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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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er selbst daran dachte, sich mehr Höflichkeit anzugewöhnen, tat Egwene dies keineswegs. Falls glühende Kohlen dunkelbraun wären, hätten sie genauso ausgesehen wie Egwenes Augen. »Du bist ein wollköpfiger Narr, Rand al'Thor, und ich hätte niemals Elayne sagen dürfen, daß du gut genug für sie seist! Du bist nicht einmal gut genug für ein Wiesel! Nimm die Nase herunter! Ich erinnere mich daran, wie du geschwitzt und versucht hast, dich aus Sachen herauszureden, in die dich Mat hineingezogen hatte. Ich erinnere mich daran, wie dich Nynaeve verhauen hat, bis du am Heulen warst und ein Kissen brauchtest, um den Rest des Tages überhaupt noch sitzen zu können. Und das ist noch gar nicht so viele Jahre her. Ich sollte Elayne sagen, daß sie dich vergessen kann! Wenn sie wüßte, wie du dich entwickelt hast...«
    Er starrte sie mit offenem Mund an, als ihre Tirade weiterging. Sie war wütender als je, seit sie den Raum durch den Perlenvorhang betreten hatte. Dann traf es ihn unvermittelt. Dieses leichte und ganz sicher unbeabsichtigte Kopfschütteln, mit dem sie ihn wissen ließ, daß es Moiraine gewesen sei, die ihm mit Hilfe der Macht eines verpaßt hatte. Egwene bemühte sich so sehr, alles, was sie anpackte, richtig und fehlerfrei zu tun. Sie lernte bei den Weisen Frauen, und so trug sie Aielkleidung. Es konnte durchaus sein, daß sie auch andere Sitten der Aiel hier für sich annahm. Das sähe ihr ähnlich. Aber die ganze Zeit über arbeitete sie hart daran, eine richtige Aes Sedai zu werden, obwohl sie ja erst zu den Aufgenommenen gehörte. Aes Sedai beherrschten sich im allgemeinen eisern und verrieten sich nie, wenn sie etwas verbergen oder verschleiern wollten.
    Ilyena hat es mich nie so spüren lassen, wenn sie auf sich selbst böse war. Wenn sie mich durch die Mangel gedreht hat, dann nur... Einen Moment lang erstarrte sein Verstand. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie eine Frau namens Ilyena kennengelernt. Und doch konnte er ihr Gesicht aus seiner Erinnerung heraufbeschwören, trüb jedenfalls: ein hübsches Gesicht, Haut wie Milch, goldenes Haar genau wie das Elaynes. Das mußte einfach der beginnende Wahnsinn sein. Sich an eine eingebildete Frau zu erinnern! Vielleicht würde er sich eines Tages mit Leuten unterhalten, die gar nicht da waren.
    Egwenes Gardinenpredigt endete in einem besorgten Blick. »Geht es dir gut, Rand?« Der Zorn war aus ihrer Stimme gewichen, als habe er nie existiert. »Stimmt etwas nicht? Soll ich Moiraine zurückholen, damit sie dich... «
    »Nein!« sagte er, und fast im gleichen Moment besänftigte nun auch er seinen Tonfall. »Sie kann das nicht heilen...« Selbst eine Aes Sedai konnte einen wahnsinnig gewordenen Verstand nicht heilen. Niemand konnte ihn von dem heilen, woran er krankte. »Geht es Elayne gut?«
    »Es geht ihr gut.« Trotz ihres ganzen Wortschwalls von vorher schwang nun doch etwas Sympathie in ihrer Stimme mit. Das war alles, was er erwarten durfte. Alles außer dem, was er sowieso schon bei Elaynes Abreise aus Tear wußte, ging nur die Aes Sedai an und nicht ihn. Das hatte ihm Egwene schon mehr als einmal gesagt, und Moiraine genauso. Die drei Weisen Frauen, die Traumgängerinnen, von denen Egwene ausgebildet wurde, hatten noch weniger gesagt. Sie hatten ihre eigenen Gründe dafür, warum sie mit seiner Handlungsweise nicht einverstanden waren.
    »Ich sollte am besten nun auch gehen«, fuhr Egwene fort und legte sich die Stola wieder über die Oberarme. »Du bist müde.« Dann runzelte sie leicht die Stirn und fragte: »Rand, was bedeutet es, im Can Breat begraben zu sein?«
    Er wollte sie schon fragen, wovon beim Licht sie eigentlich sprach, doch dann erinnerte er sich daran, diese Bezeichnung benützt zu haben. »Nur etwas, das ich mal gehört habe«, log er. Er hatte genausowenig Ahnung, was es bedeutete, wie davon, woher er das hatte.
    »Ruh dich aus, Rand«, sagte sie und klang, als sei sie zwanzig Jahre älter und nicht zwei jünger. »Versprich es mir. Du brauchst es.« Er nickte. Sie blickte einen Moment lang forschend sein Gesicht an, als suche sie darin die Wahrheit, und dann ging sie zur Tür.
    Rands silberner Becher schwebte vom Teppich empor und zu ihm herüber. Hastig schnappte er ihn aus der Luft, bevor sich Egwene noch einmal nach hinten umsah.
    »Vielleicht sollte ich dir das gar nicht sagen«, brachte sie zögernd heraus. »Elayne hat mir das nicht als Botschaft für dich anvertraut, aber... Sie sagte, daß sie dich liebt.

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