Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
die anderen würden von nun an noch heimlicher und hinterhältiger intrigieren. Aviendha machte sich vielleicht keine Sorgen in bezug auf Rachemaßnahmen ihr selbst gegenüber; er wäre überrascht gewesen, hätte sie diese Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen. Doch eine Frau, die den Hochsitz eines mächtigen Adelshauses repräsentierte, war nicht das gleiche wie eine junge Adlige von niederem Rang. Wie sich ihre Handlungsweise auch auf ihn auswirken mochte: Aviendha könnte sehr wohl erleben, daß sie in einem düsteren Flur überfallen würde und man ihr zehnfach heimzahlte, was sie Colavaere getan hatte, wenn nicht noch Schlimmeres. »Laß mich das nächstemal die Dinge auf meine Art erledigen. Ich bin der Car'a'carn, hast du das vergessen?«
    »Du hast Rasierschaum auf dem Ohr, Rand al'Thor.«
    Er knurrte in sich hinein, schnappte sich das gestreifte Handtuch und schrie: »Herein!«, da es an die Tür geklopft hatte.
    Asmodean trat ein, weiße Spitzen am Hals und an den Manschetten seines schwarzen Rocks, den Harfenkoffer auf dem Rücken und ein Schwert an der Seite. Der Kühle seines Gesichtsausdrucks nach mochte Winter herrschen, doch seine dunklen Augen blickten mißtrauisch drein.
    »Was wollt Ihr, Natael?« fragte Rand gereizt. »Ich habe Euch gestern abend Eure Anweisungen gegeben.«
    Asmodean befeuchtete seine Lippen und warf Aviendha einen kurzen Blick zu. Sie hatte die Stirn gerunzelt. »Weise Befehle, ja. Ich glaube auch, ich könnte etwas zu Eurem Vorteil in Erfahrung bringen, wenn ich hierbliebe, um alles zu beobachten, aber heute morgen dreht sich das Tagesgespräch um die Schreie, die man letzte Nacht aus den Gemächern Lady Colavaeres hörte. Man sagt, sie habe Euch erzürnt, aber niemand weiß, wie und warum. Diese Unsicherheit bringt alle dazu, heute einen Bogen um Euch zu machen. Ich glaube fast, in den nächsten Tagen wird es keiner mehr wagen, auch nur laut zu atmen, aus Angst, was Ihr davon halten könntet.« Aviendhas Miene war ein Urbild unverschämter Selbstzufriedenheit.
    »Also wollt Ihr mitkommen?« fragte Rand leise. »Ihr wollt hinter mir stehen, wenn ich Rahvin gegenübertrete?«
    »Welcher Ort wäre besser für den Barden des Lord Drachen geeignet? Aber vielleicht sollte ich mich da aufhalten, wo Ihr mich immer im Auge habt? Wo ich meine Loyalität unter Beweis stellen kann. Ich bin nicht stark.« Asmodeans traurige Grimasse schien natürlich für einen Mann, der so etwas zugab, doch einen Moment lang fühlte Rand, wie der Mann von Saidin durchströmt wurde, fühlte den Makel, und der war es, der Asmodean sein Gesicht so hatte verziehen lassen. Es war nur ein Augenblick gewesen, doch der reichte ihm, um es zu beurteilen. Sollte Asmodean alle Macht an sich gezogen haben, die er in seinem Zustand beherrschen konnte, würde er nur unter größten Schwierigkeiten einer der Weisen Frauen widerstehen können, die mit der Macht umgehen konnten. »Nicht stark, aber vielleicht kann auch eine Kleinigkeit helfen.«
    Rand wünschte, er könne die Abschirmung sehen, die Lanfear gewoben hatte. Sie hatte behauptet, sie werde sich mit der Zeit auflösen, aber Asmodean schien jetzt keineswegs besser in der Lage, die Macht zu lenken, als am ersten Tag, den er sich in Rands Hand befunden hatte. Vielleicht hatte sie gelogen, um Asmodean trügerische Hoffnung zu bereiten, und um Rand glauben zu lassen, der Mann werde stark genug und könne ihn mehr lehren, als er tatsächlich konnte. Das würde ihr ähnlich sehen. Er wußte nicht genau, ob dieser Gedanke von ihm oder von Lews Therin stammte, doch er war sich sicher, daß es stimmte.
    Die lange Pause machte Asmodean so nervös, daß er sich wieder die Lippen lecken mußte. »Ein oder zwei Tage hier spielen keine Rolle. Dann seid Ihr sowieso entweder zurück oder tot. Laßt mich meine Loyalität beweisen. Vielleicht kann ich etwas tun. Ein Hauch mehr Gewicht auf Eurer Seite könnte den Ausschlag für Euch geben.« Noch einmal floß Saidin in ihn, wenn auch wieder nur einen Moment lang. Rand spürte, wie er sich anstrengte, doch es blieb bei einem dünnen Rinnsal. »Ihr wißt ja, welche Wahl ich habe. Ich hänge an jenem Grasbüschel am Rande des Abgrunds und bete darum, daß es noch einen Herzschlag länger halten möge. Scheitert Ihr, bin ich schlimmer dran als nur einfach tot. Ich muß dafür sorgen, daß Ihr gewinnt und überlebt.« Plötzlich fiel ihm Aviendha wieder auf, und ihm schien bewußt zu werden, daß er möglicherweise zuviel gesagt

Weitere Kostenlose Bücher