemand, mit der ich ... ihn teilen ... mußte.«
»Zwei«, sagte Min heiser. »Zwei andere. Und ... und ich bin eine davon.«
Elayne hatte den Mund bereits zur nächsten Frage geöffnet, doch nun schnappte sie nach Luft. »Du?« brachte sie schließlich mühsam heraus.
Min fauchte: »Ja, ich! Glaubst du etwa, ich könnte mich nicht verlieben? Ich wollte ja nicht, aber es ist eben passiert und damit hat sich's.« Sie stolzierte an Elayne vorbei die Gasse hinunter. Diesmal brauchte Elayne länger, um sie einzuholen.
Das erklärte natürlich einiges. Warum Min immer so nervös das Thema umgangen hatte. Die Stickerei auf ihren Aufschlägen. Und wenn sie sich nicht täuschte, trug Min auch etwas Rouge auf den Wangen. Was empfinde ich nun eigentlich dabei? fragte sie sich. Sie kam nicht ganz klar damit. »Wer ist die dritte?« fragte sie leise.
»Keine Ahnung«, murmelte Min. »Ich weiß nur, daß sie ziemlich launisch sein muß. Aber es ist nicht Nynaeve, dem Licht sei Dank.« Sie lachte schwach. »Ich glaube, das hätte ich nicht überlebt.« Noch einmal warf sie Elayne einen vorsichtig forschenden Seitenblick zu. »Was wird das für uns beide bedeuten? Ich mag dich. Ich hatte niemals eine Schwester, aber manchmal habe ich das Gefühl, daß du... Ich will deine Freundin sein, Elayne, und ich werde dich weiterhin mögen, gleich, was passiert, aber ich kann auch nicht einfach aufhören, ihn zu lieben.«
»Mir gefällt der Gedanke nicht besonders, einen Mann teilen zu müssen«, sagte Elayne verkrampft. Das war wohl die Untertreibung ihres Lebens.
»Mir auch nicht Nur... Elayne, ich schäme mich ja, es zugeben zu müssen, aber ich werde ihn nehmen, ganz gleich, wie ich ihn bekommen kann. Nicht, daß eine von uns überhaupt eine Wahl hätte. Licht, er hat mein ganzes Leben durcheinandergebracht. Wenn ich bloß an ihn denke, dreht sich mir schon der Kopf.« Es klang, als könne sich Min nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen solle.
Elayne atmete langgezogen aus. Es war nicht Mins Schuld. War es besser, daß es Min war und nicht beispielsweise Berelain oder eine andere, die sie nicht leiden konnte? »Ta'veren«, sagte sie. »Er formt die Welt um sich herum. Wir sind Splitter in einem Wasserstrudel. Aber ich glaube mich erinnern zu können, daß du und ich und Egwene schworen, wir würden niemals einen Mann zwischen uns und unsere Freundschaft treten lassen. Irgendwie werden wir schon damit fertig,
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