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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gibt, sich gegen die Verderbnis zu schützen?« wollte Rand wissen. »Was, wenn es irgendwie entfernt werden kann? Würdet Ihr euch dann auch noch umbringen?«
    Asmodeans hartes Lachen wirkte absolut ätzend. »Der Schatten soll mich holen! Ihr müßt wohl langsam glauben, Ihr wärt der verdammte Schöpfer selbst! Wir sind tot! Beide. Tot! Seid Ihr zu blind vor Stolz, um das einzusehen? Oder seid Ihr einfach zu schwer von Begriff, Ihr hoffnungsloser Schafhirte?«
    Rand ließ sich nicht provozieren. »Warum macht Ihr dann nicht zu und beendet Euer Leben?« fragte er mit tonloser Stimme. Ich war nicht so blind, daß ich nicht gemerkt hätte, was du und Lanfear vorhattet. Ich war nicht schwer genug von Begriff, um sie zu überlisten und dich in die Falle zu locken. »Wenn es keine Hoffnung gibt, keine Chance, nicht einmal die kleinste... warum seid Ihr dann noch am Leben?«
    Asmodean blickte ihn immer noch nicht an und rieb sich dafür den einen Nasenflügel. »Ich habe einst einen Mann gesehen, der an einer Klippe hing«, sagte er nachdenklich. »Die Kante ist unter seinen Fingern abgebröckelt, und alles, woran er sich festhalten konnte, war ein Grasbüschel, nur ein paar lange Halme, deren Wurzeln sich mühsam an den Felsen klammerten. Das war die einzige Chance, die er besaß, um wieder auf die Klippe hochzuklettern. Also hat er zugepackt.« In seinem plötzlichen leisen Auflachen schwang keinerlei Freude mit. »Er muß gewußt haben, daß sich das Grasbüschel lösen würde.«
    »Habt Ihr ihn gerettet?« fragte Rand, doch Asmodean antwortete nicht.
    Als Rand zur Tür gehen wollte, erklang hinter ihm wieder die Melodie des ›Todesmarsches‹.
    Die Perlenschnüre fielen hinter ihm zu, und die fünf Töchter des Speers, die in dem breiten, leeren Flur gewartet hatten, standen leichtfüßig auf, nachdem sie offenbar die ganze Zeit über auf den hellblauen Fliesen gehockt hatten. Alle bis auf eine waren sehr groß für Frauen, allerdings nicht unbedingt nach Aielmaßstäben. Ihrer Anführerin, Adelin, fehlte kaum mehr als eine Handbreit, um ihm in die Augen sehen zu können. Die Ausnahme, ein feuriger Rotschopf namens Enaila, war nicht größer als Egwene und außerordentlich empfindlich ihrer geringen Größe wegen.
    Wie bei den Clanhäuptlingen waren ihre Augen alle blau oder grau oder grün und ihr Haar hellbraun oder blond oder rot. Das Haar hatten sie kurz geschnitten bis auf eine Art von Pferdeschwanz. Auf der einen Seite ihrer Gürtel hingen gefüllte Köcher und auf der anderen lange Messer. Auf dem Rücken trugen sie in Futterale gesteckte Hornbögen. Jede hielt drei oder vier kurze Speere mit langen, blattförmigen Spitzen in der Hand und hatte am Arm einen runden Schild aus Stierleder. Aielfrauen, die Herd und Kinder ablehnten, hatten ihre eigene Kriegergemeinschaft: Far Dareis Mai, die Töchter des Speers.
    Er begrüßte sie mit einer leichten Verbeugung, was sie zum Lächeln brachte. Es war keine Aielsitte, jedenfalls nicht auf diese Art und Weise, wie man sie ihm beigebracht hatte. »Ich sehe Euch, Adelin«, sagte er. »Wo ist Joinde? Ich dachte, sie sei vorher bei Euch gewesen? Ist sie krank geworden?«
    »Ich sehe Euch, Rand al'Thor«, antwortete sie. Ihr hellblondes Haar erschien noch bleicher da es ein sonnengebräuntes Gesicht umrahmte. Über eine Wange verlief eine dünne, weiße Narbe. »Auf gewisse Weise. Sie hat den ganzen Tag schon Selbstgespräche geführt, und vor nicht einmal einer Stunde ging sie los, um Garan von den Jhirad-Goshien einen Brautkranz vor die Füße zu legen.« Ein paar der anderen schüttelten die Köpfe. Zu heiraten bedeutete auch, den Speer aufgeben zu müssen. »Morgen ist sein letzter Tag als ihr Gai'schain. Joinde gehört zu den Schwarzfelsen-Shaarad«, fügte sie in bedeutungsvollem Tonfall hinzu. Es hatte auch seine Bedeutung, denn obwohl es öfters vorkam, daß Männer oder Frauen heirateten, die als Gai'schain dienen mußten, geschah das nur selten zwischen Clans, die eine Blutfehde ausfochten, auch wenn diese gerade ausgesetzt war.
    »Das ist eine Krankheit, die sich im Augenblick ausbreitet«, stellte Enaila hitzig fest. Ihre Stimme klang gewöhnlich so rotglühend, wie ihr Haar war. »Jeden Tag, seit wir nach Rhuidean kamen, flechten ein oder zwei Töchter des Speers Brautkränze.«
    Rand nickte und hoffte, sie würden es als Sympathiekundgebung auffassen. Dabei war alles seine Schuld. Doch wenn er ihnen das sagte, müßte er sich fragen, wie viele noch riskieren

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