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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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so stark. Es war nicht fair, daß die Männer nicht nur die kräftigeren Muskeln besaßen, sondern auch mehr Kraft in bezug auf die Macht. Die Aes Sedai in der Burg hatten immer behauptet, sie seien in etwa gleich. Es war einfach nicht...
    Sie versuchte nur, sich selbst abzulenken. Also holte sie tief Luft und zog Moghedien hinter sich her von der Treppe weg. Höher hinauf führte sie nicht.
    Dieser Flur war auch leer. Sie ging zur Abzweigung und spähte um die Ecke. Und da war er. Ein hochgewachsener, ganz in Schwarz gekleideter Mann mit weißen Strähnen im dunklen Haar, der durch die gewundenen Lücken im Fenstergitter auf etwas hinabblickte. Auf seinem Gesicht stand Schweiß, und die Anstrengung war ihm anzusehen, doch er schien zu lächeln. Es war ein gutaussehendes Gesicht, so wie das Galads, aber in diesem Fall verspürte sie keinen beschleunigten Puls.
    Was er da auch anstarrte - Rand vielleicht? - nahm seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch, doch Nynaeve gab ihm so oder so keine Chance, sie zu entdecken. Es konnte ja wirklich Rand dort unten sein. Sie wußte nicht, ob Rahvin die Macht lenkte oder nicht. Sie füllte den Korridor um ihn herum von einer Wand zur anderen mit Feuer, vom Boden bis zur Decke, warf alle Energie Saidars hinein, die sie aufgenommen hatte.
    Das Feuer brannte so heiß, daß sogar der Stein zu qualmen begann. Sie zuckte vor dieser Hitze zurück.
    Rahvin schrie inmitten der Flammen auf - es war eine einzige Flamme - und taumelte davon, dorthin, wo der Flur in eine von Säulen gestützte Arkade überging. Ein Herzschlag, noch weniger, während sie noch zuckte, und dann stand er von klarer Luft umgeben mitten im Feuer. Jedes bißchen Saidar, das sie beherrschen konnte, floß in dieses Inferno, und doch widerstand er ihm. Sie konnte ihn durch die Flamme hindurch sehen. Das Feuer warf einen roten Lichtschein über alles, aber sehen konnte sie trotzdem. Rauch erhob sich von seinem angesengten Rock. Sein Gesicht war eine verbrannte Schreckensmaske. Eines seiner Augen war milchig weiß. Und doch blickten beide Augen bösartig auf sie, als er sich zu ihr umdrehte.
    Aus der Leine des A'dam erreichte sie überhaupt kein Gefühl mehr, nur bleierne Müdigkeit. Nynaeves Magen flatterte. Moghedien hatte aufgegeben. Aufgegeben, weil der Tod auf sie beide wartete.
    Feuer schob heiße Zungen durch die Fenstergitter über Rand hinweg, füllte jede Öffnung und tanzte auf die Arkade zu. Als das geschah, war mit einemmal der Kampf in seinem Innern wie weggeblasen. Er war so plötzlich ganz er selbst, daß es ihn wie ein Schock traf. Er hatte verzweifelt an Saidin festgehalten und sich bemüht, soviel wie eben möglich in sich aufzunehmen. Nun strömte es mit Gewalt in ihn hinein, eine Lawine von Feuer und Eis, die seine Knie erzittern ließ, und das Nichts bebte unter Schmerzen, die wie ein Rasiermesser an seiner Außenhaut schabten.
    Und Rahvin stolperte rückwärts unter der Arkade hervor, das Gesicht in den Palast hinein gewandt. Rahvin wand sich im Feuer und stand doch da, als berühre es ihn nicht. Und doch mußte das zuvor anders gewesen sein. Nur die Größe dieser Gestalt und die Unmöglichkeit, daß es jemand anders sein könnte, sagte Rand, daß es sich wirklich um ihn handelte. An dem Verlorenen sah man nur Ruß und aufgesprungenes, rotes Fleisch, wo die Haut weggebrannt war, so daß jede Heilerin Schwierigkeiten gehabt hätte, ihn noch zu retten. Er mußte unvorstellbare Qualen erlitten haben. Allerdings befand sich auch Rahvin innerhalb seines eigenen Nichts, in Leere gehüllt, wo die Schmerzen diesem verbrannten Überrest seines Körpers fern lagen und Saidin nahe war.
    Saidin wütete auch in Rand, und er warf nun alles in den Kampf. Nicht, um zu heilen.
    »Rahvin!« schrie er, und Baalsfeuer entfloh seinen Händen, ein mehr als mannsdicker Strahl geschmolzenen Lichts, von aller Macht vorwärtsgetrieben, über die er verfügte.
    Es traf den Verlorenen, und Rahvin hörte auf, zu existieren. Die Schattenhunde in Rhuidean waren zu einem Schleier von Lichtpunkten zerfallen, bevor sie verschwanden, bevor dieses eigenartige Leben, das an ihnen festhielt verlosch oder das Muster sie freigab, das versucht hatte, sie zu erhalten. Damit verglichen ... verlosch ... Rahvins Existenz einfach; es ... gab ihn nicht mehr, war, als habe es ihn nie gegeben.
    Rand ließ das Baalsfeuer erlöschen und schob Saidin ein Stückchen von sich weg. Er bemühte sich, den purpurnen Schleier vor seinen Augen wegzublinzeln,

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